Selfmade Girl
verhört.
Kirsten räusperte sich und warf Brandon einen unsicheren Blick zu. »Ja, ich … ich habe gekündigt, es ist etwas schiefgelaufen, und Morales hat mich blöd angemacht. Mir blieb quasi gar nichts anderes übrig, als ihm seinen dämlichen Job vor die Füße zu knallen«, erklärte sie kurz angebunden.
» Und wie, bitteschön, willst du dann deinen Anteil an der Miete bezahlen?« Liams Stimme nahm eine gefährliche Höhe an.
»Ich werd schon etwas Neues finden.« Unsicher knabberte sie an ihrem Daumennagel.
»Wir müssen dich vor die Tür setzen, wenn du deinen Teil nicht zahlen kannst!« Die Stimme Liams war schneidend.
»Mein Gott, Kirsten wird schon einen neuen Job finden«, rief Molly.
»Halt dich da raus ... die Wohnung läuft auf meinem Namen, und wenn sie die Miete nicht aufbringt, muss ich dafür geradestehen! Sie schuldet mir schon einen Monat ...«, zischte Liam wütend, und obwohl er das Handy wohl an seine Brust drückte, damit Kirsten nicht mithören konnte, verstand sie jedes Wort.
»Dann ziehe ich eben aus!«, brüllte sie in den H örer und beendete das Gespräch, indem sie wütend auf den roten Hörer ihres Handys drückte. »So ein Penner!«, murmelte sie resigniert.
»Ganz schön unerbittlicher Bursche, dein Freund.« Brandon trat hart auf die Bremse, um an einer Ampel zu halten, die gerade auf Rot gesprungen war.
»Oh nein, er ist nicht mein fester Freund, um Gottes willen – wir wohnen nur in einer WG zusammen. Liam ist meistens echt unentspannt. Vielleicht liegt es daran, dass er Vegetarier ist, die sind doch meistens unentspannt.«
»Findest du?«, Brandon warf ihr einen Seitenblick zu und zog die rechte Augenbraue hoch.
»Grün.« Sie zeigte auf die Ampel, als hinter ihnen schon ungeduldig jemand hupte.
»Bestimmt auch ein Vegetarier«, meinte Brandon und fuhr lachend weiter. »Also, was wirst du jetzt tun, Kirsten?«
Sie schaute aus dem Seitenfenster und blickte auf die Häuser, an denen sie vorbeifuhren. »Ich weiß nicht genau, zuerst werde ich mein letztes Geld a bheben und Liam ein Fahrrad besorgen, sonst dreht er noch durch. Dann werde ich mir eine neue WG suchen. Liam ist mir einfach zu stressig. Aber Molly ist ganz in Ordnung.«
»Molly?«
»Ja, seine Freundin. Sie wohnt auch in der WG«, klärte sie Brandon auf und wusste in dem Moment selbst nicht, warum sie das erzählte.
»Er nimmt Geld von seiner Freundin, die mit ihm in einer Wohnung wohnt? Das nenne ich wirklich unentspannt.«
»Wir müssen hier rechts.«
»Ich weiß.«
Nach einer kurzen Pause fragte sie, was er denn studiere, um die Stille zu überbrücken.
»Floristik und Gartenbau. Ich bin im vorletzten Semester, mache im nächsten Jahr meinen Abschluss.«
»Und was hast du dann vor?«
»Mir gehört ein kleiner Blumenladen, den ich erweitern will, wenn ich fertig bin.«
»Wow, du hast einen eigenen Laden?« Kirsten pfiff anerkennend. »Und von dem Gestrüpp-Job lässt es sich leben?«
Er lächelte wieder. »Ja, es geht so. Zu dem Laden gehört eine Wohnung, so spare ich die Miete. Ich habe das Haus von meiner Mutter geerbt. Sie ist vor einigen Jahren gestorben, da habe ich den Shop einfach übernommen. Hauptsächlich plane ich kleine Gärten, aber ab und zu liefere ich auch noch schnell Bestellungen aus, wenn überraschend Eilaufträge reinkommen.« Er grinste sie frech an.
»Das mit deiner Mom tut mir leid. Was ist mit deinem Dad?« Sie sah ihn neugierig an, obwohl sie wusste, dass das eine ziemlich persönliche Frage gewesen war.
Brandon zog die Schultern hoch. »Er ist schon vor meiner Mutter gestorben, als ich noch klein war.«
K irsten hielt es für besser, nicht weiter darauf einzugehen.
Erst als der Motor erstarb und er den Zündschlüssel abzog, bemerkte Kirsten, dass sie auf dem Campusgelände angekommen waren.
»Oh, wir sind da«, rief sie überrascht. »Wir wo hnen dort drüben.« Sie zeigte auf ein Wohnhaus gegenüber dem College-Gelände.
»Ja, wir sind da«, raunte er und umfasste das Lenkrad mit beiden Händen. »Hast du … hast du heute noch eine Lesung?«
»Ja, im großen Saal, aber nur bis achtzehn Uhr. Danach muss ich mich um ein neues Fahrrad kümmern, sonst bringt Liam mich um. Ich kann nur hoffen, dass sie im Studentenwohnheim ein Zimmer frei haben, sonst stehe ich auf der Straße«, murmelte Kirsten gedankenverloren. »Vielen Dank fürs Mitnehmen«, trat sie leise die Verabschiedung an und stieg aus dem Wagen aus.
»Gerne doch, Kirsten.« Er sprach
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