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Sense

Sense

Titel: Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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hinunter in einen kontrollierten kleinen Drift zu zwingen. Noch etwas Beschleunigung, und es wurde ein großer Drift daraus, darum nahm ich das Gas weg, und - tja -wir kreiselten, wieder einmal, um unsere Hochachse.
    Scuzzi, der Beutel auf Beutel rein weißer, körniger, glitzernder Substanz aus diversen Taschen und unter seinem Hemd hervorgekramt und in seinem Schoß gestapelt hatte, murrte etwas davon, wenn er Karussellfahren wolle, ginge er auf die Kirmes.
    Schweigend, hektisch manövrierend fing ich das Auto ein und machte mich auf die Suche nach seiner Höchstgeschwindigkeit.
    Autobahnpassagen ohne Standspur sind ein Alptraum. Zwei Fernlastzüge lieferten sich ein Rennen, Schulter an Schulter, und machten alles, was ich bis dahin an Vorsprung herausgefahren hatte, mit einem Schlag zunichte. Die bläulich-grellen Scheinwerfer näherten sich wieder, mit enormem Speed.
    Scuzzi schnitt einen der Beutel an, senkte sein Glasröhrchen hinein.
    Der linke LKW gewann einen Meter, dann noch einen. Ich saugte mich bis auf eine Handbreit an sein hinteres Kennzeichen heran, damit mir der rechte Laster Flankenschutz geben könnte. Im Spiegel nahm der BMW Konturen an, und der Typ, der aus dem hinteren Seitenfenster hing, ebenfalls.
    Der gottverfluchte LKW verlor wieder zwei Meter, spuckte mich quasi wieder zurück, hinter die beiden, schutzlos. Zähneknirschend dachte ich daran, ob es sich lohnte, ihm ins Heck zu fahren und ihn zum Sieg zu schieben.
    Scuzzi beugte sich vor, schnorchelte Pulver, machte >aah< und lehnte sich wieder zurück.
    Der BMW war jetzt dicht hinter uns, zog nach rechts. Gleich würde er neben uns auftauchen, Auge in Auge.
    Scuzzi kröchte, klärte sich umständlich den Hals, ließ ein Fenster heruntersurren und spuckte angewidert und in hohem Bogen hinaus. Dann packte er den gerade aufgeschnittenen Beutel, betrachtete ihn noch einmal kurz und voller Abscheu und schmiss ihn ebenfalls hinaus.
    Mit einer explosionsartigen Verpuffung traf der Beutel auf die Windschutzscheibe des BMW und überzog sie augenblicklich, genauso wie die aus dem Fenster hängende Gestalt, mit einer dichten, rein weißen Schicht schwach glitzernden Materials.
    Gleichzeitig fügte sich am rechten Streckenrand eine Standspur hinzu.
    »Was machst du da?«, fragte ich meinen Beifahrer, der einen Beutel nach dem anderen anschnitt, den Inhalt mit feuchtem Finger und spitzer Zunge verkostete und dann kopfschüttelnd dem tosenden Fahrtwind anvertraute. Sechster Gang, Halbgas, höchstens. Ich habe ja nie gewusst, wie eng und kurvenreich die A 40 ist. Ein schmales, schlängelndes Band, auf dem vereinzelter, nächtlicher Verkehr herumstand wie festgeklebt.
    Scuzzi verabschiedete auch das letzte Päckchen, fuhr die Scheibe hoch und grunzte frustriert.
    »Wenn man von Drogen keine Ahnung hat, sollte man die Finger davon lassen«, fand er.
    »Es war also kein Koka?«
    Er drehte sich zu mir mit einer Miene grenzenloser, fast schon therapeutischer Geduld.
    »Glaubst du wirklich«, fragte er sanft, »ich schmeiße freiwillig, nur um des hübschen, staubenden Effektes willen acht Kilogramm Kokain aus dem Fenster eines fahrenden Autos?«
    »Was war es dann?«, wollte ich wissen.
    Scuzzi zuckte die Achseln.
    »Fahr zurück, kratz es auf, und lass es analysieren«, war sein Vorschlag.
    »Also wertlos, das Zeugs?« Vielleicht wollte ich mich auch nur unterhalten. Nicht, dass mir langweilig gewesen wäre allerdings. Irgendwo ein richtig freies Stück, und ich wollte mal sehen, wie weit die Tachonadel ginge . Da kam schon der Tunnel, hinter dem wir runter mussten.
    Wir schossen hinein wie eine Exocet in die Flanke eines Flugzeugträgers, ich suchte eine möglichst gerade Linie und trat dann die Bremse, dass es uns die Ohren nach vorn klappte.
    Sechster Gang, fünfter, zweiter - >Zweiter?!< O Scheiße, der verdammte Gips! Kein Gefühl in den Fingern. Noch ehe ich voller Hast wieder die Kupplung treten konnte, hatte der Motor schon aufgekreischt wie eine tollwütige Furie beim Friseur, die Drehzahlmessernadel war zweimal um ihre Skala gerast und baumelte von da ab nur noch nutzlos hin und her, und nachdem ein ruckartiger, brutaler Schlag durch das Triebwerk geknallt war, produzierte es nun ein hartes, mechanisches Rattern, das begleitet wurde von enormen, sich auf das ganze Fahrzeug übertragenden Vibrationen. Es grenzte an ein Wunder, dass die Kiste überhaupt noch fuhr.
    »Das war Absicht«, behauptet Scuzzi bis heute.
    Vom Ferrari auf die Carina umzusteigen

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