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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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»aber sie werden noch genauso klingen wie vorher. Fernsehen ist am besten.«
     
    Anna-Louise hat das Mittagessen heute abgesagt. Ein schlechtes Zeichen. Da gehe ich bereits in einer Woche nach Seattle und habe die Frau noch nicht einmal gesehen. Wenn ich sie anrufe, stoße ich nur auf ihren Anrufbeantworter. Und während ich den Inhalt meines Zimmers in Kisten verpacke, überlege ich, ob Anna-Louise ihre Anrufe überhaupt abhört oder absichtlich nicht antwortet, wenn sie meine Stimme hört? Ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll. Trotzdem will ich auf Nummer Sicher gehen. Gestern nachmittag, als ich sie im College wußte, habe ich ihr einen Sack voller Halloween-Süßigkeiten auf den Treppenabsatz gelegt. Ich schlich mich auch hinten herum, wo ich die Krokuszwiebeln gesteckt hatte, die im Frühjahr die Worte Love me ergeben sollten, und ich buddelte das ME wieder aus, so daß jetzt nur noch die Buchstabenfolge Love bleibt. Ich befürchte, der me -Teil könnte als zu egoistisch empfunden werden. Man kann überhaupt nicht vorsichtig genug sein.
    Kisten über Kisten. Packen ist körperlich schon anstrengend genug, gefühlsmäßig aber ist es erschöpfend. Es wird abends spät, und mein Gehirn ist völlig matschig davon, eine Entscheidung nach der anderen zu treffen, bäng, bäng, bäng. Und meine Haut ist eine Katastrophe von all dem Zeug aus der Minibar - das meiste davon muß aufgegessen werden, bevor ich gehe. Was die Globus-Farm betrifft, weiß ich, daß ich sie mitnehmen werde. Sie ist jetzt in einem Karton verpackt und wartet darauf, in meinem neuen Zuhause wieder ans Licht der Welt zu kommen, was möglicherweise zwei Zimmer in der oberen Etage des Hauses von Harmonys Tante in Seattle umfassen wird. Es ist ein Holzhaus im Großmutter-Stil an einer ruhigen Straße, und vor meinem Fenster wird Regen fallen und Blätter werden wirbeln und Vögel fliegen, und ich werde Kaffee trinken und weiche Luft atmen und die Wolken betrachten. Ein neues Leben.
    Neben dem Packen habe ich in den vergangenen Tagen auch die Verkaufs-Annoncen im »Seattle Post Intelligencer« unter die Lupe genommen, da ich ein Auto suche, mit dem Gedanken an ein Comfortmobile II- The Eliminator -spiele: CD-Player, Autotelefon, Kühlfach und Kaffeetassenablage De Luxe. Durch die Stärke meiner Position bei Bechtol werde ich leicht einen Kredit fürs Auto absichern können. Eine Anstellung zu haben ist toll.
    »Tyler - Telefon!« brüllt Jasmine von unten herauf.
    »Stelle es rüber in Daisys Zimmer.« Mein Funktelefon haben sich Großmama und Großpapa unter den Nagel gerissen.
    Ich werde es morgen, wenn sie von ihrer KittyWhip-Konzessions-Mission in den Städten Pasco und Benton zurückkommen, wieder aus Bettys Eingeweiden befreien müssen. »Hallo?«
    »Tyler Johnson? Hier ist Ray - aus der Cowboy Bar.« Ray? Cowboy Bar? »Ja?«
    »Ja, also, wir haben mal zusammen an der Chevron-Tankstelle gearbeitet. Kannst du dich erinnern?«
    »Ja, richtig. Ray! Damals in der High School. Wie geht es dir?« (Wie seltsam von Ray, anzurufen.) »Was gibt's?«
    »Das Leben ist ein Stadion voller Kettensägen, wenn du mich fragst, Ty. Aber ich glaube, eine Freundin von dir hat hier ein Schmuckstück liegengelassen. Das behauptet zumindest Ronnie. Du kennst doch Ronnie - ein Freund von Dan.«
    »Ich kenne Ronnie.«
    »Vielleicht solltest du es abholen, bevor es Lillian zu fassen kriegt und in ihre Höhle schleppt. Sie ist 'n bißchen klepto. Na, jedenfalls ist es 'ne Anstecknadel oder so. Sie liegt in der Kasse unter den Scheinen.«
    »Okay, Ray, vielen Dank.« Pause. »Ich werde in etwa einer halben Stunde da sein.«
    »Kein Problem, Mann. Und sachte mit ihr.«
    Stephanies verlorene Brosche. Ich kann ja ruhig den barmherzigen Samariter spielen und sie abholen.
    »Ich muß mal rüber zur Cowboy Bar«, sage ich zu Jasmine.
    »Du? In der Cowboy Bar?«
    »Sie haben Stephanies Brosche gefunden.«
    »Oh, die.«
    »Ja, die. Warum auch nicht. Ich brauche 'ne Packpause. Bleibst du noch auf?«
    »Nein. Ich liege schon so gut wie im Bett. Meine Frauengruppe hat für morgen ein Frühstück angesetzt. Mark ist heute Nacht bei Weirdo und Dougie. Daisy ist übers Wochenende bei Murray. Also sind nur wir beide hier.«
    »Wenn du willst, sehen wir uns zusammen ›Creature Feature‹ über Kabel an.«
    »Ich muß passen. Bin völlig geschafft. Willst du den Wagen?«
    Ich picke ihr einen Kuß auf die Wange und nehme den Schlüssel vom Haken. »Viel Glück für morgen.«

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