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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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liegt. Raum ist hier billig, ebenso wie die Elektrizität, um alle vorhandenen Gebäude zu beheizen. Warum sollte man also nicht groß bauen? Und jeder hat ein Auto zum Umherfahren. Viele Autos.
    Wie in den meisten Kleinstädten ändert sich in Lancaster nicht sonderlich viel. In meinen Augen wird diese Veränderungslosigkeit am besten durch die alten Männer und Frauen verkörpert - Trolle und Popeyes und gebrochene Leute -, die zwischen der Innenstadt und den kleinen Vororten inmitten bellender Hunde hinter Gitterzäunen umherwuseln, verstohlen das Innere von Mülltonnen inspizieren, mit Kühlerfiguren schwatzen und die vielen Satellitenscheiben anstarren, die jetzt wie Babyöhrchen, zum Himmel gespitzte Ohren, auf der Lauer nach gräßlichen Geheimnissen von hoch droben, aus dem Boden Lancasters sprießen. Diese alten Herumtreiber scheinen mir die letzte Verbindung der Stadt zu ihrer jungen Vergangenheit zu sein, verbunden durch ihre bloße Tugend, zu arm zu sein, um an dem vorsätzlichen Gedächtnisschwund teilzuhaben, den die übrigen Bürger betreiben, hinein in eine glitzernde und aufregende Zukunft, die ich kaum erwarten kann.
     
    Für mich, der ich in Lancaster aufwuchs, war es nie ein Geheimnis, wie es die Bürger der Stadt schafften, ihre Tage auszufüllen. Du konntest entweder im Ridgecrest-Einkaufszentrum arbeiten oder in den Produktionsanlagen. An freien Tagen gingst du entweder einkaufen, fuhrst mit echt hoher Geschwindigkeit im Auto umher, knalltest ein paar Tiere ab oder drehtest volle Pulle in knallbunten Schnellbooten deine Runden.
    Ach, übrigens... die Produktionsanlagen sollte ich näher erklären, denn das Verständnis dieser Anlagen ist der Dreh- und Angelpunkt dafür, zu verstehen, was Lancaster ist und warum es so ist. Du mußt wissen, Lancaster war einmal der weltweit größte Hersteller von, wie soll ich sagen, verbotenen Substanzen - unaussprechlichen superkonzentrierten Brühen, Aschen, Kugeln, Stäben, Knöpfen und Zylindern - eine billionmal bösartiger als dein düsterstes Geheimnis -, Substanzen, die nur Augenblicke nach ihrer Geburt wie UFO-Babies von der Regierung beiseite geschafft wurden und in ihren neuen Heimstätten, den Rümpfen von Schiffen, Raketen, Waffen und Elektrizitätswerken, verschwanden.
    Die alchemistische Herstellung solcher Substanzen ging in den Gebäuden der Produktionsanlagen vonstatten, die ungefähr fünfzehn Minuten Autofahrt nordwärts stehen; ein Komplex ausladender, fensterloser Kästen im Art-Deco-Stil, von meinem kleinen Bruder Mark für alle Zeiten in einer Zeichnung verewigt, die jetzt am Familienkühlschrank prangt. Als man ihn darum bat, die Gebäude zu beschreiben, behauptete Mark, sie seien Schwimmer einer Angelschnur, die von einer jetzt ausgestorbenen Rasse Riesen mit Schrumpfhirn zurückgelassen worden wären und ihren ursprünglichen Zweck für immer verloren hätten. Verrückter Kerl.
    Aber Moment mal, meine Beschreibung dieser Anlagen klingt so, als seien sie trübe und trostlos, dabei sind sie das überhaupt nicht. Als wir Kinder waren, hatten wir sogar unseren Spaß mit ihnen, sowohl in uns bekannter als auch unbekannter Art. Der 4-H Club veranstaltete einen allseits beliebten Miss-Ungeschick-Wettbewerb. Meine Basketballmannschaft auf der High-School hieß Neutronen (die Juniormannschaft Neutrinos) und als Logo und Trikotabzeichen hatten wir einen Atompilz. Und die Lancasteroiden sind wie Familien, die einen Verwandten mit chronischen Gesundheitsproblemen ertragen müssen, völlig unbekümmert im täglichen Gebrauch von aktuellen High-Tech-Wörtern wie Isotop, Perkolation, Jod und Halbwertzeit. Ein bißchen wie die Texte zu deutscher Synthesizer-Musik. Echt heiß.
    Die Bösewichte in unseren jungen Träumen waren die mythisch untoten, käsebleichen Arbeiter der Anlagen, denen kleine struppige Haarbüschel auf dem Kopf wuchsen und die sich streifenweise Pfefferminzkaugummi in den Mund schoben, während sie aus dem einzigen Bullauge der Anlage lugten und Daisy und mir Geschichten von verkohlten Städten, versengenden Sonnen und auf der ganzen Welt kieloben schwimmenden Fischen erzählten.
    In unserer Kindheit wurden uns außerdem im Hygieneunterricht ständig Schwarzweißfilme der Armee gezeigt, in denen versucht wurde, die notwendige Existenz solcher Produktionsanlagen gegenüber jungen Leuten zu rechtfertigen. Diese Filme sind wahrscheinlich inzwischen zeitgerecht in ihren Dosen oxydiert, tief versenkt in einem Beverly-Hills-Gewölbe, wo

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