Sein Todesjob in den Badlands
hatte. Es war Absicht, dass sie ihren vollen Busen an seinen Arm presste, und er wusste, dass er in der nächsten Nacht in Rapid City nicht bewegungslos neben ihr verharren würde.
Er freute sich darauf.
***
Sie waren froh, als sie endlich Rapid City in der Dunkelheit vor sich liegen sahen. Die Stadt war noch voller Leben. An ihrem Rand brannten große Feuer, und Lassiter wusste, dass sich dort das Biwak befand, das die Soldaten von Fort Meade neben ihrem großen Magazin aufgeschlagen hatten. Von innen erleuchtete Zelte reihten sich eines an das andere.
Jenny hatte sich eine Decke um die Schultern geschlungen und sich dicht an den großen Mann gedrängt. Sie hatte gedacht, dass sie in dem kleinen Ort Creston übernachten würden, doch Lassiter wollte unbedingt noch an diesem Tag Rapid City erreichen. Er hatte nur kurz überlegt, ob er das erbeutete Geld in der Bank von Creston zurücklassen sollte, wo es wahrscheinlich gestohlen worden war, aber dann sagte er sich, dass es besser war, es der Armee zu überlassen, die Dinge zu regeln.
Die Maultiere waren noch gut beisammen. Sie hatten ja auch nicht viel zu ziehen gehabt. Den unbeladenen Wagen spürten sie sicher kaum.
Er lenkte sie am Biwak der Soldaten vorbei und bog in die breite Main Street ein, die Rapid City durchschnitt. Er wollte als Erstes zum Hotel und für Jenny ein Zimmer nehmen. Erst dann würde er sich um den Wagen und die Pferde kümmern.
Unter der tief in die Stirn gezogenen Krempe seines Hutes beobachtete er aufmerksam die Männer auf den Stepwalks und die Reiter, die ihm begegneten. Es konnte sein, dass jemand den Wagen und die Maultiere erkannte und sich verriet. Doch niemand schien sich für ihn zu interessieren.
Das Hotel war hell erleuchtet. Auf der Hauswand über dem Vorbaudach prangte in verschnörkelten Buchstaben der Name Bellevue . Soviel Lassiter wusste, war das Französisch und hieß »gute Aussicht«. Wo die sein sollte, war ihm ein Rätsel.
Er hielt vor dem Hotel an, schob sich an Jenny vorbei, kletterte übers Vorderrad hinab und hob dann Jenny vom Wagen. Einen Moment überlegte er, ob er seine Deckenrolle, in der sich auch der Leinensack mit dem Geld und Gold befand, von der Ladefläche holen und mitnehmen sollte, doch dann ließ er es dort. Unter der Decke, die auch den in die Plane gewickelten Leichnam verbarg, war sie sicher aufgehoben.
Der Mann an der Rezeption begrüßte ihn freundlich, denn er hatte hier bereits vor zwei Nächten übernachtet und das Zimmer behalten.
»Ich brauche zwei Zimmer nebeneinander«, sagte Lassiter.
»Oh, wir sind bis auf die King’s Suite voll ausgebucht, Mister Lassiter«, sagte er. »Sie hat zwei Zimmer, die durch eine Tür verbunden sind, die man abschließen kann. Sie kostet allerdings zwanzig Dollar die Nacht.«
Lassiter holte wortlos seine Geldrolle aus der Jackentasche und blätterte dem Mann sechzig Dollar hin. »Es könnte sein, dass wir länger bleiben«, sagte er. »Fragen Sie also bitte erst nach, bevor Sie die Suite weiter vermieten.«
Der Mann nickte eifrig und schob Lassiter das Anmeldebuch zu. »Sie müssen die Lady noch eintragen.«
Lassiter nahm die Feder auf, tauchte sie in das hingehaltene Tintenfass und schrieb »Jenny Miller, Denver, Colorado« hinein und schob es dem Mann wieder zu, der es umdrehte, las und sagte: »Es ist mir eine Ehre, Sie in meiner Suite beherbergen zu dürfen, Mylady.«
Lassiter grinste schmal, als er sah, dass Jenny errötete. Bevor er sich noch weiteren Schmus anhören musste, nahm er den Schlüssel entgegen und zog Jenny am Arm mit sich zur Treppe.
»Ganz am Ende des Ganges!«, rief ihnen der Mann nach, der offenbar der Besitzer des Hotels war. »Von dort haben Sie einen fantastischen Ausblick auf die Badlands!«
Fast hätte er einen Fluch ausgestoßen, doch er wollte den Mann, der offenbar an Größenwahn litt, nicht unbedingt vor den Kopf stoßen. Bellevue, King’s Suite und fantastische Aussicht. Offensichtlich verwechselte der Mann Rapid City mit San Francisco.
Die Suite war geräumig. In dem einen Raum stand eine breite Couch, die lang genug war, dass auch ein großer Mann wie Lassiter darauf gut schlafen konnte. Jenny war schon ins Nebenzimmer gegangen und stieß einen Laut der Überraschung aus, als sie das breite Bett mit dem Himmel aus geraffter Seide darüber sah.
Lassiter nickte ihr zu. »Schließ die Tür hinter dir ab«, sagte er, »und öffne sie niemandem. Ich bin in einer Stunde wieder hier, dann werden wir etwas
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