Sepp und seine Bande
Alter.“
„Aber er steckt dahinter.“
„Wieso?“ wollte Georg von Willem wissen.
„Jetzt kommt der schon wieder mit seinem Wieso!“ brauste Willem auf.
„Ja wieso? Beweisen kannst du das nämlich nicht.“
„Beweisen! Was braucht man da noch lange beweisen! So was spürt man einfach.“
Dieser Ansicht ihres Häuptlings schienen die Wölfe jedoch nicht zu sein, denn sie nickten, als Georg einwandte:
„Manchmal ist das auch nur Voreingenommenheit — oder wie man das nennt.“
„Ja, ich glaube auch, daß der Alte schuld ist.“
„Wenigstens hat er unseren Fußball.“
„Wie wär’s, Willem, wenn du den mal zu Mus machtest?“ Flöhchen kicherte.
Die Meute grölte, und der dicke Willem fühlte sich geschmeichelt.
„Vermöbeln will ich ihn grad nicht“, protzte er. „Ich weiß was Besseres.“
„Was Besseres?“
„Was denn?“
„Mann, mach’s nicht so spannend, Willem!“
So riefen die Jungen gleichzeitig, denn sie lasen aus Willems verschmitztem Gesicht, daß er gerade etwas ganz Besonderes ausgekocht hatte.
„Wir spielen ihm einen Streich!“ verkündete der dicke Willem feierlich.
„Was denn für einen?“
„Los, rück schon raus damit!“
Die elf Jungen steckten die Köpfe zusammen und lauschten begierig, was ihnen der dicke Willem zu erzählen hatte. Bereits nach den ersten Sätzen konnte man an ihren Verschwörermienen erkennen, daß es mal wieder etwas ganz Tolles war!
Drei Torten für den Hausmeister
Am nächsten Nachmittag, so um die Kaffeezeit, verließ der Lehr junge der Konditorei Krümel das Geschäft mit einer hohen Tortenschachtel auf dem vorderen Gepäckträger seines Fahrrads. Er radelte munter drauflos, denn heute war Samstag, der Tag, an dem er sich immer besonders sputen mußte. Alle Welt wollte nämlich fürs Wochenende die leckeren Torten des Konditormeisters Krümel ins Haus geliefert bekommen.
Die Tortenschachtel, die er jetzt durch die Straßen fuhr, war sozusagen dreistöckig: Jedes Stockwerk — oder vielmehr jedes Fach — war für eine Torte bestimmt, denn einfach aufeinanderlegen wie Fladen oder gar Brote durfte man diese kunstvollen Gebilde des Konditormeisters Krümel nicht, sonst gab es einen einzigen Matschhaufen.
Da der Sattel des Lieferrads zu hoch und die Beine des Lehrjungen zu kurz waren, rutschte der Popo des zukünftigen Konditormeisters hurtig von der einen Seite auf die andere — je nachdem, ob er auf das linke Pedal trat oder auf das rechte. Es war ein Wunder, daß der Lehrling sich seine Sitzbacken noch nicht wundgescheuert hatte, aber wahrscheinlich hatte sich dort im Laufe der Samstagnachmittag-Torten-und-Kuchen-frei-ins-Haus-Liefer-Marathonfahrten bei dem Krümel-Lehrling ein schonendes, unverschleißbares Sitzleder gebildet.
Er schlängelte sich und seine Torten durch den dichtesten Verkehr mit einer Frechheit und Waghalsigkeit, die schon an Akrobatik grenzte, bog um siebenundzwanzig Ecken und hielt schließlich vor dem neuen Wohnblock in der Hartmannstraße Nummer 17.
Mit geübtem Blick rannten seine flinken Augen über die Namensschildchen an der Haustür, bis er „Dallmayer“ las. Dreimal drückte er auf den Klingelknopf wie bei Alarmstufe drei, warf sich mit der Schulter gegen die schwere Haustür, als der elektrische Öffner summte, und stürmte mit seinem Tortenturmbau in den Hausflur.
Frau Dallmayer stand bereits an der offenen Wohnungstür, als der Lehrjunge tortenschleppend näher kam.
„Hausmeister Dallmayer?“ vergewisserte er sich.
„Ja.“
„Für Sie“, erklärte er und hielt ihr die Tortenschachtel hin. „Wo soll ich sie hinstellen?“
Frau Dallmayer wunderte sich, und wie sehr sie sich wunderte, ging aus ihrem Gestammel hervor:
„Aber — aber das sind doch Torten — oder?“
„Ja, eine Käsecremetorte, eine Marzipantorte und eine Schwarzwälder Kirschtorte. Gestern nachmittag bestellt.“
„Für uns?“
„Ja, für Hausmeister Dallmayer, Hartmannstraße 17. Das ist doch hier?“
„Ja, allerdings.“
Der Konditorlehrling grunzte zufrieden und wiederholte dann höflich seine Frage:
„Wo darf ich die Torten auspacken, Frau Dallmayer? Ich muß nämlich die leeren Schachteln wieder mitnehmen.“
„Natürlich, ja. Komm nur mit in die Küche.“
Die Wohnungstür schloß sich hinter dem Konditorlehrling, der Frau Dallmayer in die Küche folgte.
Komisch, was für lange Leitungen die Leute doch manchmal haben! dachte der Lehr junge. Gestern haben sie die Torten bestellt — und
Weitere Kostenlose Bücher