SGK264 - Im Wartesaal der Leichen
die
sie nicht mehr beeinflussen konnte.
Während X-RAY-3 der wütenden Chinesin die Waffe aus der Hand wand,
erreichte Iwan die obere Galerie und wollte von der Seite her auf Dr. X
zupreschen, die jedoch die Konsequenzen aus dem Lauf der Dinge zog.
Noch einen Schritt zurück - und wie von Geisterhand bewegt glitt
die Wand hinter ihr zwischen zwei Sichtfenstern lautlos auseinander.
Ein geheimer Gang führte in die dicke Wand, in der es einen
Hohlraum gab. Eine gewundene, steil abwärtsführende Treppe mündete in einen
Korridor.
Iwan prallte gegen den sich verschließenden Spalt, suchte nach
einem Mechanismus an der glatten Wand, entdeckte die drei Knöpfe, die unterhalb
eines Haltegriffs angebracht waren, und drückte kurzentschlossen einen nach dem
anderen.
Er war der Meinung, daß Dr. X ebenfalls einen dieser Knöpfe
gedrückt hatte, um den Geheimgang benutzen zu können.
Doch das war ein Trugschluß. Absolut nichts ereignete sich.
Niemand außer Dr. X selbst konnte Geschwindigkeit, Höhe, Bewegung und Richtung
des >Schwimmenden Verstecks< beeinflussen. Die Knöpfe reagierten nur auf
den Druck ihrer Finger. Die Chinesen um Thai Hong interessierten sich überhaupt
nicht mehr für die beiden Männer, die vorhin noch auf der Dschunke wie
Todfeinde behandelt wurden.
Jetzt dachte jeder nur daran, seine eigene Haut zu retten und so
schnell wie möglich wieder herauszukommen aus diesem Gefängnis, das keinem der
Eingeschlossenen geheuer war.
Thai Hong und seine Gangster liefen die Stufen nach oben, suchten
nach einem Ausweg und verschwanden zum Teil in Gängen, von denen Larry
überzeugt war, daß sie nur in den Tentakeltunneln enden konnten.
Er packte Su Hang an den Schultern und schüttelte sie heftig.
»Su«, sagte er hart, während Kunaritschew die Stufen herabkam,
Thomas auf den Rücken drehte und feststellen mußte, daß ihm niemand mehr helfen
konnte, »was ist los mit dir? Warum hast du die Waffe auf Iwan gerichtet ?« Sie sah ihn verwirrt und ängstlich an. Larry schien es,
als würde sie plötzlich aus tiefem Schlaf erwachen.
»Was geht hier vor? Wo bin ich? Wie komme ich hierher ?« folgten die Fragen dicht aufeinander.
Hypnose! schoß es Larry durch den Kopf. Su Hang war Dr. X
begegnet, die eine besondere und intensive Form kannte, auch die schützenden
Barrieren im Unterbewußtsein von PSA-Mitarbeitern niederzureißen.
Durch die allgemeine Verwirrung und das herrschende Durcheinander
jedoch war das unsichtbare Band zwischen Su Hang und Dr. X gerissen.
X-GIRL-G taumelte. Ein plötzlicher Schwächeanfall ließ sie in die
Knie gehen. Larry fing die Kollegin auf.
Iwan Kunaritschew befreite Mi Tsu und Chang Li, der den Freunden
von der PSA sofort einen kurzen Bericht von den Ereignissen gab, die sich im
Innern des geheimnisvollen >Schwimmenden Verstecks< abgespielt hatte. Die
Pläne von Dr. X waren klar. Doch sie war - im Augenblick jedenfalls - daran
gehindert, diese Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ihr Faktotum Thomas, jener
Frankensteinmensch, von dem sie gewohnt war, daß er sie auf Schritt und Tritt
begleitete, war durch den verirrten Schuß aus der Laserwaffe getötet worden.
X-RAY-3 drückte Chang Li seine Laserwaffe in die Hand. »Paß auf,
Chang«, sagte er rasch zu ihm. »Achte auf Su, damit sie keine Dummheiten macht!
Irgend etwas stimmt nicht mit ihr. Ich werde mich nach Iwan umsehen. Wir sind
hier hereingekommen - irgendwie muß es auch nach außen gehen...«
»Es gibt nur einen Weg«, entgegnete der Kung-Fu-Kämpfer. »Das ist
das Leichenhotel. Über das Gebäude dort sind wir eingeschleust worden. Es
existiert eine direkte Verbindung aus einem Kellerraum durch einen
Tentakeltunnel, der an das >Schwimmende Versteck< angekoppelt werden
kann. Aber selbst wenn es uns gelänge, den richtigen Tunnel zu wählen, müssen
wir uns auf eine Auseinandersetzung mit den lebenden Leichen gefaßt machen.
Jene rätselhafte Frau mit der Halbmaske hat weitere Tote belebt und unter ihren
Bann gezwungen .«
Zwischen Larry Brent und Iwan Kunaritschew bedurfte es nie großer
Worte.
Die beiden Freunde verstanden sich stumm.
Seite an Seite liefen sie die spiralförmig gewundenen Treppen nach
oben, erreichten die Galerie, wo vorhin Dr. X gestanden hatte, und versuchten
jene Öffnung wiedererstehen zu lassen, durch die die Geheimnisvolle geflohen
war.
Sie tasteten und klopften die Wand ab, ohne jedoch eine Fuge oder
Spalte zu finden, die auf die geheime Tür hingedeutet hätte.
Der aus Metall und Plastik
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