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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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sie nur darauf, jemandem wehtun zu können. Elena fragte sich unwillkürlich, ob sie vielleicht vor langer Zeit auch Weiß getragen hatten. Ein Schläger war ein Schläger, egal, was er trug.
    Charles öffnete eine Tür. In diesem Zimmer lag Artur auf einer Couch. Sie versuchte, zu ihm zu gehen, aber Charles hielt sie zurück.
    »Er ist nicht tot«, erklärte Charles. »Allerdings wird er wohl nicht mehr allzu lange leben.«
    »Was mir immer noch sehr gemischte Gefühle bereitet«, erklärte jemand. Elena drehte sich herum, als die Frau hinter ihnen durch eine Tür trat. Sie war sehr groß und hager, mit einer Figur, die im Fernsehen vermutlich nett aussah, im wirklichen Leben aber einfach schrecklich wirkte. Ihre Augen waren so kalt wie Charles’ Griff, und sie lächelte ebenso grausam wie er. Elena erkannte sie aus Arturs Erinnerungen.
    »So, so«, sagte die Frau. »Die berüchtigte Elena Baxter. Ich wollte Sie eigentlich schon während Ihres Aufenthaltes in unserer Einrichtung besuchen, aber leider hatte ich keine Gelegenheit dazu.«
    »Das ist Miss Graves«, bemerkte Charles. »Die Fliege der Spinne.«
    »Ihre Insektenscherze sind schon lange veraltet«, erwiderte Graves. »Ich verstehe die Metapher zwar, aber ich bitte Sie ...«
    Artur bewegte sich. Elena konnte die Barriere zwischen ihnen noch immer nicht durchbrechen. Sie war zwar schon in seinen Träumen gewesen, aber dies hier musste ein natürlicher Schlaf sein. Vielleicht waren ja diese Medikamente, die ihn ruhigstellten, der Grund für ihre Trennung. Sie musste ihn berühren und sich davon überzeugen, dass sich nichts anderes in seinem Kopf befand. Zum Beispiel ein Wurm.
    »Ihre Angst um ihn gefällt mir«, sagte Graves leise und schloss die Augen. »Sie schmeckt sehr gut. Sehr ... rein.«
    »Was sind Sie?« Der Ausdruck auf dem Gesicht der Frau irritierte Elena.
    »Eine Empathin«, antwortete Charles, als Graves schwieg. »Sie ernährt sich von Emotionen, so wie ich Schmerz schlür-fe. Ihre Kusine ist ganz ähnlich angelegt, stimmt doch, Graves? Die Spinne genießt das Blut weit weniger als den Schmerz, der es begleitet.«
    Graves runzelte die Stirn. »Ich werde nie begreifen, warum sie Sie so schätzt, Charles. Sie reden einfach zu viel.«
    »Sie mag Männer, die sich gut ausdrücken können.« Er grinste gerissen. »Und sie mag mich auch wegen der anderen Dinge, die ich für sie erledige.«
    Was in jeder Hinsicht bedrückend war. Wieder bewegte sich Artur, er schien ruhelos, und Elena sprach seinen Namen laut aus. Graves warf ihr einen scharfen Blick zu. Sie erinnerte Elena an den toten Arzt. War er vielleicht auch ein Verwandter gewesen, da Beatrix Weave und Graves Kusinen waren? Wie merkwürdig, sich das Konsortium als Familienbetrieb vorzustellen.
    Wow. Richtig abartig.
    Elena hörte das Surren eines kleines Motors, das Quietschen von Rädern. Charles drückte ihre Hand fester. Graves straffte die Schultern, während ein triumphierendes Lächeln ihre harten Züge milderte.
    Beatrix Weave rollte in das Zimmer, eine kleine, blonde Frau, fast schon zerbrechlich. Ihr Körper schien zwar nicht geschrumpft, aber es war offensichtlich, dass sie ihn bereits länger nicht mehr benutzt hatte. Ihre Augen waren vollkommen schwarz. Es schimmerte weder weiß darin, noch sah man überhaupt eine Augenfarbe. Nur Dunkelheit. Elena hatte solche Augen an einem lebenden Menschen noch nie gesehen. Sie wirkten schrecklich, beklemmend, und die Gefühle, die Beatrix Weave in Elena weckte, waren weit schlimmer als einfache Furcht. Elena empfand nur eine dumpfe Ehrfurcht, das Gefühl, in einen Abgrund zu blicken, und alles, was zurücksah, war bloß Leere: endlos und unsterblich.
    Dennoch, diese Frau war nicht allmächtig. Auch sie hatte ihre Grenzen, auch sie benötigte Hilfe. Den Schaden, den sie angerichtet hatte, konnte sie nicht ohne die Hilfe von Menschen in ihrer Umgebung bewirkt haben, und auch nicht ohne Geld. Dieser Teil von ihr war jedenfalls noch menschlich.
    »Ich hätte mir nie träumen lassen, dass Sie uns so viel Schwierigkeiten machen könnten.«
    »Danke«, antwortete Elena.
    »Ich nehme an, das war ein Kompliment.« Beatrix sah Graves an, die Elenas anderen Arm packte. Ihre Finger gruben sich schmerzhaft in ihr Fleisch, als sie Elena mit Charles zusammen in die Knie zwang. Arturs Lider flatterten. »Er ist eine Versicherung«, erklärte Beatrix. »Für etwas anderes habe ich keine Zeit mehr.«
    Graves nahm Beatrix’ Hand. Elena wehrte sich, aber sie

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