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Selbs Mord

Selbs Mord

Titel: Selbs Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlink
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und Welker waren relativ anständig. Sie halfen dem Großneffen des stillen Teilhabers in London finanziell auf die Beine und sorgten dafür, daß die Großnichte, die Deutschland nicht mehr rechtzeitig verlassen konnte, neue Papiere auf den Namen Samarin bekam. Als sie starb, haben sie sich auch um ihr Baby gekümmert. Aber weil es nun schon als Gregor Samarin geboren war, haben sie es auch als Gregor Samarin aufgezogen. Der Großneffe starb in London, die Großnichte war als Ursula Brock verschollen. Der stille Anteil war endgültig verwaist.«
    »Wie groß war er?«
    »Ich weiß nicht genau. Als Laban sein Geld einbrachte, war es so viel, wie Weller & Welker selbst hatte. Das Bankhaus war am Rand des Bankrotts. Wie sich das über die Jahre betriebswirtschaftlich und buchhalterisch rauf- und runterrechnet – keine Ahnung.«
    »Was hat Schuler damit zu tun?«
    »Schuler war früher Lehrer von Welker und Samarin und später Archivar der Bank. Als ich ihm gegenüber erwähnte, daß der stille Teilhaber interessierte und daß ich seine Identität klären sollte, packte ihn der Ehrgeiz. Er wollte zeigen, daß er kompetenter ist als ich, daß er genügt und daß es mich nicht braucht. Er wühlte in den Akten der Bank, bis er fündig wurde. Das ist der Paß von Labans Großnichte.«
    Nägelsbachs Frau wendete ihn hin und her. »Woher wußte der Alte, daß Ursula Brock Labans Großnichte war? Und woher, daß sie Samarins Mutter war?«
    »Er hat sie als Frau Samarin und Gregors Mutter selbst erlebt, und Unterlagen zu Brock können nur in den Akten zum stillen Teilhaber gewesen sein. Ich halte für möglich, daß er mit dem Paß noch andere Unterlagen gefunden hat, die er mir nicht gegeben hat. Im übrigen hat er noch etwas gefunden und mir gebracht: Geld, das in der Bank gewaschen werden sollte. Es hat mich den Paß lange übersehen lassen. Ich konnte mir nur vorstellen, Schuler hätte Samarin gedroht, er werde die Geldwäsche auffliegen lassen, und damit sein Todesurteil geschrieben. Statt dessen hat er sein Todesurteil dadurch geschrieben, daß er Welker über die wahre Identität von Samarin aufgeklärt hat. Welker hat darauf Schulers Tabletten durch andere Tabletten ersetzt.
    Das war keine todsichere Art, ihn umzubringen. Aber einen Versuch war es wert. Wenn es klappen würde, würde es Schuler unauffällig aus dem Weg räumen, wenn nicht, bliebe allemal Zeit für einen zweiten Versuch. Welker war nicht unter Zeitdruck; er wußte, wie loyal Schuler war und daß er sich nicht sofort an Samarin wenden würde. Es klappte. Schuler ging es schlecht, er war verwirrt und fuhr gegen einen Baum. Allerdings war ihm, daß es ihm schlechter und schlechter ging, nicht geheuer, und so brachte er mir noch, was er gefunden hatte: das Geld und den Paß.«
    »Blutdrucktabletten … Ich bin ein Hypochonder, Reni ist’s auch, und ich interessiere mich für Medizin. Aber ich hätte keine Ahnung, wie ich jemanden mit Blutdrucktabletten umbringen sollte.«
    Philipp erklärte. »Geht auch nicht. Aber wenn man Catapresan kriegt und plötzlich nicht mehr nimmt, kann man Ausfälle haben. Bleibt nur die Frage, wie Welker gewußt haben soll, daß …«
    »Er hat Medizin studiert. Als er fertig war, hat er es der Bank geopfert.«
    »Und dann?«
    »Nach Schulers Tod? Ihr wißt es selbst. Welker hat Samarin erschossen und uns glauben gemacht, er wäre von Trauer, Schmerz und Wut überwältigt gewesen. Tatsächlich hat er es mit kaltem Blut und ruhiger Hand getan. Er wollte Samarin los sein, den Nachkommen des stillen Teilhabers, das Faktotum, das auf einmal mitreden und -entscheiden wollte, den Mann mit gefährlichen Verbindungen, der ihn erpreßte, den Mann mit lukrativen Verbindungen, der ihm im Weg stand.«
    Sie saßen eine Weile stumm. Dann fragte Philipp: »Warum erzählst du uns das?«
    »Interessiert es euch nicht?«
    »Doch, schon. Aber wenn du’s mir nicht erzählt hättest, würde ich es, ehrlich gesagt, nicht vermissen.« Ich muß Philipp angesehen haben, als wäre er von allen guten Geistern verlassen. »Versteh mich nicht falsch, Gerd. Ich bin praktisch veranlagt. Mich interessieren Sachen, bei denen was zu tun ist. Ein Herz operieren, mein Boot reparieren, meine Blumen züchten, Füruzan glücklich machen«, er legte seine Hand auf ihre und schaute sie so treu an, daß alle lachen mußten.
    »Wir können doch nicht einfach nichts tun! Wir haben uns eingemischt, haben Welker geholfen, haben Samarin … Samarin wäre ohne uns noch am

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