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Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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Hände tauchten zwischen ihr und dem Lord auf – eine präsentierte einen langen Bogen Papier mit gedruckten Worten, die andere einen silbernen Füllfederhalter.
    Der winzige Ballonfahrer warf ein: »Bevor Sie in den Korb steigen, muss ich Sie beide bitten, auf der unteren Linie zu unterzeichnen, um damit zu bestätigen, dass Sie allein für alle Schäden verantwortlich sind, die Sie selbst irgendwelchen Dritten auf dem Boden oder dem Ballon und seiner Ausrüstung zufügen.«
    »Oje«, lachte sie leise. Ängstlich. Es schien, als würde sie tatsächlich zu ihrer ersten Fahrt mit einem Ballon aufbrechen. Vielleicht war es genau das, was sie brauchte, buchstäblich, um ihre Lebensgeister dauerhaft über die Ereignisse der vergangenen Monate hinwegzuheben.
    Aller Vorsicht zum Trotz kritzelte Mina ihren Namen auf die Linie. Lord Alexander tat das Gleiche. Der kleine Herr entriegelte die Tür und half ihr mit einer dramatischen Verbeugung hinein. Das Bodenbrett, auf dem ringsum an den Seiten des Korbs schmale Sandsäcke aufgestapelt lagen, schwankte leicht unter ihren Füßen, und sie hielt sich am Geländer fest.
    Immer mehr Schaulustige versammelten sich. Lord Alexander stieg neben ihr ein. Die Tür wurde geschlossen.
    »Ich dachte, der Ballonfahrer käme mit.«
    »Diesen zusätzlichen Ballast brauchen wir nicht.« Seine Augen glitzerten verschmitzt.
    Der grauhaarige Herr trat von dem Ballon weg und deutete nach oben. Er rief seinen Helfern zu: »Langsam, langsam … sehr gut, meine Herren.«
    Mina stieß ein tiefes, kehliges Keuchen aus. Zu spät. Zu spät, um umzukehren. Sie wusste nicht, was sie nervöser machte: dass sie in diesem Korb mit Lord Alexander allein war oder dass sie ohne den Ballonfahrer aufstiegen. Sie schob den Griff ihrer Handtasche in die Ellbogenbeuge und hielt sich mit den Händen an den dicken Seilen an ihrer Seite fest.
    »Mein Magen schlägt Purzelbäume.« Sie schaute zu dem Riesenballon auf. »Ich kann nicht glauben, dass ich das tue.«
    Lord Alexander, hochgewachsen und unerschütterlich, tat es ihr gleich und legte – ihr gegenüber – seine langen Arme um die Seile. Er grinste. »Halten Sie sich fest.«
    Plötzlich schoss der Ballon hoch wie eine Kugel, direkt in den Himmel hinein. Die Menschen, das Gras und die Bäume verschwanden wie im Nebel. Der Luftdruck presste ihr die Krempe der Haube an die Wange, und ein wilder, kitzliger Jubel durchzuckte sie, als würde ihr der Magen durch die Fußsohlen schießen. Lord Alexander flog der Hut davon und wirbelte in das Blau des Himmels hinein. Er lachte aus tiefster Brust – es klang wunderbar. Sie stieß ein kleines Kreischen aus – aber zu ihrem Erstaunen wurde ihr bewusst, dass sie dabei lächelte.
    Genauso plötzlich, wie der Ballon seinen Aufstieg begonnen hatte, beendete er ihn auch. Der Korb ruckte und schwankte.
    Obwohl sie sich festhielt, stolperte sie gegen Lord Alexander. »Oh!« Mit einer Hand auf dem Geländer legte er ihr die andere um die Taille, resolut und sicher. Der Korb pendelte sich aus und hörte mit seinen sprunghaften Bewegungen auf. Mina schlug das Herz bis zum Hals, als ihr klar wurde, dass sie jetzt über der Erde schwebten, in einem winzigen Korb, aber vor allem wegen des angenehmen Gefühls seines Arms um ihrer Taille. Unter seiner teuren Kleidung schien seine Brust aus Stein gemacht zu sein, dem Körper eines altertümlichen Kriegers ähnlicher als dem eines gelehrten Londoner Herrn. Und er roch gut. Göttlich. Nach Gewürz und Haut und Mann.
    Sie löste sich von ihm und trat zurück, zwei ganz kleine Schritte, denn das war alles, was der winzige Raum des Korbs zuließ. Ihre Röcke pressten sich an das Weidengeflecht.
    »Sollte das passieren?«, stieß sie hervor.
    Sie umfasste das Geländer mit beiden Händen. Ihr Blick wanderte zwischen seinem erheiterten Gesicht und der Aussicht unter ihr hin und her. Der Schatten des Ballons bewegte sich über die Wiese unter ihnen. Ein Führseil baumelte bis ganz nach unten. Die Menge winkte und jubelte. Mina löste die Hand gerade lange genug vom Geländer, um zurückzuwinken.
    »Ich dachte, wir würden festgemacht und viel näher am Boden bleiben.«
    »Es muss da ein … Missverständnis gegeben haben.« Die Betonung des Wortes »Missverständnis« und sein Lächeln offenbarten alles.
    Sie platzte heraus: »Sie böser Mann. Sie wussten, dass wir aufsteigen und fahren würden, nicht wahr?«
    Die sanfte Brise drückte ihm das Haar an die Wange. Er grinste, ein schelmischer

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