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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Onkel Billy für Shirlee eingerichtet hatte, und du wolltest Shirlee da herausholen. In dein neues Zuhause bringen. Du und ich und Shirlee sind drei. Eine neue Partnerschaft.«
    »Nein, nein! Das ist gelogen - du bist ja wahnsinnig! Sie hatte D.J. - gefährlich, gewalttätig, das hast du selbst gesagt. Zwei gegen einen! Ich müsste verrückt gewesen sein, mich in so eine Gefahr zu begeben!«
    Sie riss eine ihrer Hände los, krallte sich mit den Nägeln in meine Haut fest und ratschte tiefer. Ich spürte den Schmerz, die Nässe und schubste sie heftig weg. Sie flog rückwärts, die Rückseiten ihrer Beine trafen das Bett, sie fiel darauf und streckte alle viere von sich. Keuchte. Schluchzte. Flüsterte kaum hörbar obszöne Wörter.
    »D.J. stellte für dich keine Bedrohung dar«, sagte ich. »Weil er die ganze Zeit dachte, du hättest es mit ihm getrieben, du hättest ihn bezahlt, Kruse umzubringen. Sherry konnte es nicht riskieren, ihm das zu verraten - dass man ihn betrogen hatte, dann hätte er sich gegen sie gewandt. Sie musste sich selbst um dich kümmern. Die Chancen standen fifty-fifty. Und du hattest den Vorteil. Sie dachte, sie könnte dich überraschen. Sie lief genau in deine Falle, und du warst vorbereitet. Mit deiner vergoldeten Zweiundzwanziger.«
    Sie strampelte mit den Füßen in der Luft herum, fuchtelte mit den Armen. Wutanfall. Frühes Trauma. Schlechte Gene …
    »Idiot … Scheißkerl … Bastard … Schleimschwanz …«
    »Zuerst hast du sie erschossen«, sagte ich. »Dann hast du ihr Dope und Schnaps in den Hals gegossen. Eine gute gerichtliche Untersuchung würde ergeben, dass sie alles erst geschluckt hat, nachdem sie schon tot war, aber es wird nie eine forensische Untersuchung geben, weil Onkel Billy sich darum gekümmert hat. Wie um alles andere auch.«
    »Lügen, alles Lügen, du Scheißkerl!«
    »Ich glaube nicht, Sharon. Und jetzt hast du alles. Genieße es.«
    Ein gurgelnder, brüllender Ton - das Einzige, woran ich denken konnte, war eine Senkgrube, die überfloss - kam von tief unten aus ihr heraus. Sie hob das Wasserglas auf, das sie mir gebracht hatte, riss den Arm zurück und warf es nach mir.
    Wenn es getroffen hätte, hätte es Schaden angerichtet. Ich duckte mich. Es sprang von der Plastikwand ab und landete mit einem dumpfen Aufprall.
    »Mit der rechten Hand«, sagte ich. »Wenigstens bin ich endlich sicher, welche Seite des Spiegels ich gesehen habe.« Sie schlug die Augen nieder und starrte ihre Hand an, als ob sie sie verraten hätte.
    Ich ging. Musste lange durch die Dunkelheit laufen, bis ich ihre Schreie nicht mehr hörte.

36
    Ich hörte den Buggy, bevor ich ihn sah, das Summen eines Nachtfalters, das von irgendwo links von mir kam. Dann kroch das Scheinwerferlicht über die Wüste wie das Suchlicht eines Gefängnisses, erfasste mich, blieb auf mir haften, fing mich ein wie ein Insekt in einen Bernsteintropfen.
    Kursänderung. Holprige Fahrt. In kurzer Zeit war er an meiner Seite.
    »Steigen Sie ein, Doktor.« Vidals Krächzen. Nur er, auf dem Fahrersitz.
    Als ich mich auf meinen Platz setzte, ließ er das Licht seiner Taschenlampe über das Blut an meiner Hand gleiten. Die Wüstenluft hatte es zu einer kastanienbraunen Grütze getrocknet.
    »Nichts Schlimmes«, sagte ich.
    »Wir kümmern uns darum, wenn wir zurück sind.«
    Gelassen.
    »Sie haben alles gehört«, stellte ich fest.
    »Ständige Aufsicht ist notwendig«, erklärte er. »Sie braucht Pflege und Überwachung. Sie haben das selbst gesehen.«
    »Sie sind ein großer Freund des Demonstrierens und Erklärens«, sagte ich. »Sie bringen Sharon zu Joan, hoffen, sie dadurch umstimmen zu können. Sie konfrontieren mich mit Sharon in der Hoffnung, mir den Mund zu schließen.«
    Er fuhr los.
    »Wie kommen Sie darauf«, fragte ich, »dass Sie mehr Glück haben werden?«
    »Man kann es nur versuchen«, sagte er.
    Wir durchquerten die Wüste. Mehr Sterne waren herausgekommen, strahlten die Erde mit eisigem Licht an, lasierten sie.
    »Wann ist Belding gestorben?«, fragte ich.
    »Vor Jahren.«
    »Vor wie vielen Jahren?«
    »Bevor die Mädchen wieder zusammenkamen. Ist das genaue Datum wichtig?«
    »Das war es für Seaman Cross.«
    »Es geht hier jetzt nicht um Cross, oder?«
    »Wie lautete die Diagnose?«, fragte ich.
    »Alzheimersche Krankheit. Bevor die Ärzte uns diesen Ausdruck bescherten, nannten wir es Senilität. Ein allmähliches, ekelhaftes Verdämmern.«
    »Muss für die Corporation eine Belastung gewesen

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