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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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aufzupassen.«
    »Wir werden dich finden«, sagte ich. »Die ganze Familie wird dir auf den Fersen sein und an der Kehle hängen, bis zu deinem letzten Stündlein. Was ist mit dir geschehen, Timothy? Du warst vielleicht ein Vogelfreier, aber du warst keine Abscheulichkeit.«
    »Was weißt du schon«, meinte Tiger Tim leichthin. »Mir gefällt der Gedanke, dass endlich mein wahres Ich nach Jahren der Unterdrückung an die Oberfläche kommt. Ich bin nicht böse, ich will nur meinen Spaß haben. Darf ich fragen, mit welchem Drood ich das Vergnügen habe, zu sprechen? Immerhin macht das Spiel nur dann Spaß, wenn man gegen einen würdigen Gegner spielt.«
    »Ich bin Edwin Drood.«
    »Eddie aus London! Meine Güte. Du hast einen langen Weg zurückgelegt, von einem Junior-Agenten, der in einem altmodischen London zweitklassige Schurken in Hintergassen erledigt hat, nicht wahr? Natürlich, du hast ja diesen leichten Job und deinen Platz in der vielgepriesenen Familie nur bekommen, weil du die Unterstützung deiner Großmutter hattest. Ich hatte nie irgendeine Unterstützung. Nie stand jemand auf meiner Seite, mein ganzes Leben lang nicht. Immer hat man mir gesagt, was ich tun soll, was ich denken soll. Sie hatten immer Angst vor mir. Vor meinem Potential. Und vollkommen zu Recht. Ich konnte es nicht erwarten, aus dem Herrenhaus abzuhauen, ihre verdammte Gehirnwäsche fortzuwerfen und mein eigenes Leben anzufangen, weit weg von all den erstickenden Regeln. Wo steckt der Sinn darin, mehr als ein Mensch zu sein, wenn man immer noch darauf achtet, menschliche Grenzen einzuhalten? Die Menschlichkeit ist eine Falle, aus der wir uns befreien müssen.
    Also habe ich meine eigenen Ideen entwickelt. Weißt du, es ist nicht einfach nur die Rüstung, die uns besser macht als alle anderen. Obwohl das hilft. Droods haben so viel mehr in der Weltgeschichte erreicht als alle Regierungen zusammengenommen! Weil wir konzentrierter sind, klüger und fähiger, über den Tellerrand hinauszuschauen. Weil wir tun, was getan werden muss, und zum Teufel mit allem anderen, ob es nun populär oder politisch angebracht sein mag. Die Rüstung hat uns entwickelt, als Menschen und als Familie, viel weiter als die gemeine Masse. Wir sollten uns nicht in den Schatten verstecken, wir sollten in die Öffentlichkeit treten und uns wie die Weltenbeherrscher benehmen, die wir wirklich sind. Wir sind die natürliche Aristokratie, überlegen an Verstand und Körper und Willen, und wir sollten die Herren und Meister von allem sein, was wir behüten. Mit jedem anderen am richtigen Ort, als Diener, Leibeigene und Sklaven. Ihr einziger Zweck im Leben sollte es sein, den ihnen Überlegenen zu dienen und ihre Meister anzubeten.
    Wir könnten die Welt in Ordnung bringen. Keine Kriege mehr, weil jeder tut, was man ihm sagt. Keine Wünsche mehr und kein Hunger, weil jeder unter den Droods gleich wäre. Natürlich müssten wir ihre Anzahl auf eine beherrschbare Menge reduzieren. Ich habe Ewigkeiten gebraucht, um das alles zu planen, aber als ich endlich alles zusammen hatte und mein edles Experiment der Matriarchin präsentierte - da sagte sie, ich sei verrückt. Ich versuchte, es zu erklären, aber sie wollte meine Unterlagen nicht einmal ansehen! Sie weigerte sich, mir zuzuhören! Keiner wollte mir zuhören!«
    »Nein, sowas«, sagte ich. »Ich frag mich, warum wohl. Du hörst dich echt gern selber reden, oder?«
    »Ja nun, ich bin in letzter Zeit förmlich ausgehungert nach guter Konversation. Aber wie auch immer: Als klar wurde, dass die Familie in dieser Sache nicht zur Vernunft kommen würde, entschied ich, dass ich das Ganze selbst ins Rollen bringen musste. Ein Probedurchlauf sozusagen. Gehe ich recht in der Annahme, dass die Mächte der Familie immer noch nicht gern darüber reden, wie knapp ich damit davongekommen bin?«
    »Ich weiß, dass du den Waffenmeister halb umgebracht hast, als du versuchtest, ihn zu überzeugen, den Armageddon-Kodex für ihn zu öffnen«, meinte ich. »Wolltest du die verbotenen Waffen zu diesem Zweck? Um der Menschheit den Krieg zu erklären?«
    »Keinen Krieg, Eddie. Nur einen kurzen, heftigen Schock. Ein kleines, aber nützliches Keulen der Schwachen und Unwürdigen. Der Alte hätte nicht versuchen sollen, mich aufzuhalten. Er hätte das verstehen müssen. Ich hätte ihn niedergerungen, wenn James nicht aufgetaucht wäre, um mich aufzuhalten. Der verdammte Graue Fuchs! Immer so von sich selbst überzeugt. Er hat mich nie gemocht.

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