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Seine Zeit zu sterben (German Edition)

Seine Zeit zu sterben (German Edition)

Titel: Seine Zeit zu sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Ostermaier
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scheiden?« Babettes Hand verkrampfte, sie drückte zu, so erschrak sie, tödlich erschrocken von den Worten drückte sie zu und auf Gunnars Faust, die noch immer den Revolver umklammert hatte, den Finger am Abzug. Als draußen eine Sirene aufheulte, drehte sich Igor überrascht um und durch seine abrupte Bewegung fiel ein Handy aus der Tasche auf den Steinboden, und es wurde unvorstellbar laut in Igors Kopf, als Babettes Blick ihn traf.

3
    Bonnie heulte vor Glück, vor Erleichterung, sie schluchzte, konnte sich kaum beruhigen, sie wäre am liebsten in die Luft gesprungen und hätte sich minutenlang in der stehenden Kälte von der Freude tragen lassen wollen.
    Schatterer hatte sie sofort angerufen und ihr gesagt, dass sie eine SMS des Jungen bekommen hätten, dass er in Aschau sei, im Haus eines Freundes der Eltern. Ja, er lebe, sie seien schon auf dem Weg zu ihm, von allen Seiten. Yvonne sei ihm um den Hals gefallen. Jetzt könne er es zugeben, er hätte kein gutes Gefühl gehabt, er hätte gedacht, der Junge sei tot. Aber er sei ganz lebendig, ein Jungenstreich, er sei abgehauen, ein Rotzbub eben. Hatte das Handy vom Vater geklaut, alles geplant. Wahrscheinlich sei der Akku aus, oder er würde sich jetzt vor Angst in die Hosen machen, sonst wäre er schon rangegangen, als sie sofort angerufen hätten, um seine Stimme zu hören, es von ihm selbst zu hören, dass er lebendig und ihm nichts passiert sei. Schatterer hatte ihr gesagt, sie bräuchte Christoph nicht zu suchen oder abzuholen, er sei, gleich nachdem er es erfahren habe, mit den Skiern runter zum Pengelstein. Sie würden ihn dort einsammeln. Schatterer hatte wissen wollen, ob sie auch komme. Bonnie hatte gezögert, ihn auf später vertröstet, sie wollte noch einen Augenblick alleine sein und müsse ja auch den Skido zum Sonnbühel zurückbringen. Sie könnten sich noch, wenn sie alles erledigt hätten, im Rasmushof auf ein Phantom treffen, hatte sie ins Funkgerät gelacht, ohne dass Schatterer verstehen hätte können, was sie meinte. Er hatte nur Ja gesagt, lass uns Paris feiern. Und sie sah ihn schon das Tirolerlied singen mit der Hand auf dem Herzen.
    Hand aufs Herz, dachte sie und fasste sich an den Bauch. Wo ist dein Herz? Plötzlich wollte sie an der Kapelle halten, Gott danken. Wie ging das, Gott danken? Und beten. Für ihr Kind beten, ihr ungeborenes Kind. Beten, dass es noch lebe. Dass es nicht abginge. Sie zuckte bei dem Wort zusammen. Sie sah einen Jungen ihren Nabel wie eine Tür öffnen und gehen. Doch bevor er verschwunden war, drehte er sich noch einmal um und winkte ihr.
    Nein, sagte sie sich, du gehst nicht ab, du kommst, du kommst auf die Welt. Wir lassen uns nicht allein, nie.
    Bonnie stellte den Skido vor der Kapelle ab, unter dem Sternenhimmel, in der zunehmenden Dunkelheit, geheimnisvoll. Ihr war, als würde sie erwartet. Sie hatte noch nie einen Tag wie diesen erlebt. Sie würde sich in die Bank setzen und einfach atmen, nur atmen. Und dann würde sie beten. Danken und beten.
    Es war stockfinster in der Kapelle. Sie leuchtete sich mit der Taschenlampe einen Weg. Dann setzte sie sich in die Bank. Sie wusste nicht wie anfangen, mit welchen Worten anfangen. Sie nahm die Taschenlampe und richtete den Lichtkegel auf den Altar.
    Bonnie leuchtete das Gesicht der Pieta aus, sie sah ihr in die Augen. Du weißt, was es heißt, das Liebste auf der Welt zu verlieren, seine Liebe als Leichnam in den Armen zu tragen. Sie schluckte. Im Bauch, wäre ihr fast rausgerutscht. Nein. Lass mein Liebstes leben, Maria. Danke, dass du den Jungen am Leben gehalten hast. Ich bin nicht gläubig, du weißt es, ich bete nie. Du bist eine Frau, eine Mutter, Maria, du verstehst mich, auch ohne Worte. Ich spüre, dass ich auch eine Mutter bin. Ich muss fast lachen über mich, dass ich hier so mit dir spreche, mit einer Taschenlampe in der Hand, in dieser finsteren Kapelle, in der Kälte, in dieser Eiseskälte. Aber die Kälte macht mir nichts aus. Ich habe kalte Füße, aber das spielt keine Rolle. Ich wollte dir danke sagen. Danke. Und bitte, bitte lass mein Kind leben.
    Plötzlich kam es ihr unanständig vor, Maria ins Gesicht zu strahlen, sie zu blenden. Sie drehte die Taschenlampe zur Seite. Was war da? Sie stand auf, ging mit der Taschenlampe zum Beichtstuhl. Auf den Fliesen war Blut. Es war aus dem Beichtstuhl geflossen. Frisches Blut. Bonnies Puls blieb fast stehen, für eine Sekunde lang hatte sie Angst, der Junge könnte dort sein, die SMS wäre nur ein

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