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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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finden. Gegen Mittag, als sie anhielten, um etwas zu essen, waren sie mürrisch und erschöpft.
    »Hier draußen gibt’s nichts, Hochländer«, bemerkte Dees, während er auf einem Stück getrockneten Rindfleischs kaute - seinem letzten Stück. »Nur das Meer und den Wind und diese verfluchten Vögel, die schreien und rufen wie verrückte Weiber.«
    Morgan nickte, ohne zu antworten. Er fragte sich, ob er imstande wäre, einen dieser Seevögel zu essen, wenn es sein mußte. Ihre Nahrungsreserven waren fast aufgebraucht. Bald wären sie gezwungen zu jagen. Was außer den Vögeln gab es denn? Fisch, entschied er. Die Vögel sahen zu mager und zäh aus.
    »Vermißt du das Hochland?« fragte Dees ihn plötzlich.
    »Manchmal.« Er dachte an seine Heimat. »Immerzu.«
    »Ich auch, und ich habe es seit Jahren nicht mehr gesehen. Es ist das schönste Stück Arbeit, das die Natur je hervorgebracht hat. Ich mochte, wie ich mich dort fühlte, wenn ich dort war.«
    »Carisman sagte, auch er sei gern dort gewesen. Er sagte, er liebte die Stille dort.«
    »Die Stille. Ja, ich erinnere mich, wie friedlich es auf jenen Hügeln ist.« Sie hatten Schutz in einem dämmrigen Hauseingang gefunden. Der große Mann rückte von einer wachsenden Pfütze ab, wo das Wasser, das an den Wänden herunterrieselte, sich auf den Stufen sammelte, während sie mit dem Rücken an der Wand saßen und in den Regen hinausschauten.
    Er beugte sich vor. »Ich will dir was sagen«, meinte er leise. »Ich kenne diesen Kerl, diesen Pe Ell.«
    Morgan schaute ihn neugierig an. »Woher?«
    »Von früher. Lange her. Fast zwanzig Jahre. Er war fast noch ein Kind damals; ich war schon alt.« Dees kicherte. »Und was für ein Kind. Schon damals ein Killer. Von Anfang an ein Mörder - als sei er dazu geboren und könne nie etwas anderes sein.« Er schüttelte sein ergrautes Haupt. »Ich kannte ihn. Ich wußte, daß es gefährlich war, ihm in die Quere zu kommen.«
    »Und bist du das?«
    »Ihm in die Quere gekommen? Ich? Nein, nicht ich. Ich weiß sehr genau, wem ich mich stelle und wem ich aus dem Weg gehe. Hab’ ich immer gewußt. Darum bin ich noch am Leben. Pe Ell gehört zu der Sorte, die, wenn sie dich mal auf dem Kieker haben, nicht nachlassen, bis du tot bist. Er läßt einfach nicht locker.« Er zeigte auf Morgan. »Eins solltest du begreifen. Ich weiß nicht, was er hier tut. Ich weiß nicht, warum das Mädchen ihn mitgenommen hat. Aber er ist für keinen von euch ein Freund. Weißt du, was er ist? Er ist ein Mörder der Föderation. Ihr bester übrigens. Er ist Felsen-Dalls Liebling.«
    Morgan erstarrte. Alles Blut wich aus seinem Gesicht. »Das kann doch nicht wahr sein!«
    »Kann und ist«, sagte Dees nachdrücklich, »es sei denn, es hat sich was geändert, und das bezweifle ich.«
    Morgan schüttelte ungläubig den Kopf. »Woher weißt du das alles, Horner Dees?«
    Horner Dees grinste ein breites, hämisches Grinsen. »Seltsame Sache das. Ich erinnere mich an ihn, auch wenn er sich nicht mehr an mich erinnert. Ich kann es in seinen Augen lesen. Er versucht zu erfahren, was es ist, das ich weiß und er nicht. Hast du nicht bemerkt, wie er mich mustert? Versucht, es rauszufinden. Ist zu lange her, nehme ich an. Er hat zu viele Menschen ermordet, hat zu viele Gesichter in seiner Vergangenheit, um sich an alle erinnern zu können. Ich habe nicht so viele Gespenster, über die ich mich sorgen muß.« Er machte eine Pause. »Die Wahrheit ist, Hochländer, daß ich selbst einer von ihnen war.«
    »Einer von ihnen?« fragte Morgan leise.
    Der andere stieß ein scharfes Lachen aus, das wie ein Bellen klang. »Ich war bei der Föderation! Ich habe für sie spioniert!«
    Im gleichen Moment schlug Morgan Leahs Bild von Horner Dees um. Der große, bärenhafte Kerl war nicht länger ein mürrischer, alter Fährtensucher, dessen beste Zeiten hinter ihm lagen; er war nicht einmal mehr ein Freund. Morgan wich zurück und erkannte dann, daß es keine Fluchtmöglichkeit gab. Er faßte nach seinem Breitschwert.
    »Hochländer!« fauchte Dees und ließ ihn erstarren. Der große Mann ballte eine Faust und entspannte sich wieder. »Wie gesagt, das ist lange her. Ich bin schon seit zwanzig Jahren nicht mehr dabei. Setz dich ruhig wieder hin. Von mir hast du nichts zu befürchten.«
    Er legte die Hände mit den Handflächen nach oben auf den Schoß. »So jedenfalls habe ich das Hochland kennengelernt, ob du’s glaubst oder nicht - im Dienst der Föderation. Ich war

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