Sex Fuer Koenner

Koitus.
    Erstaunlich. Die meisten Frauen sind immer noch Evas, denen die Lust des Mannes wichtiger ist als die eigene; und die wenigsten Frauen sind Liliths, die sagen: »Hey! Schön, dass er Lust hat, klasse, mal sehen, was ich alles für ihn tun kann – aber ich werde mich auch um meine Lust kümmern und ihm sagen, wie er mir Gutes tun kann. Oder es einfach tun, wie es mir gefällt!«
    Dabei machen Orgasmen uns Frauen ungeheure Freude – glauben Sie einer Eva-Frau kein Wort wenn diese behauptet, Orgasmen seien ihr gar nicht so wichtig. Sie will Sie nur schonen, damit Sie sich nicht als mieser Kerl vorkommen; sie lügt aus Liebe.
    Orgasmen sind uns wichtig – genauso wie die Liebe, die Lust, das Vorher, Nachher, die Stimmung, das Vorspiel. Ein Höhepunkt ist nicht der einzige Hit am Sex – aber wir hätten ihn gern öfter; am liebsten so oft wie Männer! Ja, ernsthaft – wir sind neidisch auf euch.
    Wenn beim Orgasmus einer Frau Schwierigkeiten auftreten, gibt es nie einen »Schuldigen« – es ist stets das Paar selbst. Es ist sowohl das Unvermögen mancher Männer, auf die Gelüste und Triebhaftigkeiten einer Frau einzugehen, als auch das Unvermögen der Frau, dem Mann entweder ihre Bedürfnisse zu zeigen oder sich selbstverantwortlich darum zu kümmern und ihren Orgasmus beim Sex zu begünstigen – ob mit »ihren« Positionen, »ihren« Vorspielarten, »ihrem« Rhythmus oder Tempo oder indem sie darauf besteht, dass die Stimmung stimmt.
    Denn dass eine Frau kommen kann, beweist ja der Erfolg der Masturbation. Da hat sie aber auch alles im Griff – sie kann Drehbücher im Kopf abspulen, in denen alles perfekt ist: Beleuchtung, Worte, sie selbst, sie hat totale Kontrolle über das Drumherum; und sie weiß genau, wie sie sich berühren muss. Was läuft falsch, wenn ein Mann hinzukommt?
    Zusammengefasst gibt es zwei Hindernisse auf dem Weg zum Gipfel:
     
1. die innere Verkrampfung, die Angst vor dem Kontrollverlust in seiner Gegenwart, das eigene Unwissen, was ihr sonst noch außer der eigenen Hand und den »perfekten Drehbüchern« gefällt,
2. die äußere Verkrampfung, weil er es auch nicht weiß, oder nicht wissen will und mit seinen Techniken unkorrigiert falsch liegt.
     
IN ANDEREN Kulturen, zum Beispiel auf einigen Cookinseln (Polynesien), im Himalaja oder der Südsee, gibt es keine weiblichen Orgasmusschwierigkeiten. Frauen kommen so oft wie Männer oder gern mehrmals bei einem Akt. Es ist also möglich.
    Frauen der Cookinseln werden mit Einsetzen der Menses, so mit elf, zwölf Jahren, in ihre Körperlichkeit und Sinnlichkeit eingewiesen, zur Masturbation ermuntert, lernen sich selbst, ihren ganzen Körper und seine erogenen Zonen und die Dark Lady samt Klitoris mit all ihren Kräften kennen, und bekommen von erfahrenen Frauen eine genaue Ausbildung, wie sie einen Mann dazu bringen, ihr gutzutun, und auch, wie sie einen Mann ganz verrückt vor Genuss machen.
    Jungen indes werden mit vierzehn von einer reifen Frau ausgebildet, die ihnen die Grunddisziplinen beibringt: lecken, fingern, Stellungsraffinessen, die Klitoris suchen und finden, alle Wege, eine Frau zum Orgasmus zu bringen, ganz gleich ob mit der Hand, der Zunge, dem Schwanz, einem anderen Körperteil (oh ja!), und die Jungs lernen auch so was wie Atmosphäre, erotische Spiele, Galanterie.
    Das tun sie mit Begeisterung – und zu ihrem eigenen Schutz: Denn wenn sie das alles nicht beherrschen und nur versuchen, ihren Schwanz allein einzusetzen, ist es der Frau erlaubt, sich von ihm zu trennen und ihn auf dem Marktplatz öffentlich dafür zu geißeln, dass er ihre Gelüste nicht beachtet. Die anderen Männer werden über ihn lachen.
    Es ist die Einstellung dieser Völker, ihre sinnliche Kultur; Jungs und Mädchen entdecken während ihrer Ausbildung, dass es ihnen Spaß macht, alles draufzuhaben, nicht nur das Vögeln.
    Ich finde, diese Haltung von selbstbewusster Sinnlichkeit und gegenseitigem Lustbereiten ist ziemlich korrekt.
    Und sie würde auch den westlichen Evas dienen; wobei es leider noch zu wenige Ausbilderinnen für die männlichen und weiblichen Teenager gibt, um die Geschlechter zur Sinnlichkeit und Lust zu geleiten. Die Bravo ist kein Ersatz – lustvollen Sex lernt man durch das Tun, nicht durchs Lesen (auch wenn das der Buchhändlerin, die vom Lesevergnügen ihrer Kunden leben muss, jetzt nicht gefallen wird).
    Was also können Sie tun, um einer Frau aufs Pferd zu helfen?
     
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