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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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nic ht?« protestierte Mrs. Burdock.
    »Natürlich kann er das«, stieß ihr Mann wütend hervor. »Er ist doch ein Testamentsvollstrecker. Er ist ebenso berechtigt, den alten Herrn ausgraben zu lassen, wie ich, es zu verbieten. Sei doch nicht so töricht.«
    »Wenn Martin einen Funken von Anstand hat, wird er es ebenfalls verbieten«, erklärte Mrs. Burdock.
    »Na ja«, warf Mrs. Hancock ein, »so unerhört es auch klingen mag, man muß doch die Geldfrage berücksichtigen. Mr. Martin betrachtet es vielleicht als eine Pflicht seiner Frau und seinen Kindern gegenüber – wenn er jemals welche haben sollte – «
    »Das Ganze ist einfach lächerlich«, sagte Haviland resolut. »Ich glaube kein Wort davon. Wenn das der Fall wäre, würde ich als allererster entsprechende Schritte unternehmen – nicht nur, um Martin gerecht zu werden, sondern auch meinetwegen. Aber wenn ich glauben soll, daß ein verantwortungsvoller Mann wie Mortimer eine Leiche stehlen und eine Kirche entweihen würde – mein Gott, man braucht es bloß in Worte zu fassen, um zu sehen, wie absurd und undenkbar die Sache ist. Vielleicht findet Lord Peter Wimsey, der sich ja mit Verbrechen und Polizeibeamten abgeben soll, die Idee verständlich. Ich jedenfalls nicht. Es tut mir leid, daß sein Herz sich gegen jedes anständige Gefühl so abgestumpft hat. Damit basta. Guten Tag.«
    Mr. Frobisher-Pym sprang auf.
    »Na, na, Burdock, so dürfen Sie es nicht auffassen. Ich bin überzeugt, daß Lord Peter keine Unhöflichkeit beabsichtigte. Nach meiner Ansicht hat er völlig unrecht. Aber du meine Güte, in den letzten Tagen ist im Dorf so viel Aufregendes passiert, daß ich nicht überrascht bin, wenn jemand glaubt, es stecke etwas dahinter. Denken wir nicht mehr daran – und wäre es nicht besser, wenn wir diesen schrecklich kalten Raum verließen? Es ist beinahe Essenszeit. Gütiger Himmel, was wird Agatha von uns denken?«
    Wimsey reichte Burdock die Hand, der sie zögernd nahm.
    »Es tut mir leid«, erklärte Wimsey. »Meine Phantasie geht leicht mit mir durch, wissen Sie. Wahrscheinlich Überreizung der Schilddrüse. Achten Sie nicht auf mich. Ich bitte nochmals um Entschuldigung.«
    »Ich glaube, Lord Peter«, stichelte Mrs. Burdock, »Sie sollten Ihrer Phantasie nicht auf Kosten des guten Geschmacks die Flügel schießen lassen.«
    Wimsey folgte ihr etwas verwirrt aus dem Zimmer. Ja, er war so verstört, daß er die Nürnberger Chronik unter seinem Arm davontrug, was unter den Umständen etwas merkwürdig war.
    »Ich bin tief bestürzt«, sagte Mr. Hancock.
    Er war nach dem Abendgottesdienst am Sonntag zu den Frobisher-Pyms herübergekommen und saß mit vor Besorgnis gerötetem Gesicht aufrecht auf seinem Stuhl.
    »Das hätte ich von Hubbard niemals erwartet. Es war ein schwerer Schock für mich. Es ist nicht nur die schwere Sünde, einen Leichnam aus dem Bereich der Kirche selbst zu stehlen, obwohl das schwerwiegend genug ist. Nein, es ist vor allen Dingen die traurige Heuchelei seines Verhaltens – das Verspotten heiliger Dinge, das Ausnutzen heiliger religiöser Gebräuche für weltliche Zwecke. Mit allen Zeichen der Trauer und des Respekts nahm er an der Beerdigung teil, Mr. Frobisher-Pym. Selbst jetzt kommt ihm offenbar die Sündhaftigkeit seines Betragens noch nicht zum Bewußtsein. Es geht mir sehr nahe als Priester und als Seelsorger, wirklich sehr nahe.«
    »Nun ja, Hancock«, entgegnete Mr. Frobisher-Pym. »Sie müssen eben etwas Nachsicht üben. Hubbard ist kein schlechter Kerl, aber von einem Menschen aus seiner Klasse können Sie kein zartes Empfinden erwarten. Der springende Punkt ist: was sollen wir machen? Mr. Burdock muß es natürlich gesagt werden. Es ist eine sehr peinliche Situation. Meine Güte! Hubbard hat also das ganze Komplott eingestanden? Wie kam er dazu?«
    »Ich habe ihn bezichtigt«, erwiderte der Pfarrer. »Als ich über Lord Peter Wimseys Bemerkungen nachdachte, war ich innerlich sehr beunruhigt. Ich hatte das Gefühl – warum, weiß ich nicht –, es könnte etwas Wahres an der Geschichte sein, so phantastisch sie auch klang. Ich habe mir so viele Gedanken darüber gemacht, daß ich gestern abend die Marienkapelle selbst ausgekehrt habe, und ich entdeckte eine Menge Sägemehl im Kehricht. Das bewog mich, nach dem Schlüssel des Heizungsraums zu suchen, und ich fand ihn im Gebüsch – tatsächlich in Wurfweite des Fensters. Ich suchte Zuflucht im Gebet und auch bei meiner Frau, auf deren Urteil ich sehr viel gebe

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