Septimus Heap 02 - Flyte
eine Tube Spinnensalbe heraus und quetschte ihren gesamten Inhalt auf den Daumen. Doch der Schmerz ließ nicht nach. Im Gegenteil, er wurde eher noch schlimmer. Septimus starrte auf den Daumen. Er schwoll an wie ein kleiner Ballon und fühlte sich so an, als könnte er jeden Augenblick explodieren.
Marcia Overstrand, deren Lehrling Septimus nunmehr seit fast anderthalb Jahren war, hatte die Spinnen bei ihrer triumphalen Rückkehr im Zaubererturm vorgefunden, nachdem sie den Schwarzkünstler DomDaniel hinausgeworfen und seine kurze zweite Amtszeit beendet hatte. Sie hatte den Turm gründlich von Schwarzer Magie gesäubert und den alten Zauber wiederhergestellt, aber die Spinnen wurde sie einfach nicht los. Das ärgerte sie gewaltig, denn die Spinnen waren ein untrügliches Zeichen, dass im Zaubererturm immer noch Schwarze Magie waltete.
In der ersten Zeit nach ihrer Rückkehr hatte Marcia sehr viel zu tun gehabt und deshalb nicht gleich bemerkt, dass etwas nicht stimmte, abgesehen von den Spinnen. Zum ersten Mal hatte sie einen Lehrling, an den sie denken musste. Außerdem musste sie sich um die Heaps kümmern, die mittlerweile im Palast wohnten, und eine Gruppe Gewöhnlicher Zauberer auswählen und wieder im Turm einquartieren. Doch schon im ersten Sommer hatte sie aus dem Augenwinkel bemerkt, dass ihr ein Schatten folgte. Anfangs dachte sie, sie bilde es sich nur ein, denn jedes Mal, wenn sie den Kopf drehte und genauer hinschaute, war nichts zu erkennen. Erst als Alther Mella, der Geist ihres alten Lehrers, der früher selbst Außergewöhnlicher Zauberer gewesen war, ihr versicherte, dass er ebenfalls etwas sehe, wusste sie, dass es keine Einbildung war. Sie wurde tatsächlich von einem Dunkelschatten verfolgt.
Aus diesem Grund hatte Marcia mit dem Bau eines Schattenfangs begonnen, der Stück um Stück zusammengesetzt werden musste und jetzt, nach annähernd einem Jahr, beinahe fertig war. Er stand in der Zimmerecke, ein Gewirr aus glänzenden schwarzen Stäben und Stangen, die aus Professor Weasal Van Klampffs Spezialamalgam gefertigt waren. Ein eigentümlicher schwarzer Dunst hüllte die Stäbe ein, und gelegentlich zuckten orangefarbene Lichtblitze zwischen ihnen hin und her. Aber nun stand der Schattenfang kurz vor der Vollendung. Bald würde Marcia ihn mit dem Schatten betreten und ohne ihn wieder verlassen können. Und das war dann hoffentlich das Ende der schwarzen Magie im Turm.
Septimus besah sich immer noch seinen Daumen, der mittlerweile auf das Doppelte seiner normalen Größe angeschwollen war und in einem hässlichen Lila schillerte, als er hörte, wie die Tür von Marcias Studierzimmer aufging.
»Septimus«, rief Marcia energisch, »ich muss weg und das nächste Teil für den Schattenfang holen. Ich habe dem alten Weasal versprochen, dass ich heute Vormittag bei ihm vorbeischaue. Es ist praktisch das letzte Element. Danach müssen wir nur noch den Stopper holen, Septimus. Und dann heißt es: Auf Nimmerwiedersehen, Schatten.«
»Au«, stöhnte Septimus.
Marcia lugte argwöhnisch um die Tür. »Was machst du denn in der Tränkekammer?«, fragte sie verwundert. Dann fiel ihr Blick auf seine Hand. »Ach du liebe Zeit, was ist denn passiert? Hast du dich wieder bei einem Feuerzauber verbrannt? Ich möchte auf keinen Fall, dass hier wieder angesengte Papageien herumstromern, Septimus. Die riechen unappetitlich, und den Papageien gegenüber ist das nicht gerade die feine Art.«
»Das war nur ein Versehen«, grummelte Septimus. »Ich wollte einen Feuervogelzauber ausprobieren. Das hätte jedem passieren können. Nein – ich bin gebissen worden.«
Marcia trat ein, und Septimus konnte hinter ihr eine leichte Trübung der Luft erkennen. Das war der Schatten. Er war ihr in die Tränkekammer gefolgt. Sie beugte sich zu Septimus herunter und sah sich seinen Daumen genauer an, wobei sie ihn fast in ihren lila Mantel hüllte. Marcia war eine groß gewachsene Frau mit langem, dunkel gelocktem Haar und diesen tiefgrünen Augen, die alle Zauberer bekommen, wenn sie mit Magie in Berührung gebracht werden. Auch Septimus hatte seit seiner Begegnung mit Marcia grüne Augen, obwohl sie vorher dunkelgrau gewesen waren. Wie alle Außergewöhnlichen Zauberer, die vor ihr im Zaubererturm gewohnt hatten, trug Marcia das Echnaton-Amulett aus Gold und Lapislazuli um den Hals, ein dunkellila Seidengewand, einen Gürtel aus Gold und Platin und den lila Zaubermantel. Ihre Füße steckten in lila Pythonschuhen, die sie am
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