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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Sache hineingeraten bin, nicht wahr? Sie sprachen von Sagen. Nun, manche meinen, die Leute im Mittelalter hätten doch eine ganze Menge gewußt. Ich will nicht sagen, daß ich an böse Geister und all das glaube, aber vielleicht sind ein paar von diesen Alten geplagt worden wie ich. Es ist für jeden vernünftigen Menschen klar, daß sie nicht soviel davon sprechen würden, wenn sie es nicht erfahren hätten – wenn Sie verstehen, was ich meine. Eins möchte ich allerdings gern wissen: Kann ich da nicht irgendwie heraus? Ich sage Ihnen, es liegt mir wie eine Last auf der Seele. Ich weiß ja nie...«
    »Ich würde mir an Ihrer Stelle nicht so viele Gedanken machen«, sagte Wimsey. »Und ich würde mich an die Frischluftkur halten. Und heiraten. Dann haben Sie eine Kontrolle über das, was Sie tun. Und die Träume verschwinden wieder.«
    »Ja, ja. Ich habe auch schon daran gedacht. Aber – haben Sie neulich nicht von dem Mann gelesen? Hat seine Frau im Schlaf erwürgt! Angenommen, ich – es wäre doch schrecklich, wenn das einem Mann passierte, nicht? Diese Träume...«
    Er schüttelte den Kopf und starrte nachdenklich ins Feuer. Wimsey stand nach kurzem Schweigen auf und ging hinaus in die Bar. Die Wirtin und der Kellner und das Barmädchen standen beieinander, die Köpfe dicht über ein Zeitungsblatt gebeugt. Sie redeten lebhaft miteinander, verstummten jedoch plötzlich, als sie Wimseys Schritte hörten.
    Zehn Minuten später kehrte Wimsey in die Halle zurück. Der kleine Mann war gegangen. Wimsey nahm seinen Automantel an sich, den er über einen Stuhl gelegt hatte, und ging dann die Treppe hinauf in sein Zimmer. Langsam und nachdenklich zog er sich aus, schlüpfte in seinen Schlafanzug und den Morgenmantel, dann nahm er ein Exemplar der »Evening News« aus der Automanteltasche und studierte aufmerksam eine Notiz auf der ersten Seite. Nach kurzem Überlegen schien er zu einem Entschluß zu kommen; er stand auf und öffnete vorsichtig seine Zimmertür. Der Gang lag menschenleer und dunkel da. Wimsey knipste seine Taschenlampe an und ging leise den Flur entlang, die Blicke auf den Boden geheftet. Vor einer der Türen blieb er stehen und betrachtete das Paar Schuhe, das zum Putzen herausgestellt worden war. Sachte versuchte er die Tür zu öffnen. Sie war zugesperrt. Er klopfte behutsam.
    Ein rothaariger Kopf erschien.
    »Darf ich einen Augenblick hineinkommen?« flüsterte Wimsey. Der kleine Mann trat zurück, und Wimsey folgte ihm ins Zimmer.
    »Was gibt's?« fragte Mr. Duckworthy.
    »Ich mochte mit Ihnen sprechen«, sagte Wimsey. »Gehen Sie ruhig ins Bett zurück, es kann einige Zeit dauern.«
    Der kleine Mann sah ihn erschrocken an, aber er tat, was Wimsey ihm gesagt hatte. Wimsey zog seinen Morgenmantel dichter um sich, klemmte das Monokel fester ins Auge und setzte sich auf dem Bettrand nieder. Ein paar Sekunden schaute er Duckworthy wortlos an. Dann begann er:
    »Nun hören Sie mal. Sie haben mir heute abend eine etwas sonderbare Geschichte erzählt. Aus irgendwelchen Gründen glaube ich Ihnen. Vielleicht beweist das nur, was für ein einfältiger Narr ich bin, aber so bin ich nun einmal geboren, und jetzt ist es zu spät, für meine Änderung zu beten. Gutherzige, vertrauensvolle Natur, und so weiter. Haben Sie heute abend in die Zeitung geschaut?«
    Er gab Duckworthy die »Evening News« und richtete sein Monokel starr auf sein Gegenüber.
    Auf der ersten Seite war eine Fotografie abgebildet, darunter stand ein fettgedruckter eingerahmter Artikel:
    »Scotland Yard bemüht sich, mit dem auf diesem Foto abgebildeten Mann Verbindung aufzunehmen. Es wurde gefunden in der Handtasche von Miss Jessie Haynes, deren Leiche am vergangenen Donnerstagmorgen auf den Gemeindewiesen von Barnes entdeckt wurde. Das Foto tragt auf der Rückseite die Widmung ›Für J. H. in Liebe von R. D.‹ Wer das Foto kennt, wird gebeten, sich unverzüglich mit Scotland Yard in Verbindung zu setzen.«
    Duckworthy starrte auf die Zeitung und wurde so weiß, daß Wimsey dachte, er werde ohnmächtig.
    »Nun«, fragte Wimsey.
    »Lieber Gott, Sir! Lieber Gott! Zuletzt ist es nun doch passiert.« Er wimmerte und stieß die Zeitung zitternd von sich. »Ich habe es immer gewußt, daß so etwas kommen wurde. Aber so wahr ich lebe, ich habe keine Ahnung davon!«
    »Das sind wirklich Sie, nehme ich an?«
    »Auf dem Foto? Sicher. Obwohl ich nicht weiß, wie es zustande kam. Ich habe seit ewigen Zeiten keins mehr machen lassen, das schwöre ich

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