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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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über den Tod hinaus wirksam war? Und er wußte auch, daß seine Freiheit ihm auch jetzt noch wieder geraubt werden konnte. Wenn es einem der Erwählten gelang, ein Samenkorn des Ellcrys zum Kraftquell des Baumes zu bringen, dann konnte der Zauberbaum wiedergeboren und der Bann der Verfemung erneuert werden. Dies wußte er, und dieses Wissen war der Grund dafür, daß er den Befreiungsversuch gewagt hatte. Er war keinesfalls sicher gewesen, daß es ihm gelingen würde, die Mauer des Bannspruchs zu durchbrechen. Es war ein gefährliches Wagnis gewesen, so viel Kraft bei dem Versuch einzusetzen; wäre er fehlgeschlagen, so wäre es für diejenigen hinter der Mauer, die über beinahe ebenso enorme Kräfte verfügten wie er, ein leichtes gewesen, ihn in diesem Zustand der Schwäche zu vernichten. Doch es war ein notwendiges Wagnis gewesen. Die Elfen waren sich des Ausmaßes der Gefahr, die ihnen drohte, nicht bewußt. Noch glaubten sie, sicher zu sein. Sie hielten es nicht für möglich, daß einer im finsteren Verlies des Bannes der Verfemung über so gewaltige Kräfte verfügte, um die Mauer zu sprengen. Zu spät würden sie erkennen, daß sie einem Irrtum erlegen waren. Wenn es soweit war, würde er - der Dagda Mor - schon dafür Sorge getragen haben, daß der Ellcrys nicht wiedergeboren, der Bannspruch nicht erneuert werden konnte.
    Aus diesem Grund auch hatte er die beiden anderen mit sich genommen.
    Jetzt blickte er sich nach ihnen um. Den Wandler entdeckte er sofort. Sein Körper unterlag einer ununterbrochenen Folge von Wandlungen in Farbe und Gestalt, während er sich darin übte, die Lebensformen nachzuahmen, die er hier vorfand - am Himmel einen nach Beute spähenden Falken, dann einen Raben; auf dem Boden zunächst ein Murmeltier, dann eine Schlange, ein vielbeiniges Insekt mit einer Schwanzzange, dann wieder etwas anderes. Die Verwandlungen folgten einander in so rascher Folge, daß das Auge sie kaum wahrnehmen konnte. Denn der Wandler vermochte alles und jedes zu sein. Eingeschlossen in die Finsternis, wo er nur seine Brüder zum Vorbild hatte, war ihm die volle Entfaltung seiner besonderen Kräfte versagt gewesen. Ja, sie waren praktisch unnütz gewesen. Hier jedoch, in dieser Welt, waren der Möglichkeiten unendlich viele. Alles konnte er sein, Mensch oder Tier, Fisch oder Vogel, ganz gleich welcher Größe, welcher Gestalt, welcher Farbe, welcher Fähigkeiten. Er konnte ihre Eigenschaften vollendet nachahmen. Selbst dem Dagda Mor war die wahre Gestalt des Wandlers fremd; dieses Wesen wurde von einem so ausgeprägten Hang getrieben, sich anderen Lebensformen anzupassen, daß es in jedem Augenblick etwas war, das es in Wirklichkeit nicht darstellte.
    Es war dies eine ungewöhnliche Gabe, und sie gehörte zu einem Wesen, dessen Energie zum Bösen beinahe so groß war wie die des Dagda Mor. Auch in den Adern des Wandlers floß Dämonenblut. Er war zutiefst von Selbstsucht und Haß beherrscht. Er war falsch und hinterhältig und genoß es, anderen zu schaden. Nie hatte er den Elfen und ihren Verbündeten etwas anderes entgegengebracht als Feindseligkeit, und er verachtete ihre liebevolle Sorge um das Wohl der niedrigeren Lebewesen, die ihre Welt bevölkerten. Dem Wandler bedeuteten niedrigere Lebewesen nichts. Sie waren schwach und leicht verletzbar; sie waren dazu bestimmt, von höheren Wesen - so wie er selbst eines war - für ihre Zwecke benutzt zu werden. Die Elfen waren nicht besser als die Geschöpfe, die sie zu schützen suchten. Sie konnten oder wollten nichts vortäuschen, wie er es ständig tat. Sie waren alle in dem Wesen gefangen, das sie verkörperten; sie konnten nichts anderes sein. Er jedoch konnte jede Gestalt annehmen, welche immer er wollte. Er verachtete sie alle. Der Wandler hatte keine Freunde. Und er wollte keine. Außer einem, dem Dagda Mor, denn der Dagda Mor besaß etwas, was selbst ihm Achtung abverlangte - eine Macht, die größer war als seine eigene. Aus diesem Grund - und einzig aus diesem Grund - hatte sich der Wandler bereit gefunden, sich ihm zu unterwerfen.
    Den Raffer zu finden, brauchte der Dagda Mor etwas länger. Er entdeckte ihn schließlich kaum fünf Schritte entfernt. Völlig reglos, wenig mehr als ein Schatten im blassen Licht des frühen Morgens, stand er da, ein Stück verbleichender Nacht vor dem Grau des öden Flachlands. Von Kopf bis Fuß in Gewänder gehüllt - in der Farbe feuchter Asche - , war der Raffer beinahe unsichtbar, zumal sein Gesicht im Schatten

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