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Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte

Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte

Titel: Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Abgesandte größerer Mächte anerkannt zu werden. Ich glaube übrigens, wir stehen jetzt schon zu lange hier herum. Wir müssen eine gute Show abliefern, sonst respektieren sie uns nie. Also, folgt mir, und was auch passiert: Lasst euch nicht verrückt machen! Die Elben würden es lieben, uns ängstlich zu sehen.«
    Ich schritt von den Docks weg und direkt auf die nächste Reihe der Elben zu. Sie standen fest vor mir, eine unerbittliche Wand. Ich rüstete immer noch nicht hoch, aber ich hob ein wenig das Kinn, damit sie den Torques um meinen Hals deutlich sehen konnten. Im allerletzten Moment traten die Elben graziös beiseite und ließen eine enge Gasse für mich entstehen, durch die ich gehen konnte. Ich hielt mein Gesicht sorgfältig ruhig und gelassen, als ob ich nichts anderes erwartet hätte. Ich konnte hören, wie die anderen hinter mir hereilten, und hoffte, dass sie eine gute Show ablieferten. Was ich für sie in dieser Welt zu tun hoffen konnte, war begrenzt.
    Ich konnte den permanenten Druck der Aufmerksamkeit der Elben spüren, als ich durch ihre endlosen Reihen schritt. Es ist nicht leicht, durch eine Menge von Leuten zu gehen, von denen dich jeder aus jedem beliebigen Grund jederzeit töten könnte. Oder ohne Grund. Ich bekam eine Gänsehaut auf dem Rücken, aus Furcht vor einem Angriff, der nie kam. Ich konnte genauso gut fühlen wie instinktiv spüren, dass meine Gefährten mir direkt auf den Fersen waren und sich hinter mir drängten.
    Und dann fielen die Reihen der Elben plötzlich zurück und enthüllten eine große und wundersame Stadt. Kilometerlange Gebäude wie Kunstwerke, ja wie Träume, die man in Stein und Marmor und anderes verwandelt hatte. Träume - und auch Albträume. Ich führte die anderen durch ein massives Haupttor, das man aus dem Schädel eines Drachen geschnitzt hatte. Ein einziger Schädel, der größer war als ein Haus. Alle Zähne waren aus seinen langen Kiefern gezogen und die leeren Augenhöhlen waren mit fremdartigen Blumen gefüllt worden. Sie wanden sich und zischten mich an, als ich an ihnen vorbeikam. Doch meine Aufmerksamkeit galt der Stadt.
    Die Straßen waren breit und gewunden. Deformierte Häuser türmten sich zu beiden Seiten auf, alle unterschiedlich, individuell, krank, wie die raffinierten Träume eines Geisteskranken. Ihre Formen waren grundsätzlich organisch, aber krank und brutal, manchmal sogar beunruhigend für einfache menschliche Augen. Eher so, als wären sie gewachsen und nicht gebaut worden. Die meisten Formen ergaben in meinen menschlichen Augen und in meiner Ästhetik keinen Sinn. Und sie bewegten sich, alle, änderten sich subtil, hielten nur dann still, wenn man direkt hinsah. Sie wurden nur dann vollständig real, wenn man sie aktiv wahrnahm. Ich dachte an Quantenzustände und die Absichten des Betrachters, doch dann versuchte ich sehr, gar nicht mehr darüber nachzudenken.
    Auf einem kleinen offenen Platz kamen wir an einem Elb vorbei, den man zu einer Statue gemacht und dazu gezwungen hatte, als Springbrunnen zu fungieren. Wasser plätscherte aus seinen offenen Augen und seinem Mund, aber man konnte seinem Gesicht genug entnehmen, um zu wissen, dass er noch lebte, seine Umgebung wahrnahm und litt. Später kamen wir an einem Haufen abgetrennter Hände vorbei, die mannshoch aufgetürmt waren: Die Finger zuckten noch. Der Schein der überhellen Sonne knallte auf meinen Kopf, meine nackte Haut stach und war wund vom Licht, so als sei sie fremden, unirdischen Strahlungen ausgesetzt.
    Ein Drache flog vorbei. Nicht die hässlichen Lindwürmer, die die Elben reiten, wenn sie auf die Erde kommen, sondern ein echter: gewaltig und herrlich, größer als ein Jumbo-Jet, mit Flügeln so groß und weit, dass sie sich kaum bewegten, als er vorbeiflog. Wunderschön und sehr tödlich. Ein halbes Dutzend Drachen konnte eine ganze menschliche Stadt auslöschen. Glücklicherweise gibt es kein halbes Dutzend mehr von ihnen.
    Wir hielten plötzlich an, um eine große Kreatur vorbeizulassen: eine wunderbare, fremdartige Kreatur mit so straff gespannter Haut, das man darunter die Organe pulsieren sah. Sie schritt auf langen, stelzenartigen Beinen daher, und Elben ritten auf ihrem Rücken. Sie schlugen mit langen, mit Widerhaken versehenen Stöcken auf ihren Kopf ein und lachten melodiös, als sie stöhnte. Kleine, hastige Dinge blieben im Schatten der Seitenstraßen und versuchten, nicht bemerkt zu werden. Ab und an hatten die Wände der Gebäude, an denen ich

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