Sei gut zu dir, wir brauchen dich
Kindheit und
Familie und in den Beziehungen zu anderen Menschen (zum Beispiel die erste Liebe, die beste Freundin, der Trainer des Sportvereins)
immer wieder gesagt bekamen, hat einen enormen Einfluss auf unsere Selbstachtung. Machen wir uns nicht bewusst, welche Sätze
uns in der Kindheit und Jugend wiederholt gesagt wurden, können sie unser Denken und Handeln ein Leben lang beeinflussen.
Deshalb mein Rat: Prüfen Sie zuerst, was sich in dieser Hinsicht alles bei Ihnen festgesetzt hat. Denn Ihre Lebensbotschaften
sind nicht selten ausschlaggebend dafür, ob Sie im Beruflichen erfolgreich sind oder immer wieder Misserfolge ernten, ob Sie
im Privaten glücklich sind oder immer wieder an die falschen Lebenspartner geraten, ob Sie schüchtern und ängstlich oder mutig
und selbstbewusst |17| an Schwierigkeiten und Probleme herangehen, und ob Sie gut mit sich umgehen oder sich selbst schlecht behandeln.
Überlegen Sie: Wie sehen die Sprüche aus, die Sie geprägt haben? Was haben Eltern, Geschwister und andere Bezugspersonen häufig
zu Ihnen gesagt – vom besten Schulfreund bis hin zum ersten Lehrer oder Vorgesetzten. Wie hat man reagiert, wenn Sie mal etwas
falsch gemacht haben oder dringend Hilfe brauchten? Was rief man Ihnen hänselnd hinterher? Was sagte man, um Sie zu ermuntern
oder zu trösten? Wurden Sie oft gelobt oder mehr getadelt? Hat man Ihnen so etwas wie ein Grundvertrauen vermittelt (»Was
du auch anstellst, wir sind immer für dich da.«)? Oder war es eher Gleichgültigkeit und vielleicht sogar das Gefühl, eine
Belastung zu sein?
Was fällt Ihnen an dieser Stelle auf? Wird Ihnen bewusst, dass es viel mehr abwertende als aufbauende Töne waren und Sätze,
die Sie erniedrigt haben, dann sollten Sie noch heute damit beginnen, Ihre Selbstachtung zu stärken. Denn egal, wie alt Sie
sind: Sie können Ihre Biografie immer noch mitschreiben, an diesem Tag und in dieser Minute wieder die Regie übernehmen statt
sich weiterhin unterschwellig dirigieren zu lassen. Mit anderen Worten: Es gibt tatsächlich Wege, wie Sie auf Ihre Vergangenheit
Einfluss nehmen können. Und zwar so, dass Ihre Gegenwart und Zukunft nicht nachteilig davon bestimmt werden und Sie sich bei
der Verwirklichung Ihrer Lebensveränderungswünsche und Ziele nicht selbst drosseln, sondern freie Fahrt haben. Die folgenden
Sätze sind typische Beispiele für negative Lebensbotschaften:
»Du störst!« (wird auch wortlos geäußert)
»Das schaffst du nicht!«
»Du machst immer alles falsch!«
»Du bist eine Enttäuschung!« (wird auch wortlos geäußert)
»Das kann dein Bruder/deine Schwester besser!«
»Du bist genauso wie deine Mutter/dein Vater!«
»Was soll nur aus dir werden?« |18|
»Das verstehst du sowieso nicht!«
»Das geht bestimmt schief!«
»Dein Aussehen/deine Figur ist nicht okay!« (wird auch wortlos geäußert)
Haben Sie die negativen Botschaften von früher aus dem Unterbewusstsein hervorgelockt, müssen Sie sie gegen positive Botschaften
austauschen. Doch das ist gar nicht so schwer wie es zunächst klingen mag. Bei dem folgenden Fall aus meiner Beratungspraxis
ist es auch gelungen.
»Nur adrett bist du nett . . .«
Beatrix, eine attraktive Frau Anfang vierzig, ist von Beruf Immobilienmaklerin. Sie ist Single, lebt in einer schönen Wohnung
und führt eine Beziehung mit Frank, einem geschiedenen Mann. Der würde alles dafür tun, um mit ihr ein neues Leben anzufangen.
Doch Beatrix blockt ab. Sie mag Frank, doch sie weist ihn immer wieder zurück.
Sie fährt mit Frank in Urlaub – allerdings nur, wenn dafür gesorgt ist, dass sie ein eigenes Hotelzimmer bekommt, in dem sie
sich zurechtmachen und auch übernachten kann. Denn was sie vermeiden will, ist morgens neben Frank aufzuwachen, unfrisiert
und ungeschminkt – für sie eine grauenhafte Vorstellung. Ebenso wie die, gemeinsam dasselbe Bad zu benutzen.
Frank ist das unverständlich, denn er sagt: »So wie du gerade bist, bist du. Ich liebe dich auch ohne Make-up.« Beatrix aber
sträubt sich. Sie mag ihren Schutzraum für den Rückzug nicht aufgeben, scheint ihn sogar manchmal noch über die Beziehung
zu stellen. Irgendwann hat Frank dieses Spiel satt, ruft nicht mehr so häufig an und sie sehen sich seltener als früher. Nun
bekommt Beatrix Angst, Frank zu verlieren, kann sich aber auch nicht vorstellen, ihm alles von sich zu zeigen.
|19| Eine ausweglose Situation. Denn nicht nur privat, auch im Beruf wurde das
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