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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Hoefling
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endlich mein erster Pluspunkt hier sein! dachte er und klappte zufrieden sein Heft zu. Wenn der Lehrer die Niederschrift durchsieht, dann hat er bestimmt eine bessere Meinung von mir. Ich wüßte nicht, was daran falsch sein sollte...
    „Schluß jetzt, Jungs!“ rief Dr. Pöttgen. „Klaus und Rolf — ihr beide sammelt die Hefte ein und legt sie hier auf mein Pult.“
    Plötzlich summte und brummte es wie in einem Bienenkorb. Lebhaftes Getuschel setzte ein und ging sogar über zwei und drei Pulte hinweg, denn jeder wollte sich noch einmal vergewissern, ob er dieses und jenes Wort richtig geschrieben habe, um es notfalls in den letzten Sekunden noch zu verbessern.
    Auch der dicke Willem entwickelte im Handumdrehen eine Emsigkeit, die in auffallendem Gegensatz zu seinem klobigen Körperbau stand. Wie eine Giraffe schraubte er seinen dicken Hals vor und machte Stielaugen von der ersten Reihe bis in die letzte, wo sich Brillenschlange bereits auf den erschriebenen Lorbeeren ausruhte.
    So war die Lage, als Sepp die Kappe auf seinen Füllfederhalter schrauben wollte. Doch lag es am Füller — lag es an dem breit aufgeschlagenen Heft des dicken Willem — oder lag es vielleicht an etwas anderem...?
    Kurz und gut: Sepp schraubte nicht die Verschlußkappe auf, sondern drehte einmal kräftig am unteren Ende des Füllfederhalters — und klatschpatsch! platschte ein dicker, runder Tintenklecks auf Willems Niederschrift und spritzte Dutzende von kleinen Klat-tern über die Seite.
    Doch nicht genug damit! Sepp klappte die Kladde rasch zu, damit die Tinte Gelegenheit hatte, sich auch noch auf der anderen Seite auszubreiten.
    Da drehte sich der dicke Willem um. Er hatte von Brillenschlange die richtige Schreibweise eines Wortes zugeworfen bekommen wie einen Rettungsring und wollte jetzt wenigstens noch diesen einen Fehler ausmerzen, bevor sein Heft eingesammelt wurde.
    Willem wunderte sich, als er seine Kladde zugeklappt fand — aber er wunderte sich nicht mehr, als er sie aufschlug! Ein Blick wie ein Giftpfeil aus dem Köcher eines Amazonasindianers traf Sepp, der lächelnd dasaß und in bayerischer Bierruhe seinen Füllfederhalter zuschraubte.
    Nein, jetzt wunderte sich der dicke Willem nicht mehr über das Tintengeschmier in seiner Kladde — jetzt tobte er!
    „Herr Studienrat, Herr Dr. Pöttgen, der Neue, der Dallmayer, der — der hat mein ganzes Heft versaut!“
    Um seine Anklage zu bekräftigen, war der dicke Willem nach vorn aufs Lehrerpult zugestürzt und hielt Dr. Pöttgen das Heft vor die Nase. Die beiden Seiten der Niederschrift sahen aus, als habe sich eine Maus darauf getummelt, die sich vorher in Tinte gebadet hatte.
    Die Spuren der Maus waren von dunklerer Farbe als das helle Blau der Tinte, mit der Willem geschrieben hatte. Das konnte man erkennen, ohne ein Fachmann für Tinte zu sein.
    Und Studienrat Dr. Pöttgen erkannte das auch! Seine strenge Miene verhieß nichts Erfreuliches, als er mit scharfer Stimme fragte:
    „Hast du das getan, Dallmayer?“
    „Ja, Herr Doktor“, gestand Sepp offen.
    „Und warum?“
    „Weil — weil — das Heft lag gerade so da, und da — da — auf einmal war’s geschehen.“
    Dr. Pöttgen räusperte sich, bevor er seine nächste Frage stellte:
    „Hat dein Nebenmann dich vorher geärgert, dir einen Streich gespielt oder sonst was getan?“
    Sepp schwieg und biß die Zähne aufeinander.
    „Na, heraus mit der Sprache!“ forderte ihn der Klassenlehrer auf.
    „Er — er kann mich nicht leiden.“
    Verständnisvoll nickte der Lehrer.
    „Das kann ich gut verstehen. Mir würde es genauso ergehen, wenn mir dauernd jemand so übel mitspielte. Gestern die Reißbrettstifte — und jetzt diese Tintenkleckse! Das ist schon kein Dummejungenstreich mehr — das ist bösartig. Wenn du so weitermachst, Dallmayer, dann wirst du nicht alt auf unserer Schule. Ich will dir diesmal nicht noch mehr Strafe aufbrummen. Du hast schon genug für morgen. Aber laß dir das eine gesagt sein: Beim nächsten Vorfall — und wenn er auch noch so gering ist — bestelle ich deinen Vater hierher!“
    Sepp stand da wie ein begossener Pudel. Er hätte dem Lehrer ja einiges erzählen können, aber er wollte es nicht. Das hatte er sich gestern schon fest vorgenommen, und darin besaß er einen echt bayerischen Dickkopf.
    Die Klingel, die zur Pause rief, wirkte wie eine Erlösung. Noch ein letzter strenger Blick — dann klemmte Dr. Pöttgen den Stoß Hefte unter den Arm und stakte aus dem Klassenraum ins

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