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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Malkuth bei sich hatte«, sagte er nach einem Seitenblick zu mir, »er ist ein Angehöriger meines Stammes.«
    Ein Raunen ging durch die Gruppe meiner Brüder, und Gabriel sog scharf die Luft ein, als spürte er, dass dies noch nicht alles war.
    »Aber dein Stamm soll doch vernichtet worden sein!«, wandte Vincenzo ein.
    »Das ist er auch. Bis auf diesen Jungen.« Sayds Miene wurde noch finsterer. »Er ist mein Urenkel.«
    »Was?« Uns klappte der Mund auf. Woher hatte Malkuth erfahren, dass es Nachkommen von Sayd gab? Und wieso hatten wir nichts davon gewusst?
    »Noch ist er ein Mensch, aber das wird er nicht mehr lange bleiben, wenn die Dschinn auf Malkuths Seite sind.«
    »Dann sollten wir etwas unternehmen!«, rief ich. »Wir müssen ihn finden und ihm die Wahrheit sagen.«
    »Die Wahrheit? Dass ich sein Urgroßvater bin? Meinst du, das wird er glauben?« Sayd hob einen kantigen Stein vom Boden auf und schloss die Faust darum. »Wahrscheinlich hat Malkuth ihn so mit Lügen gefüttert, dass er die Wahrheit nicht erkennen wird. Wir können nur hoffen, dass er als normaler Mensch stirbt und Malkuth keine Möglichkeit findet, ihm Unsterblichkeit zu verleihen.«
    Damit warf er den Stein fort und erhob sich wieder. Kurz meinte ich Blut in seiner Handfläche zu sehen, doch wenn es eine Wunde gab, heilte sie rasch wieder ab.
     
    Nach einer weiteren Woche erreichten wir Bordeaux, wo es Sayd, dank seines Goldes, recht schnell gelang, einen Kapitän zu überzeugen, uns mitzunehmen. Im Schutz der Dunkelheit wurden Frauen, Kinder, Greise samt ihrem Gepäck in den bauchigen Rumpf des Handelsfahrers geführt. Die Pferde ließen wir am Ufer zurück, weil die Fracht sonst zu schwer geworden wäre.
    Vom ersten Augenblick an wusste ich, dass Kapitän Lafouret aus anderem Holz geschnitzt war als der Kommandant der Jasmina. Obwohl auch er wettergegerbte Haut hatte und sein Gesicht hart und kantig war, leuchteten Güte und Mitleid in seinen Augen, als er die armen Flüchtlinge erblickte. Seine Seeleute führte er mit harter, aber gerechter Hand, und vor ihm brauchte ich mich nicht als Mann zu verkleiden. Dass ich eine Waffe trug, ließ einige Seeleute erstaunt dreinblicken, doch niemand äußerte sich dazu.
    Als wir ablegten, senkte sich die Sonne gerade dem dunkel bewölkten Horizont entgegen. Was uns wohl auf der anderen Seite des Meeres erwartete? Auf unserer Flucht aus den Nordlanden hatte mein Vater der Küste des Frankenlandesden Vorzug gegeben, wenn wir unseren Proviant auffrischen wollten. Die britische Insel war in meiner Erinnerung nicht mehr als zerklüftete Felsen, an denen sich die Brandung brach. Die Angelsachsen waren ein kämpferisches Volk und den Nordleuten nicht immer wohlgesinnt gewesen.
    Kaum hatten wir das Festland wieder hinter uns gelassen, stellte sich Jareds Seekrankheit ein. Er versuchte sich vor den anderen zu beherrschen, doch ich sah ihm deutlich an, wie er litt. Meine Versuche, ihn zu bewegen, an Deck zu gehen, schlugen jedoch fehl. Er verkroch sich lieber in seine Ecke und schließlich ließ ich ihn sein.
    Die Stimmung der Flüchtenden schwankte zwischen Neugier und Angst. Viele waren zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Schiff, und die meisten kannten von der Seefahrt nur die haarsträubenden Geschichten von Seeungeheuern und verheerenden Unwettern. Glücklicherweise erging es nur den wenigsten wie Jared, und jene hörten wenigstens auf meinen Rat und verschafften sich an der frischen Luft etwas Linderung.
    Wenn der Abend hereinbrach, erzählten die Frauen Geschichten oder beteten. Madame d’Azième war oftmals jene, um die sich die Anwesenden scharten, so als hätten sie sie stumm zu ihrer Anführerin erkoren.
    Wenn die Kinder allzu ängstlich wurden, versuchten Gabriel und Vincenzo die Kleinen abzulenken, indem sie aus Stofffetzen Handpuppen zauberten, mit denen sie ihnen etwas vorspielten.
    Zeit für uns allein hatten Gabriel und ich nun gar nicht mehr, doch wir trösteten uns damit, dass die Überfahrt nur wenige Tage dauerte und wir dann wieder alle Zeit der Welt haben würden – bis Malkuth uns erneut auf den Fersen war oder Sayd von einer Vision übermannt wurde.
    Unser Anführer brütete die meiste Zeit still vor sich hin.Diesmal kannte ich den Grund. Stets hatte er geglaubt, dass seine Familie ausgestorben sei. Seinen Stamm ermordet vorzufinden, war ein großer Schock für ihn gewesen, doch noch schlimmer schien es ihn zu treffen, dass er einen Urenkel hatte – der aufseiten Malkuths

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