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Sense

Sense

Titel: Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Himmel war bedeckt, die Morgenluft klar und kalt, nur unwesentlich getrübt durch die Abgase eines dunkelgrünen Rolls-Royce, der mit laufendem Motor direkt vor der >Endstati-on< parkte. Rolls, na, ich weiß nicht. Ich selbst bin ja mehr ein Bentley-Typ.
    Die Scheiben waren sehr schattig getönt, trotzdem meinte ich, Hänsel am Steuer zu erkennen.
    Das hintere Seitenfenster glitt herunter, und eine Hand winkte mir, näher zu treten. Ich blieb stehen, wo ich stand.
    Der Mann im Fond sagte etwas, und der Rolls rollte an, zog in meine Richtung und kam, auf Höhe der hinteren Türe, direkt vor meinen Füßen zu stehen. Der Motor lief weiter.
    »Na, hat man Sie verarztet?«, fragte Konstantin Georgudopu-los in freundschaftlichem Tonfall, was sich angesichts eines Kühlelementes um den Hals und eines aus je einem Jackenärmel lugenden frischen Verbandes beziehungsweise frischen Gipses wohl von selbst beantwortete.
    Er trug einen stahlgrauen Anzug heute, mit einem stahlblauen Seidentuch im Halsausschnitt, und neben ihm saß Gretel, die, ungeschminkt, in schlichter Jeans und einfachem hellgrauem Kaschmirpullover, die Haare am Hinterkopf von einer dezenten Spange gehalten, einfach zum Verlieben aussah. Die Art, wie sie mich mitfühlend beäugte, verstärkte dieses Gefühl und zeigte mir gleichzeitig, besser als ein Spiegel, in welcher Verfassung ich mich befand.
    Plötzlich sehnte ich mich nach Kim, dass ich hätte flennen können.
    »Da haben Sie ja ein schönes Durcheinander angerichtet, Herr Kryszinski.« Georgudopulos klang eher kommentierend als vorwurfsvoll, und ich fragte mich, nebenbei, inwieweit er involviert war in, was immer ich angerichtet haben mochte.
    »Ich hatte Besuch, gestern Abend, recht spät noch. Die Herren sind bis heute Morgen geblieben und haben sehr viel telefoniert in der Zeit. Nach allem, was sie mir erzählten, scheint Siegfried >Elvis< König ihnen enorm hohe Renditen versprochen zu haben, wenn sie ihn finanziell dabei unterstützten, ein Spielbankprojekt in ... ts ... ich meine, es wäre Litauen gewesen, anzuschieben. Oder war es Estland? Nun, wie dem auch sei, Elvis scheint in die falsche Seite investiert zu haben. Schweden machen jetzt das Geschäft, oder waren es Finnen? Skandinavier auf alle Fälle.«
    Mach voran, dachte ich.
    »Worauf ich hinaus will, ist, dass die Herren verständlicherweise ganz gerne ihr Geld wieder sähen. Siegfried König besitzt durchaus noch einige Mobilien und Immobilien, die er nur zu überschreiben bräuchte. Doch um ihn dazu zu . um ihn darum zu bitten, müsste man erst mal seinen Aufenthaltsort erfahren. Und dafür wären die Herren bereit, noch mal eine nicht unerhebliche Summe auszuloben. Unter anderem, und hier kommen Sie ins Spiel, für Ihre Dienste. Na, was sagen Sie?«
    Ein neuer Auftrag, wie es aussah. Verrückt, wie's manchmal zugeht.
    »Okay, ich kann sehen, dass Sie sich erst mal ausruhen möchten. Hier ist meine Karte. Ich fungiere in dieser Angelegenheit als . Vermittler. Rufen Sie mich an, sobald Sie ausgeschlafen sind. Rufen Sie mich an! Es könnte sich lohnen.«
    »Morgen«, sagte ich und ging davon.
    Die Katze war aus. Ich fragte mich, ob ich auf ihre Rückkehr warten sollte oder ihr nur was in den Napf tun und sie für eine Weile sich selbst überlassen sollte, schließlich drohte ihr ja keine Gefahr mehr. Andererseits war die Bude hier auf Wochen hinaus unbewohnbar, und die Idee, sie Scuzzi für immer aufs Auge zu drücken, verlockend, und meine Gedankengänge, wie ich so inmitten der Verwüstung stand, waren schleppend, schleppend, schleppend.
    Ich ließ mich aufs Bett sinken, als das Telefon schrillte.
    Es war Ursel Sentz.
    »Glückwunsch«, sagte sie knapp. »Das ging ja schnell«, sagte sie mit, was klang wie mühsame Selbstbeherrschung.
    »Auch wenn die Umstände, wie die Polizei sie schildert, wenig schmeichelhaft und wenig tröstlich sind, für mich.« Der Mörder ist gefasst, doch, anders als bei einem Fernsehkrimi, geht es für die Beteiligten im wahren Leben auch nach der Verhaftung weiter, in aller Konsequenz.
    »Sie werden abrechnen wollen«, sagte sie, ganz Business. »Schauen Sie vorbei, wann immer es Ihnen passt.« Fast schon freundschaftlich, der letzte Satz.
    »Morgen«, sagte ich, und wir hängten ein.
    Das Telefon schrillte, und ich fuhr hoch. Immer noch keine Katze in Sicht.
    Es war Veronika. Sie weinte. Erst den Lover eingebüßt, jetzt den Gatten. Schönheit und Erfolg sind nicht unbedingt auch immer Garanten für ein

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