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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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Passbrunn, weil die doch so besonders gut erzogen san …«
    Franziska, die ahnte, dass ein ausführlicher Vortrag folgen würde, unterbrach ihn schnell: »Was genau kann ich denn jetzt tun?«
    Am anderen Ende der Leitung wurde aus tiefster Seele geseufzt, und die Kommissarin sah den Polizeiobermeister vor sich, wie er allein in seiner winzigen Kleinöder Station saß und vor Verzweiflung schwitzte, ja, sie roch ihn förmlich und hielt deshalb ihre Nase über den dampfenden Cappuccino, den Bruno vor sie hingestellt hatte.
    »Die dürfen die Brunnerin ned einfach so beerdigen. Da stimmt was ned«, wiederholte der Polizeiobermeister.
    »Wer ist die? «
    »Na, die Gemeinde, also der Bürgermeister. Bittschön, können S’ ned irgendwas tun?«
    Franziska zögerte. Ihre Erfahrung hatte sie gelehrt, dass der erste Eindruck, das spontane Gefühl des »Da-stimmt-was-nicht«, oft richtig war, und je mehr sie darüber nachdachte, umso eigenartiger erschien auch ihr dieser plötzliche Todesfall.
    Malwine Brunner! Erst hatte sie ihren Sohn verloren, dann den Mann, schließlich die Schwester – und jetzt lebte sie selbst nicht mehr. Die letzte ihres Stammes, wie es im Dorf geheißen hatte – und die Bäuerin mit dem größten Landbesitz.
    »So alt war die Malwine Brunner doch gar nicht, oder?«
    »Naa, noch ned amal siebzig«, bestätigte Adolf Schmiedinger.
    Franziska schwieg und biss sich auf die Lippen. Sie dachte an den Totenschein und fragte sich, ob der Herzinfarkt vielleicht nur ausgesehen hatte wie ein Herzinfarkt. Letztlich konnte das nur mit einer Obduktion geklärt werden.
    Sie spürte förmlich die Ungeduld am anderen Ende der Leitung und versprach: »Okay, ich rede mit dem Staatsanwalt.«
    Als habe Schmiedinger nur auf diesen Satz gewartet, fiel er ihr keuchend ins Wort: »Ja, aber schnell, ned dass die die sofort beerdigen oder gar feuerbestatten. Ist alles scho passiert, wie Sie wissen.«
    »Ich rufe ihn gleich an, versprochen. Innerhalb der nächsten Stunde melde ich mich wieder bei Ihnen.«
    »Dann mach ich jetzt erst mal nix?« Adolfs Stimme klang gleichermaßen ängstlich wie erwartungsvoll.
    »Exakt.«
    »Kleinöd?«, fragte Bruno wenig später und verdrehte die Augen. »Ich fass es nicht. Dreihundertsiebenundzwanzig Einwohner und jedes halbe Jahr ein Kapitalverbrechen! Als hätten die ein Abo auf unsere Ermittlungsdienste. Wer ist jetzt dran?«
    »Malwine Brunner.« Franziska nahm einen Schluck Cappuccino. »Aber gestorben ist sie in Bad Griesbach. Und das gehört zu Passau.«
    »Super, dann geht uns das nichts an. Lass bloß die Finger davon.« Bruno durchmaß das Büro mit ausladenden Schritten. »Ich hab meine nächsten Weekends schon verplant.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, murmelte Franziska und beobachtete ihren Kollegen, der in seinen Designerjeans und Edelschuhen sowie einem perfekt gebügelten Hemd durchs Zimmer flanierte wie auf einer Strandpromenade. Vermutlich hatte er die kommenden Wochenenden auf dem Golfplatz verplant oder jobbte nebenher als Model.
    Alles an ihm war vollkommen. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte Franziska sich nichts sehnlicher gewünscht, als Bruno einmal mit einem Pickel zu sehen, mit fettigem Haar oder Herpesbläschen, weniger vollkommen, vielleicht mit schmutzigen Fingernägeln, einem abgerissenen Knopf, staubigen Schuhen. Aber Bruno war immer tadellos. Tadellos gepflegt und tadellos gekleidet. Ein Mann aus einer anderen, einer besseren Welt, den es in die Niederungen des Landauer Kommissariats verschlagen hatte.
    Sie seufzte und wählte die Nummer des Staatsanwalts.
    »Eine Obduktion? Nein, wirklich nicht. Seien Sie mir nicht böse. Das geht nicht, erst recht nicht, wenn es schon einen Totenschein gibt und der Arzt die Leiche freigegeben hat. Was meinen Sie, was der Bundesrechnungshof dazu sagen würde? Nein, für so was kann ich unsere Steuergelder nun wirklich nicht hergeben. Das hält keiner Prüfung stand.«
    Um fünfzehn Uhr dreißig an diesem 2. September wählte Franziska die Nummer der Polizeiaußenstelle in Kleinöd. Adolf Schmiedinger meldete sich sofort.
    »Ja?« Seine Stimme klang erwartungsvoll.
    Franziska schluckte. »Es tut mir leid, der Staatsanwalt sieht keinen Handlungsbedarf.«
    Schmiedinger schien nicht gleich zu verstehen, was sie meinte. »Und was heißt des nachad?«
    »Dr. Steller stimmt einer Obduktion nicht zu. Seiner Meinung nach dürfen öffentliche Gelder nicht so verschwendet werden.«
    Schmiedinger schnappte nach Luft.

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