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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Hoefling
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hatte ihm das alles eigentlich eingebrockt?
    Natürlich wieder dieser verflixte Sepp! Nicht genug damit, daß er, Willem, so scheußlich gestürzt war und jetzt nicht Fußball spielen konnte — nein, dieser Sepp mußte ihm auch noch den Arzt auf den Hals hetzen!
    Aber Sepp war bereits losgerannt in die nächste Seitenstraße, wo der Arzt Dr. Hornig seine Praxis und Wohnung hatte.
    Der Doktor, der gerade in seinem Garten den Rasen mähte, ließ den elektrischen Mäher sofort stehen, eilte ins Sprechzimmer und kehrte gleich darauf mit einem Handköfferchen voll Instrumente, Verbandzeug und Arzneien zurück. Gemeinsam mit Sepp erreichte er die Unfallstelle in dem Augenblick, als Willem, von Georg und Männe unterstützt, die ersten humpelnden Gehversuche machte.
    „Nach Hause gehst du so nicht, mein Junge“, entschied der Arzt nach einer kurzen Voruntersuchung, bei der Willem mehrmals beteuerte, ihm fehle nichts, aber rein gar nichts außer ein paar Hautabschürfungen und blauen Flecken.
    Doch Dr. Hornig ließ sich darauf nicht ein. Br wußte es besser und forderte deshalb Georg und Männe auf: „Helft euerm Kameraden. Wir gehen zusammen zu meiner Praxis. Nur die paar Schritte um die Ecke.“ Und zum Fahrer gewandt, fuhr er fort:
    „Sie kommen am besten auch mit und vielleicht noch zwei Zeugen. Man kann nie wissen.“
    Jetzt, da der erste Schrecken vorüber war, wurde es dem dicken Willem mit einem Schlag doch mulmig. Er hatte ein Gefühl, als drehe sich ein Karussell in seinem Kopf, schneller und immer schneller — und er, er saß darin und ihm war schwarz vor den Augen und zum Brechen übel, und er wollte aussteigen, herausspringen, ganz gleich wohin, nur heraus, heraus aus diesem Hexenwirbel — und konnte nicht, irgend etwas hielt ihn fest und drückte ihn noch tiefer auf den Sitz des rasenden Karussells. Er kämpfte und kämpfte — und ganz plötzlich gab er den Kampf auf. Seine Knie knickten zusammen, und er wäre der Länge nach aufs Pflaster gefallen, hätten ihn nicht seine Kameraden und der Arzt rasch aufgefangen. Und dann würgte der dicke Willem und röchelte und brach und brach und brach, als wolle er alles aus sich herausschleudern wie ein Vulkan.
    Willenlos lag er danach auf dem Untersuchungsbett in der Praxis von Dr. Hornig und blickte den Arzt mit großen, bangen Augen an, nachdem dieser die Untersuchung beendet hatte.
    „Einen Knochenbruch scheinst du zum Glück nicht zu haben, soviel ich jetzt erkennen kann“, erklärte Dr. Hornig. „Vorsichtshalber werden wir aber den linken Arm einmal röntgen.“
    Willem schloß die Augen, so elend und schwach fühlte er sich. Und dennoch durchrieselte ihn ein Schauer der Erleichterung:
    Gott sei Dank, tot bin ich noch nicht... Aber ob ich nächsten Sonntag Fußball spielen kann — gegen die Mannschaft vom Mozart?? Kann — was heißt kann! Ich muß — ja, ich muß! Ohne einen guten Torwart sind wir doch im Eimer, das ist so klar wie Kloßbrühe...
     

Besuch in der Höhle des Löwen
     
    Spätestens am Montag jedoch stand fest, daß noch lange nicht alles klar war, was für den dicken Willem so klar wie Kloßbrühe war.
    Eine leichte Gehirnerschütterung und eine Armverstauchung, so lautete die Diagnose des Arztes.
    „Wenigstens eine Woche lang muß der Junge zu Hause bleiben und das Bett hüten“, sprach Dr. Hornig zu Willems Mutter.
    Der Junge selbst seufzte tief und dachte:
    Aus! Aus! Aus! Wir sind im Eimer! Wir kriegen bestimmt eine Packung von 10:0!
    Und was meinte Studienrat Dr. Pöttgen, als er am Montagmorgen in der Schule von Willems Unfall erfuhr?
    „Schlimm genug, daß es überhaupt geschehen ist! Aber gerade jetzt, so kurz vor den Sommerferien und der Versetzung, ist es geradezu verhängnisvoll, wenn Willem längere Zeit fehlt. Wie soll er nur den Unterrichtsstoff nachholen und die nächste wichtige Klassenarbeit in Englisch bestehen? Falls er bei der nächsten Klassenarbeit am Samstag nicht wenigstens eine Drei herausholt — dann, tja, dann muß ich ihm in Englisch eine Fünf geben, und dann ist es aus mit seiner Versetzung. Denn in Latein sieht’s leider auch nicht besser aus.“
    Diese düstere Prophezeiung sprach der Studienrat halb zu sich selbst, halb an die Klasse gerichtet. Keiner antwortete darauf, aber einer nahm sie sich zu Herzen: Sepp!
    Sobald die Schule aus war, schellte es bei Willem zu Hause.
    „Guten Tag, Frau Bergs, bitte, darf ich mal eben Willem besuchen?“ sprach Sepp, als Willems Mutter die Tür öffnete.

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