Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)
Ich habe keine Handhabe, wir dürfen nicht ermitteln, es sei denn, die Passauer Kollegen ersuchen um Amtshilfe.«
»Das tun die g’wiss ned. Die waren ja schon so stur, als ich ned glauben wollte, dass die Malwine an einem Herzinfarkt g’storben ist. ›Da hat jemand nachgeholfen‹, hab ich nur g’sagt, wie man das so sagt im ersten Schreck, und wissen S’, des hat denen überhaupts ned passt, da ham die erst recht auf stur geschaltet.«
»Aber Sie hatten recht«, meinte die Hauptkommissarin. »Wenn Sie nicht auf Ihr Gefühl gehört hätten, wäre vermutlich niemals herausgekommen, dass die arme Frau Brunner vergiftet worden ist.«
Er hob die Augenbrauen: »Wirklich? Mit richtigem Gift?«
Franziska nickte. »Ich habe mit dem Rechtsmediziner gesprochen.«
»Meinen Sie, dass der ihr Knecht des g’tan ham könnt?«
Jetzt war es an Franziska, erstaunt zu schauen.
»Was für ein Knecht? Ich dachte, die lebt da oben allein, das heißt, allein mit ihrer Schwester?«
Schmiedinger schüttelte den Kopf: »Naa, naa, Sie meinen die Agnes, naa, die ist doch schon seit ein paar Monaten verstorben.« Dann besann er sich wieder auf Franziskas Frage: »Wissen S’, ich bin gestern Abend zum Brunnerhof g’fahren, weil ich nach dem Rechten sehn wollt. Das Anwesen ist zwar jetzt eingemeindet worden, aber dadurch ist das natürlich keinen Meter näher bei uns. Das liegt immer noch ziemlich einsam auf’m Berg, auch wenn der Waldmoser den alten Schotterweg bis fast vor Malwines Haustür hat befestigen lassen. Also, ich hab mir denkt, ich fahr mal vorbei, schau nach, ob alle Türen verschlossen san und so. Und dann saß da der junge Mann auf der Bank.«
»Auf welcher Bank?«
»Auf der vorm Haus, wo man halt abends so sitzt.« Schmiedinger nahm einen Schluck Apfelschorle.
»Und was hat er gemacht?«
»Gewartet hat er.«
»Auf wen?«
»Na, auf die Malwine.«
»Aha.« Franziska wühlte in ihrer Tasche nach einem Bleistift. Im Gegensatz zu ihrem Kollegen Bruno, der sich alles per Palm oder Handy an seinen Computer ins Büro schickte, verweigerte sie sich der modernen Technik und lobte das gute alte Notizbüchlein, auch wenn sie ständig nach einem Stift suchen musste.
Erleichtert zückte sie nun den gefundenen Schreiber und fragte nach: »Kennen Sie den?«
»Den Knecht meinen S’? Nein, nie ned g’sehn.«
»Vielleicht war er ja noch nicht so lang bei ihr«, murmelte sie und schlug ihr Notizbuch auf. Eigenartig. Sonst wussten die Leute immer gleich, wenn sich ein Fremder in der Gemeinde aufhielt. Und hier war jemand zu Malwine gezogen, und niemand hatte es mitbekommen. Sie beugte sich vor. »Und – was ist dann passiert?«
»Ich hab ihn g’fragt, ob er mit mir nach Bad Griesbach fährt. Weil, irgendwie mussten ja der Hund und das Auto g’holt werden.« Die Kommissarin nickte zustimmend.
»Ein sonderbarer Mensch war des«, erinnerte sich Schmiedinger. »Hat fast nix g’sagt. Könnt gut sein, dass dem der Tod von der Malwine doch nahegangen ist. Auch wenn man immer hört, die jungen Leute hätten kein Gefühl mehr, ganz stimmt des ja wohl doch nicht. Ich hab mir da inzwischen meine ganz spezielle Meinung bilden können, wissen S’, des ist nämlich so …« Der sonst so wortkarge Polizeiobermeister holte Luft und setzte zu einer längeren Rede an.
»Und dann?«, unterbrach ihn Franziska. Möglicherweise war Schmiedingers ganz spezielle Meinung außerordentlich interessant, aber sie würde lieber später darauf zurückkommen. Es war schon immer so gewesen, dass man dem Adolf jede wirkliche Information einzeln aus der Nase ziehen musste, während er gleichzeitig dazu neigte, sich in Allgemeinplätzen zu verlieren. Früher hatte er für solche Fälle seinen Spezl Eduard dabeigehabt, auch wenn dieser wiederum alles besser und genauer wusste und überhaupt im Nachhinein sämtliche Verwicklungen bereits vorher gesehen haben wollte.
»In Griesbach ham mir den Hund abg’holt, die Kollegen dort ham ihn mit aufs Revier g’nommen. Sie konnten ihn ja nicht den ganzen Tag im Auto eing’sperrt lassen. Also ich sag’s Ihnen, bei unseren Kollegen ging’s dem richtig gut. Zwei Dosen Futter hat der Joschi auf einen Schlag verdrückt – na ja, so ein Tier weiß halt nicht, was Trauer ist.« Er seufzte und putzte sich die Nase.
Franziska, die sicher war, dass fast alle Hunde- und Katzenbesitzer dieser Diagnose tierischer Herzlosigkeit augenblicklich widersprochen hätten, übte sich weiterhin in Geduld.
»Also«, fuhr
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