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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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und untersuchte die Wand, an der die Chronik gestanden hatte. Er betastete die feuchten Stellen, die wie ein grinsendes Gesicht aussahen, und verglich sie mit dem Fleck auf dem Buch. Dann schüttelte er traurig den Kopf.
    Mr. Frobisher-Pym, der schon vor langem seine eigenen Wege gegangen war und sich in ein uraltes Buch über Roßarzneikunde vertieft hatte, kam nun herbei und erkundigte sich nach dem Grund der Aufregung.
    »Hören Sie mal her!« rief Haviland. Obwohl seine Stimme ruhig war, klang doch ein versteckter Triumph hindurch und glitzerte in seinen Augen. »›Ich vermache meinen ganzen Besitz‹ – hier folgt eine eingehende Aufstellung, die im Moment nicht von Bedeutung ist – ›meinem ältesten Sohn Martin... ‹«
    Mr. Frobisher-Pym pfiff vor sich hin.
    »Hören Sie! ›Meinem ältesten Sohn Martin für so lange, wie meine Leiche sich über der Erde befindet. Aber sobald ich begraben bin, soll dieser ganze Besitz bedingungslos auf meinen jüngeren Sohn Haviland übergehen‹ – «
    »Mein Gott!« stieß Mr. Frobisher-Pym hervor.
    »Es steht noch viel mehr darin«, sagte Haviland, »aber dies ist das Wesentlichste.«
    »Darf ich sehen?« bat der Friedensrichter.
    Er nahm das Testament in Empfang und las es mit gerunzelter Stirn durch.
    »Ganz richtig«, bemerkte er dann. »Es besteht nicht der geringste Zweifel. Martin hat seinen Besitz gehabt und wieder verloren. Wie seltsam! Bis gestern hat ihm alles gehört, ohne daß jemand etwas davon wußte. Jetzt ist es Ihr Eigentum, Burdock. Dies ist bestimmt das eigenartigste Testament, das ich je gesehen habe. Man stelle sich das vor! Martin der Erbe bis zum Begräbnis und nun – na, Burdock, meinen Glückwunsch.«
    »Danke«, erwiderte Haviland. »Das kommt mir ganz unerwartet.« Er lachte etwas unsicher.
    »Aber was für eine merkwürdige Idee! « rief Mrs. Burdock. »Wenn Martin nun zu Hause gewesen wäre! Es ist beinahe ein Segen, daß er nicht da war, nicht wahr? Es wäre alles so peinlich gewesen. Was wäre zum Beispiel passiert, wenn er versucht hätte, das Begräbnis zu verhindern?«
    »Ja«, meinte Mrs. Hancock. »Hätte er etwas unternehmen können? Wer entscheidet solche Dinge?«
    »Im allgemeinen die Testamentsvollstrecker«, erwiderte Mr. Frobisher-Pym.
    »Wer sind die Testamentsvollstrecker in diesem Fall?« erkundigte sich Wimsey.
    »Ich weiß es nicht. Wollen mal sehen.« Mr. Frobisher-Pym las das Dokument noch einmal. »Aha, hier haben wir's. ›Ich ernenne meine beiden Söhne, Martin und Haviland, gemeinsam als Testamentsvollstrecker dieses meines Letzten Willens.‹ Was für eine ungewöhnliche Bestimmung!«
    »Ich nenne es eine böse, unchristliche Bestimmung«, rief Mrs. Hancock. »Sie hätte schreckliches Unheil anrichten können, wenn das Testament nicht – glücklicherweise – verlorengegangen wäre! «
    »Pst, meine Liebe!« mahnte ihr Gatte.
    »Leider«, sagte Haviland grimmig, »war es die Idee meines Vaters. Es ist sinnlos, so zu tun, als sei er nicht boshaft gewesen. Das war er ganz entschieden, und ich glaube, er hat Martin und mich bis aufs Blut gehaßt.«
    »Das dürfen Sie nicht sagen«, flehte der Vikar.
    »Ich tue es aber. Er hat uns das Leben zur Hölle gemacht, und offenbar wollte er das nach seinem Tode fortsetzen. Hätten wir uns gegenseitig die Gurgel durchgeschnitten, hätte er einen Mordsspaß gehabt. Herr Pastor, es hat keinen Zweck zu heucheln. Er haßte unsere Mutter und war eifersüchtig auf uns. Das ist überall bekannt. Der Gedanke, daß wir uns um seine Leiche streiten würden, hat wahrscheinlich seinen unangenehmen Sinn für Humor gereizt. Glücklicherweise hat er sich selbst übertroffen, als er das Testament hier versteckte. Nun ist er begraben, und das Problem ist gelöst.«
    »Sind Sie dessen ganz sicher?« fragte Wimsey.
    »Aber natürlich«, erwiderte der Friedensrichter. »Der Besitz geht auf Haviland Burdock über, sobald die Leiche seines Vaters unter der Erde ist, und sein Vater wurde gestern begraben.«
    »Aber sind Sie davon überzeugt?« wiederholte Wimsey. Er sah sie der Reihe nach merkwürdig an, wobei ein schwaches Grinsen um seine langen Lippen spielte.
    »Davon überzeugt?« rief der Vikar aus. »Mein lieber Lord Peter, Sie haben doch selbst an der Beerdigung teilgenommen und mit eigenen Augen gesehen, wie er beigesetzt wurde. «
    »Ich sah, wie sein Sarg beigesetzt wurde«, entgegnete Wimsey mild. »Daß seine Leiche darin war, ist nur eine unerwiesene Folgerung.«
    »Für meine

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