Shadows Lost (Vampirkurzgeschichte)
um sie herum vor ihren Augen zu verschwimmen. Ein grauer Nebel hüllte sie ein , und binnen eines Sekundenbruchteils betrat sie die Schattenebene, die außer Dämonen, Göttern und ihren Dienern kein Sterblicher betreten konnte, es sei denn, ein Vampir wollte es. Dieses Privileg war jedoch nur sehr alten und starken Vampiren vorbehalten.
Sofort fühlte Cathrine sich wohler. Jeder Schattenvampir konnte problemlos zwischen den Welten wandeln. Der Schatten war ihr Element, er beschützte sie wie ein Kokon, hier konnte sie ihre wahren Kräfte entfalten. Ihre Sehschärfe und auch ihr Geruchssinn waren stärker ausgeprägt, ebenso ihre körperlichen Kräfte. Aber das alleine machte noch keinen Schattenvampir aus. Auch äußerlich hatte sie sich verändert. Cathrines strohblonde Haarmähne hatte sich schwarz gefärbt, scharfe Eckzähne waren ihr gewachsen, sie besaß nun einen anthrazitfarbenen Hautton, und ihre Augen waren schwarz und glühten rötlich.
Zufrieden machte Cathrine sich auf die Suche nach ihrem Beobachter. Ein anderer Vampir war es nicht, diesen hätte sie aufgrund seiner dämonischen Aura sofort bemerkt. Ansonsten waren Vampire nur selten Einzelgänger und lebten eher in größeren Gruppen zusammen. Alleine ging kaum einer auf die Jagd, und vor allem nicht am Tag an solch einem Ort.
Lange benötigte sie nicht für ihre Suche. Schon als sie das Haus verließ und durch den Schatten die Straße entlang blickte, machte sie einen Mann an der nächsten Häuserecke aus. Er drückte sich verstohlen auf dem Bürgersteig herum. Breit grinsend näherte sie sich dem Fremden.
Sari hatte dieses launische Wetter Englands so satt. Er wünschte sich zurück nach Hause. Endlich wieder die warme Heimatsonne auf seinem Gesicht spüren, sich einfach nur fallen lassen. Nur in seinen Träumen wanderte er immer wieder durch die staubigen Bergkämme und genoss die Freiheit, die er in solchen Momenten auskostete. Doch das blieb vorerst nur ein Wunschtraum, er musste notgedrungen den Herbst auf der Insel ausharren, hatte sein Meister gesagt. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er vor drei Jahren das Flugzeug nach Großbritannien überhaupt nicht bestiegen, aber das hatte er nicht zu entscheiden gehabt.
Sari und sein Meister Shamash waren gemeinsam mit einer handvoll Krieger hierher gekommen. Ein Befehl absoluter Dringlichkeit, der keinerlei Aufschub duldete. Dass seine Gruppe zuerst falschen Hinweisen gefolgt war, und sein Meister dann plötzlich neue Ziele verfolgte, hatte den ursprünglichen Plan sprichwörtlich über den Haufen geworfen. Umso wichtiger war zurzeit seine Observierung.
Plötzlich wurde Sari aus seinen Überlegungen gerissen, als er von einer unerwarteten Kältewelle getroffen wurde . Sie verschwand so schnell, wie sie ihn erfasst hatte. Alarmiert schaute er sich um und schärfte seine Sinne. Seit seiner Kindheit beherrschte er die Fähigkeit des Sehens , ebenso wie jeder seiner Abstammung. Dazu musste er nur seine gesamte Körperenergie mit seinen Gefühlen bündeln und Sari war in der Lage, die dunkle Silhouette eines Schattenvampirs zu erspüren.
Überrascht nahm Sari einen Punkt nur wenige Zentimeter neben sich wahr, als eine erneute Kältewelle ihn durchströmte. Das war das Zeichen. Der Vampir hatte sich aus dem Schatten an ihn herangeschlichen und spielte jetzt mit ihm. Aber er wäre kein Krieger, wenn er darauf nicht angemessen reagieren würde. Eilig fasste er in die Innentasche seines schwarzen Ledermantels und zog die einzige Waffe hervor, die ihn vor einem tödlichen Angriff des Monsters retten konnte.
Cathrine erkannte s ofort die strahlende Aura des heiligen Dolches, zischte wütend und wich widerwillig zurück. Schon die kleinste Berührung mit der goldenen Klinge würde ihre schwarze Dämonenhaut verätzen. Schlimmer noch, diese verfluchte Waffe konnte wegen eines Priesterzaubers ihrer Feinde auf zwei Ebenen gleichzeitig existieren. Nervige Neumondbrut , dachte sie und beäugte den jungen Mann aus dem Schatten heraus. Schon sein brauner Hautton verriet, von wo er kam. Als er sie ansprach, war sein Dialekt eindeutig.
» Venatrix«, sagte Sari und verwendete bewusst die alte lateinische Anrede, die für einen abtrünnigen Vampir ihrer Art üblich war. »Ich komme im Auftrag meines Meisters und soll eine wichtige Nachricht überbringen. Ich bin nicht gekommen, um zu kämpfen. Bitte, hört mich an.«
Seine Körpersprache zeugte jedoch nicht von friedlichen Absichten. Immer wieder versuchte
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