Selfmade Girl
ihren Namen in einer Weise aus, die in ihr irgendetwas berührte.
»Wo ist eigentlich dein Laden?«
»Howard Street, South Beach.«
»Aber dann musstest du ja gar nicht zum Oceans!«
Er lachte wieder und zwei hinreißende Grübchen zeigten sich auf seine n Wangen. »Nein, ehrlich gesagt, hab ich gelogen.«
»Warum?«
»Warum? – Ich wollte dir einfach nur helfen.«
»Solche Menschen tragen normalerweise weiße Flügel.«
Scheinbar erschrocken schaute er über eine Schulter nach hinten. »Ups, die habe ich heute Morgen wohl vergessen.«
3. Kapitel
Mit einem Kribbeln im Bauch beobachtete er, wie Kirsten sich kurz darauf mit Schwung ihre Tasche über die linke Schulter warf und dann beschwingt über den Campus lief. Er wusste nicht, weshalb ihm dieses Detail auffiel, er wusste nicht einmal, warum er hier noch in seinem Auto saß und ihr hinterherstarrte. Er wusste nur, dass sie verdammt süß war und er ihr helfen wollte.
Wie alt sie wohl sein mochte? – Bestimmt gerade mal zwanzig, vielleicht einundzwanzig, älter auf keinen Fall. Nachdenklich rieb er mit dem Zeigefinger über sein Kinn und merkte, wie sehr sein Dreitagebart kratzte. Es wurde mal wieder Zeit für eine Rasur. Heute hatte er keine Vorlesung, und im Laden hielt Jacky die Stellung. Kurz entschlossen tippte er eine Nummer in sein Handy.
»Hi, Jackson! Ich bin‘s, Brandon. Hör mal, hast du das Fahrrad noch, das du mir letzter Woche verkaufen wolltest?«
Nur sporadisch lauschte Kirsten heute der Vorlesung. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu Brandon. Irgendwie kam er ihr wie ein Engel in der Not vor. Warum er ihr geholfen hatte, wusste sie nicht. Viele ihrer Freunde hätten ihr ganz sicher nicht so bereitwillig geholfen. Er war wirklich ein cooler Typ. Seine grünen Augen hatten etwas Faszinierendes, und wäre sie im Moment nicht in so einer misslichen Lage, würde sie sogar darüber nachdenken, ob sie ihn wiedersehen wollte.
Doch sie kam zu dem En tschluss, den Gedanken nicht weiter zu verfolgen. Denn seit sie hier in San Francisco lebte, hatte sie sich geschworen, hübschen Jungs aus dem Weg zu gehen. Ihnen war einfach nicht zu trauen.
Ungeduldig lief Brandon vor der Flügeltür des großen Saales auf und ab. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er Gemurmel vernahm und erste Studenten eilig den Raum verließen. Er trat ein und sah Kirsten, die gerade auf den Ausgang zusteuerte, mit einer Menge Papieren unter dem Arm. Sie schien ihn zuerst gar nicht zu bemerkten. So konnte er sie einen Moment lang beobachten. Gedankenverloren strich sie eine Haarsträhne hinter das rechte Ohr.
L angsam schlenderte sie auf die Tür zu. Erst kurz bevor sie ihn fast erreicht hatte, hob sie den Blick und erkannte ihn wieder.
»Brandon, hi, was machst du denn hier? Hast du jetzt noch eine Vorlesung?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich warte . Genau genommen, auf dich.«
»Auf mich?« Ungläubig sah sie ihn an.
»Ja, weißt du, ich bin nach Hause gefahren , hab meine unsichtbaren Flügel umgeschnallt, und dachte mir, meine Mission ist für heute noch nicht erfüllt ... komm mit.«
Er nahm ihr die Schultertasche ab und stolzierte damit davon.
»Hey warte! Wohin gehst du denn?«
Dank seiner langen Beine war er um einiges schneller als sie, sodass Kirsten fast rennen musste, um mit ihm Schritt zu halten.
Auf dem Parkplatz blieb er vor seinem einst babyblauen Transporter stehen, dessen Farbe bereits verblasst war und der an einigen Stellen schon zu rosten begann.
»Überraschung!«, rief Brandon und deutete auf die offene Ladefläche.
Kirsten s Blick nach zu urteilen, war es wirklich eine Überraschung, denn sie bekam große Augen.
»Ein Fahrrad? Du hast also ein Fahrrad!«, erwiderte sie vorsichtig.
»Nein, du hast jetzt ein Fahrrad, das du diesem Halsabschneider Liam schuldest, bevor er dir noch einen Schlägertrupp auf den Hals hetzt, die seine Schulden eintreiben wollen.«
Kirsten lachte laut auf. »Wenn du Liam kennen würdest, wüsstest du, wie weit er von deiner Beschreibung entfernt ist. Aber im Ernst – dieses Geschenk kann ich leider nicht annehmen. Ich werde irgendwo ein gebrauchtes Rad kaufen und es ihm geben.«
»Das ist ein gebrauchtes , und du kannst dieses Geschenk sehr wohl annehmen. Es ist ja nicht umsonst«, erklärte Brandon mit großen Gesten.
»So, was kostet es denn?«
»Fotos! Ich möchte, dass du Fotos machst.«
»Was?«
»Ich brauche Fotos von einigen Gärten, die ich gestaltet
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