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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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– und faßte den Entschluß, nach der Messe mit Hubbard zu reden. Es war mir eine große Erleichterung, daß er nicht zur Frühmesse erschien. Angesichts meiner Gefühle hätte ich doch einige Skrupel gehabt.«
    »Ganz recht, ganz recht«, bemerkte der Friedensrichter ein wenig ungeduldig. »Sie bezichtigten ihn also, und er bekannte Farbe?«
    »Ja. Leider zeigte er überhaupt keine Reue. Er lachte sogar. Eine höchst peinliche Unterredung.«
    »Das kann ich mir lebhaft denken«, versicherte ihm Mrs. Frobisher-Pym teilnahmsvoll.
    »Wir müssen unbedingt Burdock aufsuchen«, erklärte der Friedensrichter und erhob sich. »Ganz gleich, was der alte Burdock mit seinem ungerechten Testament beabsichtigt haben mag, es liegt klar auf der Hand, daß Hubbard, Mortimer und Rawlinson nicht so handeln durften. Ich weiß wahrhaftig nicht, ob Leichenraub ein strafbares Vergehen ist. Ich muß einmal nachschlagen. Aber ich glaube es bestimmt. Wenn eine Leiche einen Besitz darstellt, so muß sie der Familie oder den Testamentsvollstreckern gehören. Auf jeden Fall ist es ein Kirchenraub, ganz zu schweigen von dem Skandal in der Gemeinde. Ich muß ja sagen, Hancock, die Nonkonformisten werden sich ins Fäustchen lachen. Der Meinung sind Sie sicher auch. Na, es ist eine unangenehme Aufgabe, und je eher wir sie in Angriff nehmen, desto besser. Ich gehe mit Ihnen ins Pfarrhaus und helfe Ihnen, Burdock die Sache beizubringen. Und wie steht's mit Ihnen, Wimsey? Sie hatten also doch recht, und meiner Ansicht nach muß sich Burdock bei Ihnen entschuldigen.«
    »Ich will mit der Sache nichts mehr zu tun haben«, antwortete Wimsey. »Ich werde nicht gerade hoch im Kurs stehen, denn für die Haviland Burdocks bedeutet es doch einen verflixt schweren Geldverlust.«
    »Das stimmt. Höchst unangenehm. Na, vielleicht haben Sie recht. Kommen Sie, Herr Pastor.«
    Wimsey und seine Gastgeberin saßen am Feuer und hatten die Angelegenheit etwa eine halbe Stunde lang diskutiert, als Mr. Frobisher-Pym plötzlich seinen Kopf durch die Tür steckte und sagte:
    »Hören Sie mal, Wimsey – wir wollen alle zu Mortimer gehen, und es wäre mir lieb, wenn Sie mitkämen und den Wagen führen. Merridew hat sonntags immer frei, und ich setze mich nachts nicht gern ans Steuer, besonders nicht bei diesem Nebel.«
    »Selbstverständlich«, lautete die Antwort. Wimsey rannte nach oben und kam nach wenigen Sekunden wieder herunter in einem schweren ledernen Fliegermantel und mit einem Paket unter dem Arm. Er begrüßte die Burdocks kurz, kletterte auf den Führersitz und steuerte den Wagen vorsichtig durch den Nebel die Herriotting-Straße entlang.
    Er lächelte etwas grimmig vor sich hin, als sie die mit Bäumen bestandene Straße hinauffuhren und zu der Stelle kamen, wo die Geisterkutsche an ihm vorübergefahren war. Als sie das Gatter passierten, durch das die sinnreich erdachte Gespensterkutsche verschwunden war, ließ er es sich nicht nehmen, darauf hinzuweisen, und hörte mit Befriedigung, wie Haviland knurrte. Bei der altvertrauten Gabelung wählte er die rechte Biegung nach Frimpton und fuhr in gleichmäßigem Tempo etwa sechs Meilen weiter, bis ihn ein Warnruf von Mr. Frobisher-Pym auf den Seitenweg zu Mortimers Haus aufmerksam machte.
    Mr. Mortimers Haus stand mit seinen ausgedehnten Stallungen und Scheunen etwa zwei Meilen abseits der Hauptstraße. In der Dunkelheit konnte Wimsey wenig erkennen, aber es fiel ihm auf, daß die Fenster des Erdgeschosses alle hell erleuchtet waren, und als auf das gebieterische Klingeln des Friedensrichters hin die Tür sich öffnete, deutete ein schallendes Gelächter aus dem Innern darauf hin, daß Mr. Mortimer seine Missetaten nicht allzu ernst nahm.
    »Ist Mr. Mortimer zu Hause?« fragte Mr. Frobisher-Pym im Ton eines Mannes, der nicht mit sich spaßen läßt.
    »Ja, Sir. Wollen Sie bitte eintreten?«
    Sie kamen in eine große, altmodische, hell erleuchtete Halle, die durch eine vor der Haustür aufgestellte Schutzwand aus schwerer Eiche recht gemütlich gemacht wurde. Als Wimsey aus der Dunkelheit blinzelnd ins Helle trat, sah er einen großen, beleibten Mann mit rötlichem Gesicht und ausgestreckten Händen auf sie zukommen.
    »Frobisher-Pym! Wahrhaftig! Wie schön, daß Sie gekommen sind! Es sind ein paar gute Freunde von Ihnen hier. Oh! « (in etwas verändertem Ton) »Burdock! Das ist ja – «
    »Zum Teufel mit Ihnen!« rief Haviland Burdock und stürzte wütend am Friedensrichter vorbei, der ihn zurückzuhalten

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