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Shanghai Love Story

Shanghai Love Story

Titel: Shanghai Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Rippin
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wischte ihre Hand weg. Er öffnete seine Tür und rutschte aus dem Wagen. Die Motorhaube dampfte und tickte in der feuchten Hitze. Sofort drückten sich kleine runde Nasen gegen die Fensterscheiben. Alle waren gekommen, um sie unter die Lupe zu nehmen. Das Dröhnen des Verkehrs klang weit entfernt. Anna lehnte sich zurück. Ihr Herz tanzte wie ein Fisch. Sie starrte stur geradeaus. Im Radio nahm die Oper jetzt Fahrt auf – es klang wie Katzengejaule und Bratpfannen, die scheppernd gegeneinandergeschlagen wurden. Der Vorsitzende Mao lächelte gütig auf sie herab.
    Der Fahrer kehrte mit einer alten Frau an einem und einer Wassermelone im anderen Arm zurück. Um ihn herum hatte sich seine Familie versammelt. Alle starrten die bleiche, schwitzende Ausländerin an und riefen »Hallooo! Hallooo!« Die alte Frau hatte starre gelbe Augen und ein klebriges Lächeln. Sie streckte ihren Arm durch die offene Fahrertür und berührte Annas Kopf. Sie nickte und gurrte, während ihre Finger durch Annas Haare glitten.
    Als endlich alle genug gestarrt hatten, stieg der Fahrer wieder ins Taxi, legte die Wassermelone auf den Beifahrersitz und startete den Motor. Sie fuhren aus der Gasse hinaus, hinein in den dichten Verkehr. Annas Gesicht brannte vor Wut und Scham, weil der Taxifahrer sie wie eine Zirkusattraktion behandelt und weil Chenxi sie im Stich gelassen hatte. Sie schwor sich, dass sie sich nie wieder so einwickeln lassen würde. Chenxi bekam gutes Geld dafür, dass er auf sie aufpasste. Das nächste Mal würde sie nicht mehr auf seinen Charme hereinfallen.

Kapitel 3
    Der Tag löste sich im Abend auf. Die Farben des Sonnenuntergangs überzogen den dunstig-grauen Himmel mit einem zarten Rosa. Männer in Anzügen mit gefälschten Designer-Labels an den Ärmelaufschlägen hockten in Hauseingängen und rauchten. Ein Nudelverkäufer räumte seinen Stand auf, um Platz für die Konkurrenz zu machen. Leute, die um diese Zeit etwas aßen, hatten keinen Appetit auf Nudeln. Ein spätes Abendessen war die Zeit der Ausländer, die Zeit der Geschäftemacher, die Zeit, um Zigaretten und einen Handschlag auszutauschen. Um Geld auszugeben, um Geld zu verdienen. All das ging den alten Mann nichts an. Er hatte genug verdient, um mit seiner Nudelsuppe und den Essensmarken zurechtzukommen. Das große Geld überließ er den jungen Leuten. Es war an ihnen, reich zu werden und nach Amerika zu gehen. Er schätzte sich schon glücklich, die Schrecken der Vergangenheit überlebt zu haben.
    Er fegte den Asphalt vor seinem Laden sauber. Nudeln, Speichelklumpen und Kakerlaken wirbelten in den Rinnstein. Die Nacht senkte sich nieder und eine Brise fuhr durch die feuchte Hitze des Tages. Der alte Mann wischte sich mit der Hand über die fettige Stirn. »Macht schon, ihr zwei«, sagte er zu den beiden jungen Männern, die in der hintersten Ecke saßen. »Ich will nach Hause.«
    Die zwei jungen Männer schauten von ihrem Gespräch auf und merkten überrascht, dass die Dunkelheit an sie herangekrochen war. Chenxi zog an seiner Zigarette, wobei das orangefarbene Glühen sein Gesicht beleuchtete; dann schnickte er den Stummel hinaus auf die Straße. »Entschuldige, Großvater. Wir gehen, wir gehen ja schon.«
    Sein Freund Lao Li zog ungelenk die langen, schlaksigen Beine unter dem schmutzigen Plastiktisch hervor und stand auf. Auf dem Weg zur Tür duckte er sich unter der schwankenden Glühbirne, die von der Decke hing.
    Â»Hier, Großvater«, sagte Chenxi und legte dem alten Mann den Arm um die Schulter. Er zwinkerte und steckte ihm einen Geldschein in die faltige Hand. »Für deine Reise nach Amerika!«
    Die beiden jungen Männer kicherten, während sie sich auf die rostigen Fahrräder schwangen, die an dem Laden lehnten.
    Der alte Mann schaute auf den funkelnagelneuen Devisenschein in seiner Hand. Er schaute den beiden Jugendlichen nach, die die mittlerweile verlassene Straße entlangradelten, und schüttelte den Kopf. Was hatten die beiden jetzt bloß wieder ausgeheckt?

    Â»He, gehen wir in eine Bar!«, sagte Chenxi. Seine Wangen waren gerötet und er fühlte sich beschwingt von dem Reiswein, den er mit seinem Freund getrunken hatte. Er fuhr voraus und beschrieb mit dem Fahrrad eine Acht, bis Lao Li ihn eingeholt hatte. »Was meinst du? Der Nobelschuppen auf der Huai Hai Lu?«
    Lao Li grinste und sagte

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