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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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die Welt ganz anders aus.«
    Coralie richtete sich auf, nahm ein Brötchen aus der Tüte und sah aus dem Fenster. René und Matze standen immer noch neben dem Ferrari und fachsimpelten. Die Bande aus dem dritten Stock – Jacob, Benjamin und Sascha – stürmte gerade johlend auf den Hof. Matze hatte alle Mühe, die sechs-, acht- und elfjährigen Jungen davon abzuhalten, das Auto zu entern.
    René lächelte sein Glückslächeln. Klar. Autos. Da hatte er Zeit. Da ließ er andere Aufträge auch mal sausen, wenn so ein Megakracher in seinem Hof stand. Aber wenn Coralie von Khaled und dem Workshop in London anfing, war alles anders. Kein Geld. Das Totschlagargument. Erst die Werkstatt, dann noch einmal die Werkstatt und dann erst mal ganz lange nichts.
    Â»Ein Frühstück verändert nicht die Welt«, sagte sie.
    Â»Die Welt nicht, aber die Sicht darauf.« Marion stellte sich neben sie und reichte ihr eine Tasse. »Wir sind gesund. Wir haben Arbeit. Und in vier Wochen hast du das Geld für diesen Wunder-Workshop zusammen. Ich habe mir mein erstes Fahrrad auch mit Zeitungsaustragen verdient. Und dein Vater hat eine ganze Gang dazu gebracht, alten Damen die Einkaufstüten für fünfzig Pfennige nach Hause zu tragen.«
    Â»Danke. Ja. Ich kenne die Heldendramen.« Coralie nahm die Tasse und trank einen Schluck.
    Â»Wir können dir nicht mehr geben als das, was wir haben. Immerhin ist es die Hälfte der Kosten, die du für London ausgeben musst.«
    Â»Ist schon gut.«
    Â»Und auch diese dreihundert Euro müssen wir irgendwie aufbringen. Das ist nicht einfach. Für uns alle nicht.«
    Coralie versuchte ein Lächeln. Es sah weder charmant noch französisch aus. »Ich weiß. Trotzdem bin ich todmüde. Ist das okay?«
    Ihre Mutter nickte. »Es ist immer gut, für seine Ziele zu kämpfen.«
    Ja, dachte Coralie. Aber die wenigsten Helden müssen anschließend noch zur Schule.
    Laura wartete an der Bushaltestelle. Wenn Coralie ihre beste Freundin in einem Wort beschreiben sollte, würde ihr Spitzmaus einfallen. Eine süße Spitzmaus. Laura hatte kleine dunkle Augen und eine winzige Nase. Sie zwirbelte ihre glatten schwarzen Haare zu einem Dutzend kleiner Zöpfe, die ihr wie Pinsel vom Kopf standen. Alles an Laura war zierlich. Nur ihre Schultasche nicht. Die war riesig, weil Laura zusätzlich zu ihren Schulsachen ein halbes Atelier mit sich herumschleppte. Blöcke, Stifte und – Mangas. Laura liebte Mangas. Vor ein paar Jahren hatte sie mit dem Zeichnen angefangen. Mittlerweile hatte sie schon eine kleine Fangemeinde im Netz.
    Â»Caisha sollte doch nicht den Irreversibler nehmen.« Das war es, was aus Lauras Mund kam, wenn andere Leute »Guten Morgen« sagten. »Ein normales Raumschiff täte es doch auch!«
    Der Irreversibler war – darauf war Coralie wirklich stolz – ihre Erfindung: eine Art Lichtgeschwindigkeitsrakete, die nur einen klitzekleinen Fehler hatte: Sie gewann ihre Energie aus sich selbst, war also nur einmal zu gebrauchen. Coralie hatte den Entwurf und die Konstruktion geliefert, nachdem Laura fast verzweifelt war. Seitdem stand sie ihrer Freundin in technischen Fragen mit Rat und Tat zur Seite – mochten die auch noch so absurd sein (»Wie fängt man eigentlich die Kügelchen wieder ein, die beim Pinkeln im Weltraum verloren gehen?« »Was, wenn du beim superluminaren Tunneln zu schnell zurückkommst und dir selbst gegenüberstehst?«)
    Die Kriegerin Caisha hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit Laura. Coralie liebte Lauras Mangas! Meistens drehten sie sich um Caishas geheime Aufträge in entfernten Galaxien und die anschließende überstürzte Flucht in Überlichtgeschwindigkeit vor bösen Häschern und um einen geheimnisvollen Unbekannten, in dem sie manchmal Jimi aus der Nebenklasse zu erkennen glaubte. Zumindest trugen beide, Jimi und der rätselhafte dunkle Held aus Lauras Mangas, schulterlange schwarze Locken.
    Â»Hast du Mathe?«, fragte Coralie.
    Irreversibel waren in ihrer Welt die schwarzen Löcher, die sich bei Infinitesimalrechnung auftaten.
    Â»Klar. Ich geb’s dir in der großen Pause. Die Schlagzeilen von heute?«
    Â»Krise in Griechenland. Krise in Afghanistan. Krise in meinem Portemonnaie.«
    Â»Die Sonne und ihr Planetensystem gehen heute ins Kino.« Laura wies mit einem Kopfnicken auf die kichernden

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