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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Der war immer dran, seit wir das Geschäft übernommen haben.«
    »Wirklich! Dann ist es langer her, als ich dachte. War es schon vor drei Jahren so?«
    »O ja, Sir. Mr. Briggs ist seit zehn Jahren hier.«
    »Und der Spiegel auch?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann laßt mich mein Gedächtnis im Stich. Alterserscheinungen. Nein, danke, wenn ich grau werde, will ich es mit Anstand werden. Heute möchte ich kein Haarwasser, danke schön. Nein, nicht einmal Elektromassage. Ich habe genug Schocks abbekommen.«
    Und doch ließ ihn die Sache nicht los. Sie beschäftigte ihn so sehr, daß er, als er wieder auf die Straße kam, ein paar Schritte zurückging. Plötzlich fiel sein Blick auf die Glastür einer Teestube. Auch sie lag am Ende einer düsteren Passage und trug quer über die Fläche einen Namen in Goldschrift. Er lautete »Bridgets Teestube«. Diese Tür war aus durchsichtigem Glas. Wimsey betrachtete sie kurze Zeit, dann trat er ein. Er ging nicht zu den Teetischen, sondern wandte sich an die Kassiererin, die an einem Glastisch bei der Tür saß.
    Er kam gleich zur Sache und fragte, ob die junge Dame sich erinnere, wie vor ein paar Jahren hier in der Passage ein Mann ohnmächtig geworden sei.
    Das Mädchen konnte ihm keine Auskunft geben; sie war erst seit drei Monaten da, aber sie meinte, eine der Kellnerinnen würde sich vielleicht daran erinnern. Sie wurde herbeigerufen, und nach einigem Nachdenken glaubte sie, sich auf etwas Derartiges besinnen zu können. Wimsey dankte ihr, sagte, er sei Journalist – was man anscheinend als Entschuldigung für absonderliche Fragen gelten ließ –, wurde eine halbe Krone los und ging.
    Sein nächster Besuch galt dem Carmelite House. Wimsey hatte fast in jeder Zeitungsredaktion in Fleet Street Freunde, und so gelangte er ohne Schwierigkeiten in das Fotoarchiv. Das Original der R.-D.-Porträts wurde ihm vorgelegt.
    »Ein eigenes Foto?« fragte er.
    »Nein, von Scotland Yard ausgegeben. Warum? Stimmt etwas nicht damit?«
    »Keineswegs. Ich wollte den Namen des Fotografen wissen, das ist alles.«
    »Ach so. Da werden Sie wohl dort nachfragen müssen. Kann ich sonst nichts für Sie tun?«
    »Nein, danke.«
    Bei Scotland Yard ging es ganz reibungslos. Chefinspektor Parker war Wimseys bester Freund. Auf eine Rückfrage von ihm erhielten sie sofort den Namen des Fotografen, der auf dem Abzug vermerkt war. Wimsey fuhr gleich los, um die Firma aufzusuchen. An Ort und Stelle sicherte ihm sein Name unverzüglich eine Unterredung mit dem Geschäftseigentümer.
    Wie Wimsey es erwartet hatte, war vor ihm schon Scotland Yard dagewesen und hatte sich alle Auskünfte geholt, die die Firma geben konnte. Es waren sehr wenig. Das Foto war ein paar Jahre zuvor aufgenommen worden, über den Auftraggeber wußte man sonst nichts mehr. Das Geschäft war klein; es befaßte sich mit der raschen Herstellung billiger Porträts, ohne Anspruch auf künstlerische Gestaltung.
    Wimsey bat darum, das Negativ ansehen zu dürfen; es wurde nach einigem Suchen gebracht.
    Er betrachtete es genau, legte es dann auf den Tisch und zog die Nummer der »Evening News« aus der Tasche, in der die Aufnahme erschienen war.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte er.
    Der Eigentümer warf einen Blick auf die Zeitung, dann auf das Negativ.
    »Nanu, ich bin platt«, sagte er, »das ist wirklich seltsam.«
    »Es ist beim Vergrößern passiert, denke ich«, sagte Wimsey.
    »Ja. Es muß falsch herum eingelegt worden sein. Seltsam. Wissen Sie, Sir, oft müssen wir unter großem Zeitdruck arbeiten, und ich vermute – aber das ist sehr schlampig. Ich werde der Sache nachgehen.«
    »Machen Sie mir doch einen Abzug, der nicht seitenverkehrt ist«, bat Wimsey.
    »Ja, gewiß, Sir. Sofort.«
    »Und schicken Sie einen an Scotland Yard.«
    »Jawohl, Sir. Sonderbar, daß es gerade bei dieser Aufnahme passiert sein soll, nicht wahr? Ich wundere mich, daß der Kunde es nicht gemerkt hat. Aber wir nehmen im allgemeinen drei oder vier verschiedene Stellungen auf, vielleicht hat er sich deshalb nicht erinnert.«
    »Sehen Sie nach, ob Sie noch etwas von den übrigen Aufnahmen da haben; ich möchte sie ebenfalls sehen.«
    »Das habe ich schon getan, Sir, aber wir besitzen keine mehr. Zweifellos wurde diese eine ausgewählt, und die anderen haben wir vernichtet. Wir heben nämlich nicht alle abgelehnten Negative auf. Es fehlt uns an Platz. Aber ich werde sofort drei Abzüge machen lassen.«
    »Schön«, antwortete Wimsey. »Und je schneller, desto besser.

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