Septimus Heap - Fyre
wieder nach vorn zur Spitze des Zuges.
Schließlich erreichte die Gesellschaft das Palasttor. Die Zuschauer umringten das Brautpaar, entboten ihre Glückwünsche und überreichten Geschenke. Lucy und Simon nahmen die Präsente lachend entgegen und gaben sie an Freunde und Verwandte weiter, die sie für sie tragen sollten.
Sarah Heap hakte sich bei Silas unter und lächelte ihn an. Sie war überglücklich. Zum ersten Mal seit dem Tag, an dem Septimus geboren war, hatte sie alle ihre Söhne wieder um sich. Ihr war, als wäre ihr eine schwere Last von den Schultern gefallen – tatsächlich fühlte sie sich so leicht, dass sie nicht überrascht gewesen wäre, wenn sie bei einem Blick nach unten festgestellt hätte, dass ihre Füße ein paar Zentimeter über dem Boden schwebten. Sie betrachtete ihre Waldjungs, die jetzt junge Männer waren und mit Simon lachten und scherzten, als wäre er nie weg gewesen. (»Weg« war das Wort, das Sarah benutzte, wenn sie von Simons Jahren als Schwarzzauberer sprach.) Sie sah zu, wie sich Septimus, selbstbewusst in seiner Lehrlingstracht, mit ihrer kleinen Jenna unterhielt, die nun so groß und königlich wirkte. Aber das Schönste von allem war, dass die Augen ihres ältesten Sohnes – die wieder grün waren – vor Glück strahlten. Jetzt war er kein Ausgestoßener mehr. Er war wieder dort, wo er hingehörte. In der Burg. Bei seiner Familie.
Simon konnte es selbst kaum glauben. Er staunte über die vielen Glückwünsche. Die Menschen schienen ihn tatsächlich zu mögen. Vor gar nicht allzu langer Zeit, als er noch an einem schwarzmagischen Ort unter der Erde gelebt hatte, hatte er davon geträumt. Aber er war dann immer mitten in der Nacht aufgewacht und hatte ernüchtert feststellen müssen, dass es nur ein Traum gewesen war. Jetzt war dieser Traum zu seiner Verwunderung wahr geworden.
Die Menge wuchs weiter an, und es sah ganz danach aus, als würden Simon und Lucy noch eine Weile am Palasttor stehen bleiben müssen. Marcia Overstrand, die sich am Rand der Menge hielt, gab eine imponierende Figur ab. Sie trug die Festrobe der Außergewöhnlichen Zauberin aus bestickter lila Seide, gefüttert mit kuschelweichem und sündhaft teurem Marsch-Mauspelz. Unter der Robe ragten zwei spitze Schuhe aus lila Pythonhaut hervor. Ihre dunklen Locken wurden von einem goldenen Haarreif zusammengehalten, der in der Wintersonne erhaben glänzte. Ja, Marcia sah eindrucksvoll aus – aber auch verärgert. Ihre grünen Augen fanden Septimus, und gereizt winkte sie ihren Lehrling heran. Septimus entschuldigte sich bei Jenna und eilte zu ihr. Er hatte Sarah versprochen, dafür zu sorgen, dass »Marcia nicht das Regiment übernimmt«, und jetzt glaubte er, die ersten Warnzeichen zu erkennen.
»Septimus, hast du die Unordnung da gesehen?«, fragte Marcia.
Septimus blickte in die Richtung, in die ihr Finger zeigte, obwohl er genau wusste, was sie meinte. Am Ende des Zeremonienwegs – der direkt vom Palasttor wegführte – stand ein hohes Baugerüst, abgedeckt mit einer blauen Plane, die grell gegen den Schnee abstach. Darum herum lagen in unordentlichen Haufen Ziegelsteine und allerlei Bauwerkzeuge.
»Ja«, antwortete Septimus, was in Marcias Augen nicht besonders hilfreich war.
»Das war Marcellus, nicht wahr? Wieso fängt er denn jetzt schon an?«
Septimus zuckte mit den Schultern. Er verstand nicht, weshalb Marcia ihn fragte, zumal sie noch gar nicht entschieden hatte, wann er sein einmonatiges Praktikum bei Marcellus antreten sollte. »Warum fragen Sie ihn nicht selbst?«,erwiderte er.
Marcia blickte ein wenig verlegen drein. »Nun ja, ich habe deiner Mutter bei ihrem Besuch versprochen, dass ich … äh … keinen Streit vom Zaun brechen werde.«
»Mom hat Sie besucht?«, fragte Septimus erstaunt.
Marcia seufzte. »Ja. Sie hat mir die Gästeliste gezeigt, mich gefragt, ob jemand darunter sei, den ich nicht leiden könne, und mir beteuert, dass sie vollstes Verständnis dafür hätte, wenn ich nicht kommen wollte. Natürlich habe ich geantwortet, dass ich auf jeden Fall zu Simons Hochzeit kommen würde, ganz egal, wer sonst noch eingeladen sei. Aber so ganz hat sie mir das nicht abgenommen, und am Ende musste ich ihr versprechen, dass ich … nun ja …«, Marcia zog eine Grimasse, »… dass ich zu allen nett bin.«
»Donnerwetter!« Septimus blickte mit neuer Hochachtung zu seiner Mutter hinüber.
»Lehrling! Marcia!«, ertönte in diesem Moment Marcellus Pyes Stimme. Der Alchimist war
Weitere Kostenlose Bücher