Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)
um und richtete den Blick auf die Landschaft unter ihnen. »Ich nehme an, Sie wissen, wie man dieses Ding zurück auf die Erde bringt.«
»In der Tat.«
»Dann denke ich, Sie bringen uns besser nach unten, bevor wir keinen festen Grund mehr unter uns haben und über dem Fluss sind. Ich weiß nicht, ob Sie jemals versucht haben, in Unterröcken zu schwimmen, aber es ist nicht leicht.«
Mark wusste, dass sie recht hatte, aber verdammt, er hatte sich von ihrem Abenteuer einen anderen Ausgang versprochen. Er hatte noch nie während einer Ballonfahrt eine Frau geliebt, und er müsste lügen, wenn er behaupten sollte, der Gedanke wäre ihm nicht gekommen. Und wenn das schon nicht sein konnte, hatte er zumindest gehofft, eine solidere Verbindung zu ihr knüpfen zu können.
Er zog an der Ventilleine und ließ eine wohlabgemessene Menge von Gas aus dem Ballon. Der Ballon begann langsam zu sinken. Im Clubhaus schien das Konzert gerade zu Ende gegangen zu sein. Finger zeigten in ihre Richtung. Stimmen wurden laut. Aller Gesichter wandten sich nach oben. Er erkannte Lucinda und Lord Trafford auf der Treppe, ebenso dessen Töchter. Vier Unterkiefer klappten einmütig herunter.
»Hallo«, rief Miss Limpett und winkte.
Mark öffnete das Ventil noch einmal.
Der Boden kam ein wenig schneller näher, als Mark beabsichtigt hatte, wahrscheinlich ein Ergebnis seiner Geistesabwesenheit wegen Miss Limpetts unerwarteter Zurückweisung.
»Das geht aber schnell nach unten«, kreischte sie. Ihre Wangen waren rosig, und sie strahlte. Sie schien keine Angst zu haben, sondern war lediglich aufgeregt. »Machen wir eine Bruchlandung?«
Er kicherte und schüttete einen Sandsack über das Geländer aus und dann noch einen zweiten. Der Sinkflug verlangsamte sich ein wenig, und sie schwebten knapp über den Rasen hinweg und eine Baumreihe entlang. Langsamer. Langsamer. Der Ballon schwebte jetzt mehr vor als über ihnen, eine sich kräuselnde Woge von Seide.
Eine Kante des Korbs traf auf den Rasen.
Der Korb holperte über den Boden, kippte um, und die beiden Ballonfahrer rollten ins Gras.
Mark richtete es so ein, dass er auf dem Rücken landete und Miss Limpett über ihm.
Es bedurfte nur einer schnellen Drehung, und er hatte sie unter sich. Er starrte ihr in die Augen.
»Ich mag dich bereits viel zu sehr«, murmelte er.
Dann umfasste er ihr Gesicht mit den Händen und küsste sie hart, mit Lippen, Zunge und Zähnen, so leidenschaftlich und vergnüglich, dass sich seine eigenen Zehen in seinen Stiefeln krümmten. Als er Leute kommen hörte, rollte er sich schnell von ihr herunter.
Miss Limpett richtete sich auf, ihre Wangen strahlend und rosig, ihr Haar lose und ihr Häubchen schief.
Sie sah ihn an und flüsterte: »Ich widerrufe meine frühere Entscheidung, Lord Alexander. Sie dürfen mich nach Belieben aufsuchen.«
Ein Lächeln erschien auf Marks Gesicht.
6
Mark saß mit Mina und Lucinda auf einer rot-weiß gestreiften Decke im Schatten eines großen Baums und genoss den letzten Rest eines kalten Mittagessens. Ein Diener hatte ihnen aufgewartet und aus drei großen Körben serviert. Es gab knusprige Brötchen, hartgekochte Eier, Roastbeef und Huhn, Käse, Früchte und sogar Champagner.
Ganz zu schweigen von einem Dutzend heimlicher, flüchtiger Blicke zwischen ihm und Mina. Jeder war ein Stich der Vorfreude in seinem Körper – auf alles, was da noch kommen würde. Schriftrollen, Mina. Mina, Schriftrollen. Der Morgen hatte sich als besser erwiesen, als er erwartet hatte.
In der Vergangenheit war er von anderen Amaranthinern wegen seiner Tändeleien mit Sterblichen getadelt worden. Doch sterbliche Frauen in der Blüte ihres Lebens hatten etwas, das ihn stets aufs Neue erregte. Sie waren wie eine exotische Blume, die nur ein einziges Mal blühte.
Miss Limpett war eine solche Blume. Jedes Mal, wenn er sie sah, kam es ihm vor, als sei eine unsichtbare Schicht von ihr freigelegt, um das unvergleichliche Juwel darunter zu entblößen.
Lord Trafford hatte sich aufgemacht, um den Schießwart zu suchen. Mark hatte so lange direkten Blickkontakt mit Evangeline und Astrid vermieden, bis sie endlich aufgegeben und sich zu einem Spiel Badminton mit zwei gut gekleideten jungen Herren bereiterklärt hatten. Ein Federball flog zwischen den Paaren hin und her.
Lucinda drückte Minas Hand. »Miss Limpett, sind Sie sich sicher, dass Sie sich von Ihrer Aufregung erholt haben? Sie sehen ein wenig fiebrig aus.«
Lucindas Blick wanderte tadelnd zu
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