Sei mein Stern
zweites Mal seinen Lauf nehmen würde?“ Sie rückte so weit von Simon ab, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. „Und überhaupt, wer sollte das durchführen? Rafaels telepathische Kräfte sind nicht ausgeprägt genug.“
„Ich würde mich gerne noch einmal in Jana verlieben“, sinnierte Simon geistesabwesend. „David ist doch recht bewandert in diesen Dingen, oder?“
„Ach, Simon, diese Idee ist doch von vornherein zum Scheitern verurteilt.“
„Glaub ja nicht, das wäre schlimmer, als den Rest meines Lebens auf Jana zu verzichten“, maulte er starrköpfig.
„Na Bruderherz, machst du dich jetzt an meine Frau ran, nachdem du deine in die Flucht geschlagen hast?“, ließ sie da Rafaels Stimme auseinanderfahren. Gänzlich unbemerkt hatte dieser sich von der Seite angeschlichen.
Valerie hob den Blick und sogleich flackerten Herzchen in ihren Augen auf. Simon schüttelte lächelnd den Kopf, als sein Bruder seine Frau mit der gleichen Entrücktheit betrachtete. Die beiden hatten wahrlich ihr Glück gefunden, da konnte man vor Neid fast erblassen.
„Simon hatte gerade eine richtige Schnapsidee. David soll sein und Janas Gedächtnis löschen, damit sie noch einmal von vorne beginnen können“, petzte Valerie.
Rafael schritt hinter seine Frau und massierte ihr zärtlich die Schultern. „Simon, also wirklich! Das ist doch völlig irre.“
„Ja und? Was ist denn an unserer Beziehung nicht verrückt?“, insistierte Simon. „Ein außerirdischer Computerhacker lernt als Securityangestellter getarnt auf der Erde eine als Journalistin getarnte Undercover-Agentin kennen, die das erklärte Ziel verfolgt, ihn hochgehen zu lassen. Wenn das mal keine Ironie des Schicksals ist. Das hört sich nach Hollywoodstoff an, aber keinesfalls nach der Realität.“
Rafael grinste. „Stimmt, das ist haargenau der Stoff, aus dem Drehbücher sind. Ich glaube, du hast mir gerade die Vorlage für mein nächstes Projekt geliefert. Aber jetzt mal Spaß beiseite. Habe ich dir nicht schon einmal nahegelegt, dich auf die Hinterbeine zu stellen? Kämpfe um sie! Hast du ihr eigentlich jemals deine wahren Gefühle offenbart?“
Simon verzog das Gesicht. „Natürlich.“
„Hast du ihr auch zu verstehen gegeben, warum du sie liebst? Was an ihr so Besonderes ist?“, ließ Rafael nicht locker.
Nun guckte Simon ein wenig belämmert drein. „Äh, also, vielleicht habe ich es nicht so genau auf den Punkt gebracht.“
„Aha!“, triumphierte Rafael. „Da haben wir es schon. Tja, Simon, wenn alle Stricke reißen, wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben, als vor ihr auf die Knie zu fallen und durch den Dreck zu robben.“
Valerie richtete sich auf und warf ihrem Mann einen strafenden Blick zu. „Rafael, was gibst du da eigentlich für einen Blödsinn von dir. Der arme Simon ist doch schon genug durch den Wind, und dann kommst du mit deinen neunmalklugen Sprüchen daher. Hast du jemals ausführlich zum Besten gegeben, warum du mich liebst? Und auf den Knien habe ich dich auch noch nie gesehen.“
Rafael verdrehte die Augen. „Ach, Val, das sind doch zwei Paar Stiefel. Außerdem weißt du genau, dass ich dir zu Füßen liege. Und zwar jeden Tag, vierundzwanzig Stunden lang.“
Valerie zog eine Augenbraue hoch. „Ach ja?“
Für einen kurzen Moment hing ein betretenes Schweigen in der Luft, bis Simon die Stille durchbrach. „Ich mache euch einen Vorschlag. Falls Jana zu mir zurückkehrt, werde ich mir die Idee mit David aus dem Kopf schlagen und einen weiteren Versuch mit ihr starten. Falls nicht, komme ich noch mal darauf zurück. Na, was meint ihr?“
Doch Valerie und Rafael glotzten ihn nur wortlos an. So sank er tiefer in den Stuhl und starrte wieder gen Himmel. Und erneut wanderten seine Gedanken zu Jana …
… genau wie sie im Geiste Tag und Nacht bei ihm verweilte. Jana spazierte mit leerem Blick durch Hamburg. Die Septembersonne brutzelte ihr unerbittlich auf den Kopf, doch nach ihrem Aufenthalt auf Siria nahm sie das nicht mal mehr wahr. Gerädert sank sie auf die weitläufigen Treppen des Reesendamms, die sich bis ans Wasser der Kleinen Alster ausbreiteten. Sie beäugte die Flut von Touristen, die voller Leidenschaft die Schwäne fütterten. Es roch nach dem naheliegenden Meer, und das Plaudern der Besucher, verbunden mit dem Gekicher der umherjagenden Möwen, umnebelte einen Moment lang ihre Sinne, bevor sie eine folgenschwere Entscheidung traf.
Sie würde Simon verlassen.
Obendrein würde sie ihren
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