Sein letzter Fall - Fallet G
suchen wir?«, wollte Münster wissen.
»Weiß der Teufel«, antwortete Rooth. »Aber wenn du es findest, dann werde ich es dir sagen.«
»Fein«, sagte Münster. »Du hast eine Gabe, Dinge klarzustellen, die ich schon immer an dir bewundert habe.«
Rooth erwiderte nichts. Münster seufzte und sah sich in dem geräumigen Wohnzimmer um. Keine Spur von Elizabeth Nolan, so viel konnten sie zumindest feststellen.
Oder genauer gesagt nichts, was einen Hinweis darauf gab, wohin sie verschwunden war. Natürlich konnte man sich viele gute Gründe für sie denken, jetzt nicht zu Hause zu sein – sie hatten festgestellt, dass beide Wagen, der Rover und auch der Japaner, an ihrem Platz in der Garage und auf der Garagenauffahrt standen, aber auch das war eine Tatsache, die nicht viele Informationen beinhaltete. Schließlich gab es ja auch noch Bus und Bahn. Und Flugzeug, wenn man den Wunsch hatte, sich etwas weiter weg zu begeben. Nachdem Münster zum dritten Mal überprüft hatte, dass Frau Nolan weder in ihrem Bett lag, noch im Schlafzimmerschrank hing, bemächtigte sich seiner eine lähmende Ohnmacht.
»Das bringt doch nichts«, erklärte er Rooth, der gerade zum zweiten Mal aus dem Badezimmer kam. »Wir latschen hier wie die Idioten herum. Hier gibt es nichts zu holen, wir müssen rationeller vorgehen.«
Rooth zuckte hilflos mit den Schultern und schaute durch das Fenster auf die Straße, wo Beate Moerk und Polizeianwärter Stiller gerade aus dem Auto stiegen.
»Es kommt Verstärkung«, konstatierte er. »Jetzt sind wir zu viert. Wollen wir zumindest jeder einen Nachbarn übernehmen… und hoffen, dass die nicht zur Arbeit gefahren sind?«
Münster schaute auf die Uhr. Es war zwanzig nach sieben, und die Übelkeit war nicht abgeklungen. Hatte eher zugenommen.
»All right«, sagte er. »Ich denke, das kann jedenfalls nicht schaden.«
»Kaffee?«, fragte deKlerk.
Bausen schüttelte den Kopf und ließ sich am Schreibtisch gegenüber seinem dreißig Jahre jüngeren Nachfolger nieder.
»Die Suchmeldung ist rausgegangen«, erklärte deKlerk. »Wird in den Nachrichten im Fernsehen gesendet, und im Radio alle halbe Stunde ab…«
»Ich weiß«, unterbrach Bausen ihn. »Habe es schon im Wagen hierher gehört. Wie läuft es in der Wackerstraat?«
»Sie sind dabei, die Nachbarn zu befragen. Frau Nolan war nicht zu Hause. Das muss ja nichts zu bedeuten haben, aber im Augenblick haben wir keine andere Spur, der wir folgen könnten.«
Bausen nickte niedergeschlagen.
»Das reicht im Augenblick, wie ich fürchte«, sagte er. »Wenn wir Rooths kleines Detail ernst nehmen… dass sie wirklich die Ohnmacht nur simuliert hat… tja, dann ist mit Elizabeth Nolan nicht zu scherzen.«
»Es ist ein äußerst kleines Detail«, wies deKlerk ihn hin.
»Sicher. Aber das spielt keine Rolle. Wir haben eine Entweder-oder-Situation, wie man das so nennt.«
»Entweder-oder?«
»Ja. Wenn Rooth Recht hat, dann dürfen wir das nicht bagatellisieren. Sie hat versucht, geschockt zu spielen, während sie es eigentlich gar nicht war. Die Erklärung kann nur eine sein. Der Tod ihres Ehemannes war keine Überraschung für sie… und die Folgerung daraus ist nicht schwer zu ziehen.«
»Du meinst, dass sie ihn umgebracht hat?«, fragte deKlerk.
»Wir können das zumindest als Hypothese hernehmen. Bis auf weiteres. Genau wie die Tatsache, dass sie wohl gute Gründe dafür hatte… und so weiter. Wie wir es auch drehen und wenden, das Ganze muss auf diese alte Geschichte von vor fünfzehn Jahre zurückzuführen sein. Aber frage mich bitte nicht, wie. Verdammter Mist, aber ich habe Van Veeteren im Laufe der Zeit ziemlich gut kennen gelernt, und er ist verflucht noch mal kein Mensch, der sich ohne Grund einfach in Luft auflöst.«
»Was glaubst du eigentlich wirk…?«, fragte deKlerk, wurde aber vom Klingeln des Telefons unterbrochen.
Er nahm den Hörer ab und hörte zu. Legte die Hand auf die Muschel und flüsterte Bausen verschwörerisch zu:
»Eine Frau mit einem Tipp. Was die Suchmeldung betrifft.«
Dann hörte er weiter zu, stellte einige Minuten lang Fragen und machte sich Notizen. Bausen lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und beobachtete ihn aufmerksam – und als nach und nach klar wurde, worum sich das Gespräch handelte, begann sich etwas in ihm zu lösen. Als hätte er den ganzen Morgen den Atem angehalten.
Oder einen festen Knoten im Solarplexus gehabt.
Endlich, dachte er. Endlich klappt mal etwas in dieser verdammten
Weitere Kostenlose Bücher