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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Hoefling
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Lehrerzimmer hinüber.
    Kaum hatte er ihnen den Rücken gedreht, als der dicke Willem die Faust vor Sepp schüttelte und darauf spuckte wie auf einen Kloß, den man zerquetscht.
    „Warte nur, ich mach’ dich zu Mus!“ knirschte er.
    Was Sepp zur Kenntnis nahm, indem er verächtlich die Luft durch die Nase blies und dabei einen Grunzlaut von sich gab.
    War der dicke Willem auch manchmal ein Großmaul, das viel daherschwafelte, um es dann nachher nur allzu gern zu vergessen — in einem Punkt war er eisern und bewies ein Erinnerungsvermögen wie kein zweiter: Wenn er nämlich, jemandem Prügel versprochen hatte, dann hielt er auch sein Versprechen!
    Kein Wunder, daß es drei Stunden später auf dem Heimweg zu der angedrohten Rauferei kam, sobald die Jungen dem Bereich der Schule entronnen waren.
    Kein Wunder auch, daß Sepp wieder unterlag — es war kaum anders denkbar. Es gehörte sich so.
    Zwar hatten einige Einwendungen gemacht:
    „Sepp hat dich beim Lehrer nicht verpfiffen.“
    „Gestern nicht und heute nicht.“
    „Wenn der Pöttgen alles wüßte, dann wärst du auch nicht ungeschoren davongekommen!“
    Doch das kam alles bei Willem nicht an:
    „Schnauze, ihr Waschlappen! Das geht nur uns beide was an.“
    Der dicke Willem beherrschte seine Wölfe wie ein Tierbändiger seine Löwen. Ein paar murrten zwar noch, aber sie stellten sich alle auf seine Seite. Ihre Angst vor ihm war größer als ihr Mut, für denjenigen Partei zu ergreifen, der nach ihrer Meinung recht hatte — zumal als Willem sie noch daran erinnerte: „Habt ihr vielleicht die Sache von gestern vergessen? Das mit dem Fußball? Nur der falsche Hund hier ist schuld daran, daß unser Ball futsch ist! Der hat seinen Alten gegen uns aufgehetzt.“
    „Das ist nicht wahr!“ widersprach Sepp heftig. „Ich habe meinem Vater nichts
    „Lügner!“
    So schrie der dicke Willem den kleineren Sepp an und landete einen Schwinger auf dessen Lippen. Sepp war nicht faul und schlug zurück. So flogen die Fäuste noch ein paarmal hin und her — und dann wälzten sich beide auf dem Gehsteig. Noch einmal rappelte sich Sepp auf, mußte jedoch gleich darauf einen neuen Schwinger einstecken, ging wiederum zu Boden und ließ sich auszählen.
    „Diesmal hat er die Schnauze voll!“ behauptete der dicke Willem keuchend, als er seine Aktenmappe entgegennahm, die Flöhchen ihm während des Kampfes festgehalten hatte.

    Männe und Georg klopften ihm ein paar Staubflecken vom Rücken, und dann stampften sie vorwärts mit geschwellter Brust, als hätten sie eine entscheidende Schlacht gewonnen.
    Sobald sie außer Sichtweite waren, fragte Männe den dicken Willem:
    „Du, ich habe immer noch das Englischheft von dem Neuen. Was sollen wir eigentlich damit machen?“
    „Gib her, ich versenke es hier in den Kanal. Und daß ihr ja hundertprozentig dichthaltet. Wer quatscht, den schlag ich zu Mus!“
    Das versprachen sie dem dicken Willem.
    Als Sepp sich bald darauf in die elterliche Wohnung drückte, ertappte ihn sein Vater. Er bemerkte gleich, daß wieder etwas vorgefallen war, und fragte deshalb:
    „Na, habt ihr heute wieder so eine gefährliche Turnstunde gehabt?“
    „Nein, diesmal — diesmal bin ich so hingefallen — auf der Straße“, redete sich Sepp heraus.
    „Tjaja, manche Straßen sind voller Schlaglöcher. Du mußt dich eben mehr in acht nehmen, daß du morgen nicht wieder irgendwo aneckst und — hinfällst.“
    Vor Vater kann man einfach nichts verbergen! dachte Sepp, als er ins Badezimmer ging, um sich Gesicht und Hände zu waschen.
    Erst sein Spiegelbild verriet ihm, was er bisher nur befürchtet hatte: Sein zweites Auge war jetzt auch so blau wie das erste — blauer ging’s nicht mehr...
    Sein fünfjähriges Schwesterchen Erika stand neben ihm und erkundigte sich mitfühlend:
    „Tut es sehr schrecklich weh?“
    Ergeben seufzte Sepp und grinste sein angeschlagenes Gegenüber im Spiegel an, als er erklärte:
    „Wenn schon blau — dann richtig blau!“
     



Puppenwagen hängt man nicht an Bäume
     
    Den ganzen Nachmittag trieben sich die „Wölfe“ schon auf der Straße herum. Mit dem dicken Willem zusammen waren es elf Jungen zwischen zehn und fünfzehn Jahren. Sie hatten ihre Fahrräder dabei, alte rostige Tretmühlen und blitzende Rennräder, flink und spurtschnell wie Mustangs.
    Sie waren ein bißchen um die vier Ecken gefahren, aber es wollte keine rechte Stimmung aufkommen.
    Jetzt bildeten sie alle ein Knäuel und hockten mißmutig auf

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