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Shanghai Love Story

Shanghai Love Story

Titel: Shanghai Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Rippin
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»Ein bisschen Geld für Sie, okay? Für Ihre Mühe.« Mit beiden Händen umfasste er Chenxis Hand und tätschelte sie.
    Anna versuchte, in Chenxis Augen zu lesen. Ihr Vater hatte ihr versichert, dass er wusste, wie man mit den Einheimischen umgehen musste, aber seine offensichtliche Herablassung dem jungen Mann gegenüber verursachte ihr eine Gänsehaut. Sie war stolz auf ihre Fähigkeit, in der Miene ihres Gegenübers dessen Gefühle erkennen zu können, aber Chenxis Ausdruck verwirrte sie bloß.
    Â»Nun, ich muss wieder an die Arbeit«, sagte Mr White. »Ich überlasse die Jugend sich selbst. Ich verlasse mich auf Sie, Chen-si, dass Sie auf Anna aufpassen, klar? Gut, gut. Nun, dann gehe ich jetzt. Mein Wagen wartet sicher schon.«
    Er nahm seinen schwarzen, ledernen Aktenkoffer und ging auf die Tür zu. Als er nach dem Türknauf griff, zögerte er und drehte sich noch einmal um. » Zaijain! «, sagte er. »Auf Wiedersehen.« Er würde diesem jungen Mann zeigen, dass er des Chinesischen mächtig war und sich keinesfalls Sand in die Augen streuen lassen würde.
    Chenxi nickte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Ming-Vase zu.
    Anna schaute zu, wie der junge Mann langsam den Raum erkundete. Seine Bewegungen waren selbstsicher und graziös. Die Haut auf seinen sehnigen Unterarmen war von einem dunklen Honigton und haarlos, als ob sie aus weichem Rosenholz geschnitzt wären.
    Chenxi drehte sich um und sah, dass sie ihn anstarrte. Sie errötete.
    Â»Möchtest du etwas Tee?« »Wo ist Toilette?«
    Sie hatten gleichzeitig gesprochen.
    Â»Wie bitte? Ach ja. Dort drüben. Die linke Tür.«
    Während Chenxi den Raum verließ, betete Anna, dass sie nach ihrem letzten Toilettengang sauber abgespült hatte, aber sie hätte sich keine Sorgen machen müssen. Er wollte nur nachsehen, ob es stimmte, dass Ausländer so reich waren, um sich goldene Toilettensitze leisten zu können. Im Nu war Chenxi wieder da und lächelte still vor sich hin bei dem Gedanken an die Wette, die er mit seinen Studienkollegen abgeschlossen hatte, und an das Geld, das er dabei gewinnen würde.
    Anna dagegen konnte es gar nicht erwarten, mit diesem süßen Typen einkaufen zu gehen. Der Besuch bei ihrem Vater in Shanghai entwickelte sich besser als erwartet.

Kapitel 2
    Â»Um traditionelle chinesische Malerei zu lernen, du müssen ›Vier Schätze‹ besitzen«, verkündete Chenxi. »Schatz Nr. 1 ist Pinsel.«
    Anna nahm den leichten Bambuspinsel in die Hand und drehte ihn hin und her. Er war glatt und braun gefleckt, wie ein Vogelei, und die langen weißen Borsten verjüngten sich zu einer zarten Spitze. Sie schrieb ihren Namen damit in die Luft, ehe sie ihn wieder in das bestickte Seidenkästchen legte. Dann schaute sie Chenxi an.
    Stirnrunzelnd betrachtete er die Pinsel in ihren aufwendig dekorierten Behältnissen. »Zu teuer!«
    Anna seufzte und stellte die Kästchen wieder auf das staubige Regal.
    Chenxi rief dem hageren jungen Mann, der an der Theke lehnte und in seinen Zähnen herumstocherte, etwas zu. Der Mann gähnte und öffnete dann eine Metallschublade hinter sich. Er holte eine Handvoll identischer Pinsel heraus und warf sie vor Chenxi auf die Theke. Dann nahm er wieder seine ursprüngliche Position ein und fuhr fort, in seinen Zähnen zu stochern.
    Chenxi nahm einen Pinsel nach dem anderen in die Hand und prüfte sie. Zuerst schloss er die Augen und balancierte das Gewicht des Pinsels in seiner Handfläche. Dann nahm er die lange Plastikhülle ab und zupfte an den Borsten. An einem Pinsel lösten sich die Haare in Büscheln. Er schnaubte und schob den zerrupften Pinsel dem Verkäufer zu, der sich dadurch nicht von seinen Zähnen ablenken ließ. Dann hielt Chenxi jeden einzelnen Pinsel dicht vor sein eines Auge und spähte an dem Schaft entlang, ehe er sie unter seiner flachen Hand über die Theke rollte. Jeden Pinsel unterzog er dieser Prüfung, bis aus dem guten halben Dutzend nur ein Einziger übrig blieb.
    Anna schaute fasziniert zu, als Chenxi von dem gelangweilten Verkäufer eine weitere Handvoll Pinsel verlangte, diesmal größer als die ersten, und genau die gleiche Prozedur vollzog. Dann wieder und wieder, bis zehn Minuten später sechs perfekte Pinsel unterschiedlicher Größe wie eine Panflöte nebeneinander vor ihnen lagen.
    Â»Schatz Nr. 2 ist

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