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0191 - Sing-Sing ist kein Erholungsheim

0191 - Sing-Sing ist kein Erholungsheim

Titel: 0191 - Sing-Sing ist kein Erholungsheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sing-Sing ist kein Erholungsheim
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Beim zweitenmal vergiftete er einen Wachhund. Das drittemal kam er ohne solche Methoden aus. Aber beim viertenmal hatte er sich im Fenster vertan und geriet ins Zimmer eines Dienstmädchens.
    Die Kleine schlug Radau, wurde ebenfalls niedergeschlagen, aber Backy mußte wegen des Lärms das Weite suchen. Als er aus dem ersten Stock sprang, landete er direkt vor einem überraschten Polizisten, der auf seiner Runde den Lärm gehört hatte. Leider war der Cop nicht geistesgegenwärtig genug. Backy konnte entkommen, aber die Polizei wußte immerhin, um wen es sich handelte. Man machte kurzen Prozeß und verurteilte ihn in Abwesenheit.
    Selbstverständlich konnte Backy nicht die ganzen 136 Jahre absitzen, denn dazu hätte er fast 170 Jahre alt werden müssen. Aber man wollte doch Backy bis an seinen Tod auf einer Zuchthauspritsche haben. Da der Verdacht bestand, Backy könnte den Bundesstaat Michigan verlassen haben, wurde das FBI eingeschaltet.
    Nur der Gangster selber wußte, warum er ausgerechnet nach New York ging. Vielleicht hatte er geglaubt, in diesem Acht-Millionen-Nest könne man noch am leichtesten untertauchen. Aber diese Hoffnung hat nur dann ein bißchen Aussicht auf Erfüllung, wenn man gut bei Kasse ist und die New Yorker Unterwelt kennt. Mit der Kasse ging es bei Backy, denn außer dem Schmuck hatte er auch 6000 Dollar Bargeld erbeutet. Aber mit den Beziehungen haperte es. Backy kannte nur einen einzigen Mann in New York.
    Der Bekannte war ein Hehler, der mit allem handelte, was ihm günstig angeboten wurde. Natürlich hätte er Backy auch ein Versteck beschaffen können, wenigstens für ein paar Wochen. Aber ihm bot Backy ganze 300 Dollar an. Der Hehler erinnerte sich, daß der Staatsanwalt von Michigan 2000 Dollar Belohnung auf Backys Ergreifen ausgesetzt hatte. Also rief er das FBI an.
    »Wenn ich Ihnen sage, wo sich Backy im Augenblick aufhält, kriege ich dann das Geld?« fragte er.
    »Selbstverständlich.«
    Der Mann schien befriedigt. Ich vereinbarte einen Treffpunkt mit ihm in der Downtown. Als ich den Hörer auflegte, stand mein Freund Phil an der Tür und hatte den Hut schon auf.
    Als Treffpunkt hatten wir eine Bude vereinbart, die an der Ecke der Maiden Lane und der William Street stand und Zeitschriften beherbergte. Der Anrufer wollte sich dort aufhalten, bis wir kämen.
    Gleich als wir aus dem Auto stiegen, erkannte ich unseren Mann. Es war Stocks, genannt Dicky, ein stadtbekannter Hehler.
    Wir stellten uns an die Bude. Phil blät terte in den ausgelegten Illustrierten Ich sah ihm dabei über die Schultet Stocks stellte sich einen Schritt recht: von uns vor eine Tafel, auf der Comics angeheftet waren. Während ich leise über Phils Schulter hinwegmurmelte, kontrollierte ich in dem spiegelnden Glas der Fensterscheibe die Passanten hinter uns. Aber es schien sich niemand für uns zu interessieren.
    »Also, Stocks«, brummte ich leise, »raus mit der Sprache! Wo steckt er?«
    »Kennen Sie das Lokal in der Depeyster Street, wo die zehn Kegelautomaten stehen?«
    »Ich habe davon gehört. Ist er dort ’«
    »Vor einer Stunde reingegangen, um zu frühstücken.«
    »Warum haben Sie uns nicht früher angerufen? Es ist unwahrscheinlich, daß er so lange dort bleiben wird.«
    »Ach wo! Ich kenne Backy! Der braucht zwei Stunden für ein Frühstück.«
    »Okay. Rufen Sie morgen früh wieder bei uns an! Dann werden wir Ihnen sagen, ob wir ihn dort trafen und ob Sie demnach Anspruch auf die Belohnung haben. So long, Stocks!«
    Wir drehten uns um, stiegen wieder in den Jaguar und machten, daß wir in die Depeyster Street kamen. Die Kneipe war durch die riesigen Reklamen leicht zu finden. Wir fuhren den Jaguar einen Block weiter und gingen zu Fuß zurück.
    »Wir gehen einzeln rein«, sagte ich. »Zwei Mann von unserer Art erkennt Backy auf den ersten Blick als Polizisten.«
    »Einverstanden«, nickte Phil, blieb stehen und brannte sich eine Zigarette an.
    Das Lokal war sehr groß, fast eine Halle, und trotz der frühen Tageszeit schon recht gut besucht. Ich schätzte, daß sich etwa 80 Männer und junge Burschen an den Kegelautomaten herumtrieben. Viele von ihnen hatten Bier- und Brandy-Gläser in der Hand.
    Ich ließ mir einen Whisky mit viel Soda geben und schlenderte von einem Kegelautomaten zum anderen. Phil betrat das Lokal genau in dem Augenblick, als ich Backy entdeckte. Der Gangster hatte sich inzwischen eine andere Frisur zugelegt. Aber wir hatten uns die Einzelheiten seines Gesichtes nach den

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