Sensation in der Manege
von innen sehen!“
„Kann man sagen, ja. Jedenfalls reicht er meinen drei Alten und mir zum Überleben, wenn’s hart auf hart kommt.“
„Den muß ich mir gleich anschauen. He, da kommen Bettina und Florian, die Geschwister von Simon Henrich. Sie wohnen in Peershof drüben, auf dem Nachbargut, und gehen auch hier zur Schule.“
Auf dem Feldweg waren zwei Reiter erschienen, die sich im Trab der Gruppe näherten. Kurz darauf sprangen sie neben ihnen aus dem Sattel, und Bille machte sie miteinander bekannt.
„Dies übrigens ist Sternchen, Bettinas Haflingerstute“, fügte sie hinzu, „und dieses Wunder einer hinreißend schönen Fuchsstute ist Florentine, Florians große Liebe. Wenn du auch nur einen Tag lang vergißt, sie zu loben und zu bewundern, hast du es für alle Zeit mit Florian verdorben! Übrigens gibt es noch einen weiteren Henrich-Bruder, Daniel. Der ist schon zu Hause ausgeflogen und kommt nur in den Ferien heim.“
„Na, ob ich mir das alles merken kann“, stöhnte der Indianer. „Und dann noch die Schüler alle und die Lehrer! Da werde ich wohl ein paar Wochen brauchen.“
„Ach was, ein paar Tage und du wirst dich bei uns wie zu Hause fühlen.“
„He, wie wär’s wenn wir für Johnny eine kleine Willkommensfeier veranstalten“, schlug Bettina vor. „Wir organisieren Tee, Kakao und Kuchen und treffen uns alle im Unterrichtsraum vom Schulstall!“
„Super! Du hast mal wieder das Gebot der Stunde erkannt“, lobte Bille die Freundin. „Du wolltest doch sowieso zu Tom. Wie wär’s, wenn ihr zwei das in die Hand nehmt? Florian will seine herzallerliebste Nico zu einem Ausritt abholen, wenn ich mich nicht irre, und ich muß Black Arrow bewegen, der ist heute noch keinen Schritt gegangen. In zwei Stunden treffen wir uns dann drüben, okay?“
„Einverstanden.“
In der Not frißt der Teufel Kuchen
Ehe der Indianer recht wußte, wie ihm geschah, stand er mit Zottel allein auf der Koppel. Bettina, Florian und Bille stürmten davon, um einerseits die Begrüßungsparty vorzubereiten, andrerseits die Zeit bis dahin zum Reiten zu nutzen. Edmund erkundigte sich höflich, ob er im Augenblick noch irgend etwas für ihn tun könne, und als der Indianer verneinte, stakste er erleichtert davon, um sich im Gewächshaus seinen Studien zu widmen.
„Na, komm, Kollege, begleite mich, dann können wir uns ein bißchen unterhalten“, brummte der Indianer.
Zottel folgte ihm wie ein Hund.
„Gehen wir erst mal auspacken. Tolles Quartier, hast du gesehen? Eine richtige kleine Wohnung, und alles neu gemacht — so was habe ich mir schon immer mal gewünscht.“ Zottel rieb wieder und wieder die Nase an der Jacke des seltsamen Mannes. Irgend etwas an ihm roch vertraut und weckte alte Erinnerungen. Zottel fühlte sich magisch zu ihm hingezogen.
Der Indianer durchquerte den Park, ging am Schulreitplatz vorbei und auf die Rückseite der Reithalle. Zottel trottete neben ihm her, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.
„Da wären wir. Wie gefällt dir meine fahrende Burg?“ Der Indianer zeigte auf einen alten, schon recht mitgenommenen Lastwagen, der rundum mit Zirkusbildern bunt bemalt war. Die Rampe auf der Rückseite des Wagens war hinuntergeklappt.
„Komm, schau dich nur um!“ forderte der Indianer Zottel auf und stieg in den Wagen hinauf.
Zottel folgte ihm und beschnupperte neugierig die Stellplätze der drei alten Zirkuspferde.
„Ja, hier schläft Whisky. Das da ist Maestros Platz, und dahinter wohnt Happy. Und oben drüber ist meine Koje. Hier — die Futterkiste und daneben die Kiste mit meinen Klamotten und den alten Kostümen. Die brauch ich nun nicht mehr, aber ich schaue sie mir manchmal an und denke an die alten Zeiten. An der Wand, siehst du, da hat alles seinen Platz: Kochgeschirr, Waschschüssel, Putzzeug, was man so braucht. Die wertvollen Sachen, Papiere, alte Fotos und mein Ausgehanzug, die sind vorn auf dem Beifahrersitz verstaut in einem extra Koffer.“
Zottel schien dem Indianer ernsthaft und interessiert zuzuhören, jetzt näherte er seine Nase einem an der Seite befestigten Deckelkorb.
„Das da? Da hebe ich meine Vorräte auf.“
Zottel nickte heftig mit dem Kopf und scharrte mit dem rechten Vorderhuf.
„Oh, entschuldige, ich bin ein schlechter Gastgeber!“ sagte der Indianer und öffnete den Korb. „Bitte greif zu, die Äpfel sind von meiner Schwester, die hat einen Bauern geheiratet. Manchmal bin ich bei ihnen untergeschlüpft, hab ein bißchen
Weitere Kostenlose Bücher