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Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bongardt
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Gold ist eine Hure. Erst gehst du vorbei und denkst dir 'Eine wie die, so eine brauch ich nicht'. Aber dann überlegst du, was du alles mit ihr anstellen könntest. Und ehe du dich's versiehst, hast du ihr alles gegeben, was dir mal lieb und teuer war. Und bekommen hast du dafür einen kurzen Rausch und eine lange Krankheit, die dir am Ende den Tod bringt.

    Zum dritten Mal stand der Vollmond am Himmel, seitdem ich aus Diggers Tomb geflohen war, und so hübsch langsam begann die Wildnis, mir auf die Nerven zu gehen. Der Sommer war vorbei, und besonders die Nächte wurden jetzt verflucht kalt. Ein Bad im Rio Grande zu nehmen, war längst keine reine Freude mehr, und das Knurren meines Magens übertönte inzwischen den Gesang der Vögel. Die Männer aus Diggers Tomb hatten zwar meine Verfolgung ganz bestimmt seit Wochen aufgegeben. Dennoch mied ich bewohnte Gegenden und ging anderen Menschen aus dem Weg, so gut es eben ging. Es konnte ja immerhin sein, dass sie mein Gesicht auf einem Steckbrief gesehen hatten. Wenn ein Kopfgeldjäger die Worte liest „tot oder lebendig“, dann muss er nicht lange überlegen, welche Variante ihm weniger Arbeit macht. Besonders dann nicht, wenn er einen Blick darauf wirft, was ich angeblich verbrochen hatte: „Bankraub, Mord, versuchter Mord, Gefängnisausbruch“ würde wohl auf dem Steckbrief stehen. Mindestens. Vieles würde vor allem davon abhängen, wie gut der Zeichner mein Gesicht getroffen hätte. Es gab nur eine einzige Photographie von mir. Für die war ich damals zwei Tagesreisen bis nach El Paso geritten, und zwei Tage wieder zurück, um sie Eliza zu Valentin zu schenken. Verflucht, der Gedanke an Eliza versetzte mir noch immer einen Stich.

    Aber vielleicht machte ich mir auch mehr Gedanken als nötig. Inzwischen war mir ein Bart gewachsen – wie sehr der mein Gesicht verändert hatte, konnte ich nur ahnen, denn einen Spiegel hatte ich hier draußen nicht, und im stets bewegten Wasser des Rio Grande war kein deutliches Spiegelbild zu erkennen. Mein größtes Problem war vielleicht mein mangelhaft gepflegtes Äußeres. Jeder würde mir ansehen können, dass ich lange nicht mehr in einem Bett geschlafen, einen Barbier gesehen oder frische Kleidung angelegt hatte, und das hätte Verdacht erregen können. Ich entschied mich deshalb für den Weg flussaufwärts, westlich vorbei an Albuquerque, hindurch zwischen Los Alamos und Santa Fe, bis der Rio Grande die Grenze nach Colorado durchschnitt. Colorado war damals seit nicht ganz zwei Jahren Bundesstaat der Vereinigten Staaten, und ich hoffte, die Bürokratie würde hier noch nicht so gut funktionieren wie in New Mexico und Texas, wo die Marshals dafür sorgten, dass Steckbriefe innerhalb von ein paar Wochen an die Sheriffs jedes gottverlassenen Nests gingen. Selbst Kopfgeldjäger, die mit meinem und vielen anderen Steckbriefen in der Tasche von New Mexico herauf gekommen wären, hätten ja keinen Anlass gehabt, mich hier zu vermuten.

    Auch was mein, gelinde gesagt, struppiges, Aussehen betraf, waren die Berge und Wälder Colorados für mich ideal: Es war jetzt zwei Jahrzehnte her, dass sie in Idaho Springs Gold gefunden hatten. Die Zeit des größten Goldrauschs war vorbei, aber noch immer kamen von überall her Glücksritter nach Colorado, mit nicht viel mehr als einem Reittier und einer Goldpfanne, die hofften, mit etwas Glück über Nacht zu reichen Männern zu werden. Die Pfanne, in der ich mir mein Frühstück zubereitet hatte, war nicht besser oder schlechter als die Goldpfannen dieser Glücksritter, ich würde hier also kaum auffallen. Nur jemand, der mich aufmerksam beobachtete, würde feststellen, dass ich, im Gegensatz zu den vielen anderen Goldsuchern, nicht von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang am Fluss saß und den Inhalt meiner Pfanne anstarrte, sondern die meiste Zeit in den Wäldern zubrachte, wo ich mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg Fallen aufstellte, Schlingen legte und mit meinem Revolver – für meine Winchester waren mir die Patronen ausgegangen – Jagd auf Opossums, Waschbären, Hasen und anderes Kleinwild machte.

    Doch mit jeder Nacht, die ich grausam frierend unter meiner dünnen Decke zubrachte, wurde mir klarer, dass ich das Landstreicherleben auf Dauer nicht durchhalten würde. Ein heißes Bad, ein gutes Essen, ein alter Whisky, und nachts in einem Bett schlafen – das waren die Dinge geworden, von denen ich immer öfter träumte. Von den anderen Träumen abgesehen, in denen ich die Gesichter der

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