Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
versuchte. »Zum Teufel, Sie Schwein! Hören Sie auf mit dieser verdammten Farce. Was haben Sie mit der Leiche gemacht?«
    »Leiche?« fragte Mr. Mortimer und trat etwas verlegen zurück.
    »Ja, verflucht noch mal! Ihr Freund Hubbard hat alles verraten. Also hat es keinen Zweck, die Sache abzustreiten. Zum Kuckuck, was soll das eigentlich heißen? Die Leiche haben Sie sicher hier versteckt. Wo ist sie? Heraus damit! «
    Er schritt drohend um die Schutzwand herum in das Lampenlicht. Ein großer, schlanker Mann erhob sich unerwartet aus einem tiefen Sessel und trat ihm gegenüber.
    »Nicht so hastig, alter Knabe!«
    »Lieber Gott!« Haviland fuhr zurück und trat Wimsey dabei heftig auf die Zehen. »Martin!«
    »Sicher«, erwiderte der andere. »Hier bin ich. Unkraut vergeht nicht. Wie geht's dir denn?«
    »Du bist also die Triebfeder in dieser Angelegenheit! « tobte Haviland. »Das hätte ich mir ja denken können. Du verdammter Schweinehund. Bildest du dir vielleicht ein, daß es anständig ist, deinen Vater aus dem Sarge zu zerren und ihn wie eine Zirkusattraktion im Lande herumzuschleifen? Es ist entwürdigend. Es ist ekelhaft. Es ist abscheulich. Du bist anscheinend eines anständigen Gefühls nicht mehr fähig. Du willst die Sache doch wohl nicht etwa abstreiten?«
    »Hören Sie doch, Burdock!« protestierte Mortimer.
    »Halten Sie Ihren Mund, verflucht noch mal! « schimpfte Haviland. »Sie kommen schon noch an die Reihe. Nun höre zu, Martin, ich habe von diesem schändlichen Theater genug. Du wirst sofort die Leiche herausrücken und – «
    »Einen Augenblick mal«, entgegnete Martin. Er stand, ein wenig lächelnd, da und hatte die Hände in den Taschen seines Smokings vergraben. »Diese Auseinandersetzungen scheinen ja reichlich öffentlich vor sich zu gehen. Wer sind alle diese Leute? Oh, der Herr Pfarrer, wie ich sehe. Ich fürchte, wir schulden Ihnen eine kleine Erklärung, Herr Pfarrer. Und – hm – «
    »Dies ist Lord Peter Wimsey«, schaltete sich Mr. Frobisher-Pym ein. »Er entdeckte Ihr – ich fürchte, Burdock, ich muß auch die Bezeichnung Ihres Bruders wählen und sagen – Ihr ekelhaftes Komplott.«
    »Du liebe Zeit!« rief Martin. »Mortimer, Sie haben wohl nicht gewußt, daß Sie es mit Lord Peter Wimsey zu tun hatten, wie? Kein Wunder, daß die Katze aus dem Sack ist. Dieser Mann ist ein regelrechter Sherlock. Doch ich bin offenbar im entscheidenden Moment nach Hause gekommen. Also hat's nichts zu sagen. Diana, darf ich dir Lord Peter Wimsey vorstellen – meine Frau. «
    Eine hübsche junge Frau in schwarzem Abendkleid begrüßte Wimsey mit scheuem Lächeln und wandte sich bittend an ihren Schwager.
    »Haviland, wir wollen dir erklären –«
    Er sch enkte ihr keine Aufmerksamkeit.
    »Also, Martin, ich glaube, das Spiel ist zu Ende. «
    »Ich auch, Haviland. Aber warum dieser ganze Spektakel?«
    »Spektakel! Das ist ja wunderbar. Dabei nimmst du die Leiche deines eigenen Vaters aus dem Sarge – «
    »Nein, nein, Haviland. Davon habe ich nichts gewußt. Das kann ich beschwören. Ich habe die Nachricht von seinem Tode erst vor wenigen Tagen erhalten. Wir waren weit draußen in der Wildnis und machten einen Film in den Pyrenäen. Sobald ich abkommen konnte, bin ich hergeeilt. Mortimer hier hat mit Rawlinson und Hubbard die ganze Sache inszeniert. Ich habe nichts davon gewußt, bis ich gestern morgen in meiner alten Behausung in Paris einen Brief von ihm vorfand. Ehrlich gesagt, Haviland, ich hatte nichts damit zu tun. Warum auch? Ich hatte so etwas gar nicht nötig.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Na, wenn ich hier gewesen wäre, hätte ich bloß meinen Mund aufzumachen brauchen, um die Beisetzung zu verbieten. Warum in aller Welt hätte ich mir die Mühe machen sollen, die Leiche zu stehlen? Ganz abgesehen von der Pietätlosigkeit und so weiter. Als Mortimer mir davon berichtete, war ich sogar ein wenig empört, obgleich ich ihnen die Freundlichkeit und die Mühe, die sie sich meinetwegen gemacht hatten, hoch anrechnete. Mr. Hancock hat wohl am meisten Grund, zornig zu sein. Aber Mortimer ist so vorsichtig wie möglich gewesen, Sir – ganz bestimmt. Er hat den alten Herrn ganz ehrerbietig und hochanständig in der früheren Kapelle untergebracht, ihn mit Blumen umgeben und alles. Sie werden bestimmt zufrieden sein.«
    »Ja, ja«, stimmte Mortim er zu. »Es war keine Pietätlosigkeit beabsichtigt. Das dürfen Sie glauben. Besuchen Sie ihn einmal.«
    »Das ist schrecklich«, erklärte

Weitere Kostenlose Bücher