Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland

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und über dieses außerirdische mandarinenfarbene Schachbrett Los Angeles blicke, das Gefühl, daß ich, sollte ich von diesem Balkon springen, durch die warme Luft schweben würde, über die bernsteinfarbenen Palmen und Schnellstraßen hinweg, vorbei an den gesetzlich verordneten Erinnerungen an Disneyland, hinaus über die warmen Berge, Wüsten und Wälder meines Zuhauses in der Neuen Welt - nach Hause schweben.
    Doch genug davon.
    Ich drehe mich um und gehe zurück in mein Hotelzimmer, schließe die mit Rauchglas versehenen Schiebetüren hinter mir und falle rücklings auf mein kühles, mit Fortrellaken bezogenes Bett, wobei mich plötzlich ein neues Gefühl überflutet - ein zugleich zerstörerisches, romantisches und großartiges Gefühl -, wie wenn man im Smoking ins Schwimmbecken fällt. Ich habe dieses Gefühl, daß kein Raum jemals wirklich ruhig ist; ein Gefühl, daß sogar im ruhigsten, leersten und ereignislosesten Raum etwas von tiefster Bedeutung geschieht. Dieses Geschehen ist die Zeit selbst, schäumend, tobend und kochend wie ein Fluß, der durch diesen Raum und alle Räume tost - Zeit, die durch die Betten fließt, aus den Minibars heraussprudelt und von den Spiegeln herabwirbelt, und Zeit, die mich mit ihrem großartigen, unaufhaltsamen Schwall mit sich davonträgt.


2

    Haar ist wichtig.
    Welches Shampoo werde ich heute benutzen? Vielleicht PsycoPath, das sportliche Shampoo mit salonwertigen Mikroproteinen, verpackt in einem männlich schwarzen, spritzgeformten Motoröl-Plastikkanister. Und danach? Einen anregenden Energiespritzer Monk-On-Fire, der Plazenta, Nektarinenkernextrakte und Vitamin-B-Komplexe enthält. Und um das alles zusammenzuhalten? First-Strike Schaumfestiger, hergestellt von pluTONium, dem Haarpflegeinstitut in Sherman Oaks, Kalifornien. Er reguliert sich selbst durch Aloe, Kamille und Harze aus Wachteleiern. Glanz, Halt und Selbstvertrauen. Einfach toll.
    Tägliche Überlegungen zu deinem Haar sind wie die Überlegungen, ob man vorschriftsmäßig genormtes Papier oder Briefbögen für den Kopierer benutzen soll. Dein Haar - das bist du, es ist dein Stamm, deine Plakette für Sauberkeit. Haar ist dein Ausweis. Was du auf dem Kopf hast, sagt, was du im Kopf hast. Tägliches Waschen? Nimm dafür ComPulsion mit Ringelblume und Bier. Hormon-Haar, das seine Struktur alle fünf Minuten ändert? Nimm MoodSwing, die belebende Tönung aus Schweden mit Walnußblättern gegen sich selbst schädigendes Haar. Ganz heiß - nuklear -, es zerstört die Nadel auf meinem Ätzmeter.


3

    Wenn du je eine freie Minute hast, solltest du mal erwägen, die Reisekataloge über die Stadt, in der du lebst, zu überprüfen. Du könntest erstaunt sein. Du könntest nicht länger dort leben wollen.
    Lancaster ist, wenn schon nichts weiter, eine zwanglose Stadt. Waschbären schlendern über unsere Hinterhöfe und rauchen dabei Zigaretten. Lärmende Eichelhäher tragen Ohrringe und kennen alle neuesten Tänze. Die Rehe schauen fern.
    Es ist jetzt sechs Wochen her, seit ich aus dem Hotelzimmer am LAX hierher nach Lancaster zurückkam, und wenn sich auch in mancher Hinsicht einiges drastisch geändert hat, im Vergleich dazu, wie es war, als ich zu Beginn des Sommers nach Europa aufbrach, ist doch auch vieles unverändert geblieben.
    Lancaster hat immer noch ungefähr 50000 Einwohner, genauso viele wie Paris im finsteren Mittelalter. Die Stadt liegt natürlich immer noch dort, wo sie schon immer lag und auch immer liegen wird, in den trockenen Ebenen im Südosten des Bundesstaats Washington, wissenschaftlich gesehen; in strategischer Hinsicht liegt sie so weit wie möglich von jeglichem bedeutsamen oder amüsanten Ort entfernt, nämlich mitten im Dürregürtel so 'ner Art Wüste, die sich von Sonora in Mexiko bis ganz nach oben zum Arktischen Ozean spannt.
    Hier noch ein paar bedeutsame Angaben zu Lancaster: Die Stadt ist fast völlig niederschlagsfrei, kalt und trocken im Winter und heiß und trocken im Sommer. Der pulsierende, schokoladenfarbene Lauf des Columbia River windet sich durch die Stadt wie ein plattgewalzter Metallstreifen. Bäume sind hier ein seltener Anblick, der um so mehr Freude bereitet, weshalb man einige Exemplare importiert hat: trockene, dürre Pappeln und zerzauste, schuppige Cottonwoods. Nicht gerade üppig.
    Eine gute Seite an Lancaster (und Lancaster hat viele gute Seiten) ist, daß alle Gebäude der Stadt sehr groß sind und zwischen all diesen großen Gebäuden viel Raum