Selina - Liebesnaechte in Florenz
ebenfalls.“
„Und weshalb hast du diesen Vertrag aufsetzen lassen, der besagt, dass mein Vermögen mir alleine gehört?“
Alessandro nahm sie fester in die Arme. „Weil ich dich so will wie du bist, meine Mondgöttin“, sagte er zärtlich. „Unabhängig. Selbständig. Und … ein bisschen widerspenstig.“
***
Am Tag des Hochzeitsfestes arbeiteten die Diener und Dienerinnen schon seit den frühen Morgenstunden daran, Tische und Sessel in den Garten zu schleppen, farbige Zelttücher wurden über die Tafeln gespannt und Teppiche über den Rasen gebreitet. Die Tische selbst wurden mit den feinsten Leinentüchern belegt, kostbares Geschirr stand darauf und Selina, die selbst im Haus der Medici nicht solche Verschwendung gesehen hatte, besah sich alles, staunte und konnte kaum fassen, dass der sonst so bescheiden auftretende Alessandro tatsächlich darauf bestanden haben sollte, ein Fest in solcher Pracht auszurichten. Seine Mutter zuckte nur mit den Schultern, lächelte vielsagend und schwieg.
Der alte Santini ließ sich wohlberaten sein, beim Hochzeitsfest eine gute Miene zu zeigen. Auf Selinas Komödie hin angesprochen, schüttelte er lediglich immer nur den Kopf und gab einige nichtssagende Worte über romantischen Unsinn von sich, den die jungen Leute heutzutage im Kopf hätten. Alessandros Mutter gegenüber zeigte er sich ausgesucht höflich, während er seiner Enkelin und deren Gatten auswich. Ingesamt konnte er mit dem Ausgang letzten Endes wohl doch zufrieden sein. Seine Enkelin hatte der Familie nicht nur Zugang zu den besten Florentiner Kreisen verschafft, sondern auch die langersehnte Verbindung zum Handelshaus Bernacci hergestellt, und das in einer Weise, von der er zuvor nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Alessandro hatte zwar keinen Zweifel offen lassen, dass der Großvater seiner Frau kein willkommener Gast in seinem Hause war, hatte sich jedoch dem Wohl der Familie gegenüber großzügig gezeigt und sich bereit erklärt, mit Selinas Oheim alle jene Geschäfte zu tätigen, die den Santinis jenen Gewinn versprachen, auf den der Alte schon immer ausgewesen war.
***
Das Fest war noch nicht zu Ende, die Leute saßen noch bei Tisch, aßen, tranken und lachten, als Alessandro sein frisch erworbenes Eheweib heimlich fortzog. Er führte sie zum anderen Ende des Gartens, wo hinter einer kleinen Pforte Luciano mit einer Sänfte für Selina und einem Pferd für Alessandro wartete. Zwei Fackelträger standen bereit und warteten, bis Alessandro seiner Gattin in die Sänfte geholfen hatte.
„Wohin bringst du mich?“ fragte sie leise mit einem erwartungsvollen Lächeln. Das Fest war schön gewesen, es hatte ihr Spaß gemacht, jeder hatte sie liebenswürdig behandelt. Mit großer Befriedigung sah sie, wie die Leute über die Pracht staunten, mit der Alessandro und seine Mutter die Feier begangen hatten. Es hatte sich inzwischen schon herumgesprochen, dass er nicht der verarmte Adelige war, der um eine reiche Frau werben musste, und Selina vermutete, dass all der Aufwand, den er hier entfaltete, auch dazu diente, jeden wissen zu lassen, dass er Selina nicht ihrer Mitgift wegen geheiratet hatte.
„In unser Landhaus, meine süße Mondgöttin“, flüsterte er zurück. „Ich habe keine Lust mehr, das Ende der Feierlichkeiten abzuwarten. Üblicherweise dauern diese Feste mehrere Tage, und das geht weit über meine Geduld.“
Selina, die ebenso empfand, lehnte sich zufrieden in die weichen Polster zurück, während Alessandro den Vorhang schloss und auf sein Pferd stieg.
Daheim angekommen, hob er seine junge Frau aus der Sänfte, trug sie, wie schon früher, ins Haus hinein und hielt erst an, als er das Schlafzimmer erreicht hatte. Dort legte er sie sanft in das große Bett. Selina, vom Fest und vom Wein ermüdet, streckte sich gähnend und zog ihn dann zu sich.
„Du solltest jetzt ruhen, meine Liebste“, sagte Alessandro zärtlich, als sie mit halb geschlossenen Augen nach seinem Gürtel griff.
„Aber dies ist doch meine erste Nacht als verheiratete Frau.“
„Keine Nacht mehr, mia dolce sposa “, flüsterte Alessandro an ihrer Wange. „Der Morgen graut schon und die ersten Vögel erheben ihren Gesang.“ Er half ihr, das schwere gold- und perlenbestückte Kleid abzulegen und breitete dann eine leichte Decke über sie. Ein Kerzenleuchter brannte auf dem kleinen Tisch, und er blies alle Kerzen bis auf eine aus, bevor er sich ebenfalls auskleidete und neben sie unter die weichen Laken
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