Jedi Quest 06 - Die Akademie der Angst
Kapitel 1
Geduld wurde jedem Jedi abverlangt. Ein Jedi verlor nie die Ruhe, auch wenn er unter großem Druck stand. Jeder Padawan kannte die Geschichte der Jedi-Meisterin Yaddle, die mehrere Jahrhunderte lang unter der Erde des Planeten Koba gefangen gehalten worden war, aber niemals die Ruhe verloren hatte.
Aber auch Meisterin Yaddle würde angesichts der Verfahrensweisen des Senats die Nerven verlieren, dachte Anakin Skywalker.
Er unterdrückte ein Lächeln. Ein Beobachter hätte nicht bemerkt, wie er seine Muskeln abwechselnd anspannte und wieder lockerte. Seit Stunden saß er jetzt im PolarsternEmpfangssaal, der an die große Eingangshalle des Senatskomplexes grenzte. Der riesige Empfangssaal hatte eine gewölbte Decke, die mit wertvollen Metallen aus den verschiedensten Gegenden der Galaxis verkleidet war. Die Sitzgelegenheiten waren nah am Boden angebracht und hatten breite, verstellbare Armlehnen für all die verschiedenen vielgliedrigen Wesen. Die weichen Kissen und zurückklappbaren Lehnen waren so bequem, dass ein paar der Wartenden ein Nickerchen hielten. Die langweilige Rede, die gerade auf dem riesigen Bildschirm aus dem großen Sitzungssaal des Senats übertragen wurde, hatte sicher auch dazu beigetragen.
Anakins Meister, Obi-Wan Kenobi, saß ruhig da. Er schien keinen Muskel zu bewegen. Sein Blick ruhte auf der vergoldeten Wand vor ihm. Auf jemanden, der an ihm vorbeigehen würde, hätte er vollkommen beherrscht gewirkt.
Anakin aber kannte seinen Meister besser und spürte die Ungeduld, die Obi-Wans Gelassenheit ausstrahlte, so als wäre es Hitze.
Sie saßen jetzt schon den ganzen Morgen hier und Anakin spürte jede Minute in seinen verkrampften Muskeln. Man hatte sie früh am Morgen gerufen und ihnen mitgeteilt, dass man zu einer Entscheidung über Obi-Wans »Antrag auf Offenlegung« gelangt war. Obi-Wan hatte diesen Antrag gegen einen einflussreichen Senator namens Sano Sauro eingereicht. Als sie heute Morgen hier angekommen waren, hatte ein Bediensteter des Senats sie angewiesen zu warten. »Es dauert nur fünf Minuten.« Das war vor drei Stunden gewesen. Und jetzt warteten sie noch immer.
Anakin begann, hektisch mit dem Stiefel auf den Boden zu tippen. Als Obi-Wan ihm einen Blick zuwarf, hörte er auf.
»Kann ich Euch etwas holen, Meister?«, fragte Anakin. »Vielleicht einen Tee?« Er hätte liebend gern etwas - irgendetwas - zu tun gehabt.
»Nein danke, Padawan. Wir werden warten.« Obi-Wan verschränkte die Arme und widmete sich wieder dem intensiven Anstarren der Wand.
Nichts anderes als die Verfolgung von Granta Omega hatte sie hierher geführt. Der galaktische Verbrecher hatte es auf die Jedi abgesehen und Obi-Wan war schon zweimal seine Zielscheibe gewesen. Omega hatte keine Erfahrung im Umgang mit der Dunklen Seite der Macht, er war jedoch von den Sith fasziniert und wusste, dass es noch mindestens einen in der Galaxis gab. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, diesen Sith zu finden, und um das zu erreichen, schreckte er nicht einmal vor einem Mord an einem Jedi zurück. Er würde auch ohne jede Rücksicht noch mehr Reichtum anhäufen. Für Obi-Wan war Granta Omega ein großer Feind der Jedi.
Anakin hätte ihn gern verfolgt, hätte sich gern daran gemacht, irgendwo in einem entfernten Winkel der Galaxis Informationen einzuholen, doch Obi-Wan hatte ihn zur Geduld angehalten. Sie würden Monate oder gar Jahre durch die Galaxis ziehen können, ohne Granta Omega je auf die Spur zu kommen. Stattdessen, so hatte Obi-Wan zu Anakin gesagt, würden sie dem winzigen Hinweis nachgehen müssen, den sie hatten: Granta Omega war vor Jahren der Protege von Senator Sano Sauro gewesen. Vielleicht hatten die beiden noch immer Kontakt.
Sauro war ebenfalls ein Feind der Jedi, auch wenn er seine Feindschaft hinter seinem gewandten Verhalten und seinem Senatorengehabe verbarg. Obi-Wan würde ihn zur Zusammenarbeit zwingen müssen. Um die Informationen zu erhalten, die nach Obi-Wans Meinung zweifelsohne in Sauros Unterlagen vergraben waren, mussten sie sich an die im Senat üblichen Verfahren halten. Und Anakin wusste, dass Obi-Wan ganz und gar keine Geduld für senatsübliche Verfahren hatte. Er wusste auch, dass gerade dieser eine Punkt absolut nicht Obi-Wans Stärke war.
Also hatte Obi-Wan sich an einen Experten gewandt: an einen jungen Senatsbediensteten mit brillantem Verstand. Es war der Svivreni Tyro Caladian. Es war eine Herausforderung für Tyro, auch die absolut unnötigen, aber komplizierten,
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