SGK252 - Das Dorf der Wahnsinnigen
dieser Situation kämpfte. »Sie hat den
Verstand verloren, ganz plötzlich ging es los .. .«
»Ich sage die Wahrheit !« schrie Clair Simpson wie von Sinnen, daß es laut durch die Straße schallte.
»Jetzt weiß ich es . . . laßt mich doch zu ihr. . .
ich muß zu Rosalynn Randall!«
Sie schluchzte und ließ plötzlich wie
ermattet den Kopf auf die Brust sinken. Ein Weinkrampf schüttelte ihren Körper.
Dann Sirengeheul, das sich rasch näherte.
Ein Polizeifahrzeug . . . Endlich!
Das flackernde Rotlicht reflektierte auf den
stehenden Fahrzeugen vor den Häuserwänden, auf den Gesichtern der Menschen, die
erschreckt abseits standen und neugierig verfolgten, was da vor sich ging.
Larry hatte unverzüglich Clair Simpsons
verletzten Unterarm mit einem sauberen Taschentuch abgebunden, um die Blutung
zu stoppen.
Es war die erste Aufgabe der eintreffenden
Sanitäter, die Wunde zu versorgen. Ein Arzt gab der Geschwächten, immer noch
Tobenden und Schreienden, eine Beruhigungsspritze.
Dann brachte man Clair Simpson mit einem
Krankenwagen ins nächste Hospital.
Die Neugierigen verliefen sich langsam. James
Malone, Larry Brent und Iwan Kunaritschew, die direkt mit dem Ereignis in
Berührung gekommen waren, sprachen mit den protokollierenden Polizisten.
Die wollten wissen, ob sich dieser Zustand
bei Clair Simpson schön öfters gezeigt hätte, oder ob er zum ersten Mal aufgetreten
war.
James Malone konnte das Letztere bestätigen.
Larry Brent und Iwan Kunaritschew machten
sich ihre eigenen Gedanken.
War es Zufall, daß in der gleichen Stadt
innerhalb weniger Stunden sich bei zwei verschiedenen Menschen die gleicher»
Krankheitssymptome zeigten?
Bei der stellungslosen Schauspielerin, die
dem Rauschgift und Alkohol verfallen war, hatte man noch eine vernünftige
Erklärung für all das gefunden.
Bei Clair Simpson aber versagte dieser
Mechanismus.
James Malone, der seit zehn Jahren mit ihr zusammenlebte,
hatte keine Erklärung für ihr Verhalten.
Was er den Beamten gegenüber jedoch über die
letzten Sitzungen an diesem Tag, berichtete, konnten Larry Brent und Iwan
Kunaritschew in diesen Minuten nicht verfolgen.
Schließlich waren sie für ihre Umgebung
Außenstehende, die das alles nichts anging.
Es blieb X-RAY-3 nichts anderes übrig, als
zum zuständigen Polizeirevier zu gehen und den Leiter des Ressorts in seiner
Eigenschaft als PSA-Agent anzusprechen.
Daraufhin erhielt er alle Informationen, die
im Moment zur Verfügung standen.
Der Vorfall in der Seneca-Street veranlaßte
Larry Brent und Iwan Kunaritschew, ihre Weiterfahrt nach New York zunächst zu
unterbrechen.
Vor allem Clair Simpsons Verhalten war es,
das die Freunde nachdenklich stimmte.
In dem Protokoll, in das sie Einblick
erhielten, war auch der Name Rosalynn Randall vermerkt, den die Tobsüchtige
immer wieder ausgestoßen hatte. James Malone hatte angegeben, daß diese Frau in
den frühen Morgenstunden wegen einer Beratung im Büro der Kartenlegerin war.
Seit dieser Zeit hätte sie sich völlig
verändert gezeigt.
Den ganzen Tag über war Clair Simpson nicht
zu bewegen, den Ruheraum zu verlassen. Ihr Freund hatte ihr noch mal eine Tasse
Kaffee bringen dürfen. Bei dieser Gelegenheit bat er Clair Simpson, das Büro zu
schließen und nach Hause zu fahren.
Doch die Frau hatte abgelehnt.
Erst vor kurzem war sie bereit gewesen, die
von ihr in der Seneca-Street gemietete Wohnung, in der sie ihre Sprechstunden
hielt, zu verlassen. Ihr Tobsuchtsanfall traf sie offensichtlich wie ein Blitz
aus heiterem Himmel.
Sie zertrümmerte die Einrichtung des
Sprechzimmers, verließ fluchtartig den Raum, stürzte die Treppe nach unten und
schrie das ganze Haus zusammen. James Malone heftete sich sofort an ihre
Fersen, um das Schlimmste zu verhindern.
Alles weitere hatten
Larry Brent und Iwan Kunaritschew mit eigenen Augen verfolgt.
Warum hatte Clair Simpson immer wieder von
Rosalynn Randall gesprochen? Weshalb nahm sie an, daß diese Frau von einer Vase
getötet würde?
Das war eine derart verrückte Bemerkung, daß
es eigentlich nur eine einzige Erklärung dafür gab: Clair Simpson hatte in der
letzten Stunde den Verstand verloren . . .
Aber mit einer solchen Annahme gab sich Larry
Brent diesmal nicht zufrieden.
»Ich möchte diese Rosalynn Randall gern
kennenlernen, Brüderchen«, sagte er zu seinem Freund und Begleiter Iwan
Kunaritschew, als sie das Revier verließen. Es begann zu dämmern. Die
Straßenlaternen gingen an, Lichter brannten in den
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