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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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um sich. Ihre Schritte hallten durch den steinernen Korridor und brachen die Stille.
    Dann war da plötzlich noch etwas, eine Art Quietschen, das Morgan an das Geräusch eines rostigen Eisenriegels erinnerte, der nach langer Zeit aufgeschoben wurde. Sie blieben alle gleichzeitig stehen und standen im silbrigen Schein der Fackel und lauschten. Das Quietschen dauerte an; es kam von irgendwo hinter ihnen.
    »Kommt«, befahl Walker barsch und eilte voraus. Die anderen hasteten hinter ihm her, angespornt von der ungewohnten Dringlichkeit in seiner Stimme. Walker hatte in dem Geräusch etwas erkannt, das ihnen entgangen war. Morgan schaute beim Laufen über seine Schulter zurück. Was war dort hinten?
    Sie überquerten ein seichtes Wasserrinnsal, das aus einem Riß in der Wand quoll, und Walker drehte sich um und winkte die anderen vorbei. Das Quietschen war inzwischen ohrenbetäubend laut geworden und kam immer näher. Der Dunkle Onkel reichte Morgan die Fackel und schleuderte etwas ins Dunkel. Weißes Feuer leuchtete auf, und der Tunnel dahinter war plötzlich hell erleuchtet.
    Morgan riß entsetzt die Augen auf. Überall waren Ratten, eine wuselnde, strampelnde Herde pelziger Leiber. Aber diese Ratten waren Riesen, drei- oder viermal so groß wie normale Ratten, ganz Krallen und Zähne. Ihre Augen waren weiß und blind wie alles, was die Gefährten in Eldwist gesehen hatten, und ihr Fell war naß vom Seewasser. Sie sahen gefräßig aus. Und wahnsinnig. Sie strömten zwischen den Felsen hervor und steuerten auf die Männer und das Mädchen los.
    »Haut ab!« schrie Walker und riß Morgan die Fackel aus der Hand.
    Und sie rannten durch die Dunkelheit, verfolgt von dem Quietschen, das in Wellen anschwoll, und mühten sich, im Lichtkreis der Fackel zu bleiben, während sie versuchten, dem Horror auf ihren Fersen zu entkommen. Der Tunnel stieg an und senkte sich wieder, und Splitter ragten aus den Wänden. Immer wieder stürzten sie, rappelten sich auf und rannten weiter.
    Eine Leiter! war alles, woran Morgan denken konnte. Wir brauchen eine Leiter!
    Aber es gab keine. Es gab nichts als Felswände, Wasserrinnen und Seewasserpfützen. Und sie selbst in der Falle.
    Und dann dröhnte von irgendwo weiter vorn ein neues Geräusch, das Donnern der Brecher gegen die Küste, das Branden der Wogen gegen das Land.
    Sie stürmten aus der Finsternis des Tunnels in ein fahles, silbriges Licht und blieben abrupt stehen. Vor ihnen fiel der Fels steil zum Gezeitenstrom ab. Unten brodelte der Ozean, brach sich an den Felsen, schäumte weiß auf und sprühte sie naß. Sie befanden sich in einer Höhe von solchen Ausmaßen, daß die äußersten Enden in Nebel und Schatten untergingen. Tageslicht drang durch Ritzen im Fels, wo der Ozean die Wand hatte bersten lassen. Weitere Tunnel endeten ebenfalls in der Höhe, schwarze Löcher sowohl zur Rechten als auch zur Linken. Alle waren unerreichbar. Die Steilwände an beiden Seiten waren unerklimmbar. Der Abgrund vor ihnen fiel steil in die brodelnde See. Der einzig mögliche Weg war der, den sie gekommen waren.
    Durch das Rattenheer.
    Die Ratten hatten sie inzwischen beinahe erreicht, ihr Gequietsche übertönte sogar das Tosen der Meereswellen, ihre Leiber füllten die untere Tunnelhälfte, während sie sich mit Krallen und Zähnen aneinander vorbeidrängten. Morgan riß sein Breitschwert aus der Scheide und wußte schon, während er das tat, wie nutzlos die Waffe sein würde. Pe Ell hatte sich von den anderen abgesetzt und war auf die Seite gegangen. Er hielt sein seltsames Silbermesser in der Hand. Dees und Carisman kauerten am Rand des Abgrunds, als wollten sie springen.
    Quickening trat neben Morgan, ihr schönes Gesicht seltsam ruhig, und legte ihm die Hand fest auf den Arm.
    Dann warf Walker Boh seine Fackel beiseite und schleuderte eine Handvoll des schwarzen Pulvers auf das Rattenheer. Feuer explodierte überall, und die vorderste Reihe verbrannte. Doch dahinter waren Hunderte von ihnen, Tausende dieser dunklen Leiber. Krallen klammerten sich wild an die Felsen und suchten Halt. Zähne und blinde Augen glänzten. Die Ratten rückten immer näher.
    »Walker!« rief Morgan verzweifelt und schob Quickening hinter seinen Rücken.
    Doch es war weder der Dunkle Onkel, der auf Morgans Schrei reagierte, noch Pe Ell oder Horner Dees. Nicht einmal Quickening. Es war Carisman, der Sänger.
    Er sprang vor, drängte sich an Morgan und Quickening vorbei und war neben Walker, als die Ratten gerade durch

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