Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
Vom Netzwerk:
Mülleimerdeckel aneinanderzuschlagen und Ratten umzubringen.«
    Der Lärm schwoll weiter an, als die Rattenwürger ihren Schlachtruf anstimmten: »Ratten, Ratten, Kampf den Ratten. Ratten, Ratten, Tod den Ratten! Ratzenfalle, ratsch ratsch ratsch!« Der Ruf hallte über den Hof des Zaubererturms, und viele Zauberer öffneten ihre Fenster, um nachzusehen, was der Grund für den Radau war. Im nächsten Moment drängte die Horde der Rattenwürger unter Gebrüll durch den Großen Bogen, ihre Opfer im Visier: zwei Ratten in verzweifelter Flucht, von denen eine die andere hinter sich herzog.
    Warum die Ratten ausgerechnet zum Drachenzwinger liefen und den Brunnen und die beiden Gullys verschmähten, die ihnen wohl eine sichere Zuflucht hätten bieten können, war Jenna ein Rätsel. Jedenfalls huschten sie quer über den Platz, wischten Feuerspei zwischen den Beinen durch und die Rampe hinauf und warfen sich in das Stroh, mit dem der Zwinger ausgelegt war.
    Innerhalb von Sekunden hatten die Rattenwürger den Zwinger umstellt und droschen unter lautem Gebrüll ihre Blechdeckel aneinander. Feuerspei schnaubte ungehalten. Kein Drache lässt sich gern umzingeln, schon gar nicht von einer johlenden Menge, die Mülleimerdeckel aneinanderschlägt. Drachen haben im Allgemeinen ein überraschend feines musikalisches Gehör und hören am liebsten anspruchsvollere klassische Musik und Kirchengesänge. So hat man in manch einsam gelegenem Kloster mit Erstaunen festgestellt, dass abends regelmäßig ein Drache erschien, um den gregorianischen Chorälen zu lauschen. Feuerspei bildete da keine Ausnahme. Das Scheppern beleidigte seine empfindlichen Drachenohren, und die Sprechchöre waren nicht einmal tonrein. Er brüllte die Rattenwürger drohend an und spie heißen Drachenatem nach ihnen.
    Die meisten Menschen hätten jetzt Reißaus genommen, und einige Mitläufer, die nur aus Spaß mitgekommen waren, suchten auch das Weite, aber die Mehrheit der Rattenwürger blieb. Sie hatten noch nie eine Ratte entwischen lassen, und sie waren nicht gewillt, jetzt damit zu beginnen.
    Jenna war empört. »Was fällt euch ein?«, rief sie. »Wie könnt ihr es wagen, hier einzudringen, zwei arme Ratten zu hetzen und einen jungen Drachen zu erschrecken. Wie könnt ihr es wagen?« Die Rattenwürger, die in der Aufregung die Prinzessin gar nicht bemerkt hatten, ließen die Mülleimerdeckel sinken, und der Lärm verebbte. Die Schlachtrufe verstummten und wichen einer betretenen Stille.
    Der Anführer der Rattenwürger, ein ernst aussehender junger Mann mit einem Abzeichen, das eine Furcht einflößende Ratte mit gelben, bluttriefenden Zähnen zeigte, trat vor. »Wir tun nur unsere Bürgerpflicht, Prinzessin. Ratten sind schmutzige Schädlinge, sie verbreiten Krankheiten ...«
    Jenna lachte. »Das ist doch lächerlich. Sie sind so sauber wie Sie oder ich. Und es sind Menschen, die Krankheiten verbreiten, nicht Ratten.«
    »Da sind wir anderer Ansicht, Prinzessin«, entgegnete der junge Mann. »Die Seuche, die in der Burg wütet, ist von Ratten eingeschleppt worden. Deshalb müssen sie ausgemerzt werden.«
    »Unsinn!«, rief Jenna und schüttelte fassungslos den Kopf. »Ihr jagt die Ratten nur deshalb, weil es euch Spaß macht, wehrlose Tiere zu töten. Das ist furchtbar.«
    »Sie sollten uns dankbar sein«, meldete sich eine dünne, durchdringende Frauenstimme aus den hinteren Reihen der Menge zu Wort.
    »Warum?«, fragte Jenna. Ihr war der drohende Unterton in der Stimme nicht entgangen.
    »Weil einige Leute behaupten, Sie hätten die Krankheit eingeschleppt, Prinzessin.«
    »Ich?«, fragte Jenna entgeistert.
    »Sie sagen, sie sei mit Ihrem Drachenboot gekommen. Sie sagen, es wäre besser gewesen, man hätte diesen Mutanten auf dem Grund des Burggrabens gelassen, wo er hingehört.« Aus den hinteren Reihen erhob sich beifälliges Gemurmel, aber in Jennas Nähe wagte niemand, etwas zu sagen.
    Jenna war sprachlos, und die Rattenwürger deuteten ihr Schweigen als Erlaubnis, in Feuerspeis Zwinger einzudringen. Sie kletterten die Rampe hinauf und machten sich daran, das Stroh nach den Ratten zu durchkämmen. Jenna und Wolfsjunge konnten nichts dagegen tun, denn die Übermacht der anderen war erdrückend. Feuerspei war allerdings anderer Meinung. Als die Rattenwürger an ihm vorbeidrängten, schwang er zornig seinen Schwanz und versetzte der Besitzerin der schrillen Stimme einen Hieb, der sie in einen Haufen Drachenmist hinten im Zwinger beförderte. Dann

Weitere Kostenlose Bücher